Wir reden immer nur über Schutzgebiete. Wenn ich das Schutzgebiet habe, habe ich damit noch nicht eine Katastrophe, die da droht, abgewehrt, sondern ich muß da eine Abwehrmaßnahme treffen. Und ich denke mal, wenn man da jetzt zu kommen könnte, daß man nicht nur länderübergreifend, also Niedersachsen und Schleswig-Holstein, sondern auch mit Dänemark und Holland zusammenarbeitet, könnte man das eine oder andere in die Wege leiten.
Für eine umfassende Gefahrenabwehr besteht die Möglichkeit, daß das Wattenmeer als ein sogenanntes Particular Sensitive Sea Area, ein besonders sensibles Seegebiet, kurz PSSA, ausgewiesen wird. Nach den von der Internationalen Schiffahrtsorganisation IMO seit 1991 entwickelten Kriterien können Küstenstaaten eigene Umweltschutz- oder Befahrensregelungen gegen ausländische Schiffe in ihren Gewässern durchsetzen. Diese Ausweisung eines besonders sensiblen Seegebietes wird von Umweltministerien und den Vertretern des Naturschutzes, wie Dr. Hans-Ulrich Rösner vom WWF in Husum, favorisiert. Widerstände sieht er aber auf der Seite der Häfen wie Hamburg oder Bremen, die befürchten, durch höhere Kosten in eine schlechtere Wettbewerbsposition gegenüber Rotterdam zu geraten.
Nun haben die deutschen Häfen nun eben auch den international bedeutsamen Naturraum Wattenmeer vor sich. Da muß man mehr Rücksicht nehmen. Und wenn dann zusätzliche Kosten entstehen, indem man mehr Sicherheitsschlepper einsetzt, oder daß man höhere Standards für die Lotsenbenutzung setzt, dann müssen die Kosten getragen werden, einerseits von den Verursachern, aber sicher teilweise auch vom Staat, der diese Häfen ohnehin auf mannigfache Weise bezuschußt, und eine umfangreiche Wasser- und Schiffahrtsverwaltung aufrechterhält, wo es durchaus realistisch ist, daß durch entsprechende Umorganisation die Kosten gar nicht so groß sind.
Während sich Naturschutz und Vertreter der Küstengemeinden im Grundsatz einig sind, befürchten letzere durch das Verfahren für die Ausweisung eines PSSA ein Hinauszögern jener Maßnahmen, die in den letzten Monaten auch vom Pallas-Untersuchungsausschuß im Kieler Landtag erarbeitet worden sind. Deshalb fordert die Vorsitzende des Facharbeitskreises Umwelt der CDU-Fraktion, Herlich Marie Todsen-Reese, noch vor der Wattenmeerkonferenz in Esbjerg:
Daß alle die Maßnahmen, die jetzt schon in Angriff genommen werden können, völlig unabhängig von irgendwelchen weiteren Schutzgebietskategorien endlich auch auf den Weg gebracht werden, und da gehört für uns allen voran die Deutsche Küstenwache dazu, und hier können wir überhaupt nicht erkennen, daß Landes- und Bundesregierung ausreichend intensiv schon tätig geworden sind.
Kritisch sieht die CDU und mit ihr die Küstengemeinden auch die Bemühungen um die Ausweisung des Wattenmeeres als Weltnaturerbe, das die Region auf eine Ebene mit dem Great Barrier Reef in Australien oder dem Grand Canyon in den USA heben würde. Erst müsse völlig klar sein, welche Auflagen für die Küstenregion und ihre Entwicklung damit verbunden seien. Hans-Ulrich Rösner fühlt sich als Vertreter des Naturschutzes von dieser Diskussion, die auch auf der Wattenmeerkonferenz in Esbjerg fortgeführt wird, kaum berührt.
Der Schutz des Wattenmeeres ist durch eine Reihe von Rechtsinstrumenten dank all der Arbeit der vergangenen Jahre recht gut abgesichert. Wir haben einen Nationalpark, wir haben das gesamte Wattenmeer als europäische Schutzgebiete nach der Habitatrichtlinie, nach der Vogelschutzrichtlinie anerkannt. Da bringt die Anerkennung als Welterbe über haupt nichts Zusätzliches, Handfestes an Naturschutz. Aber Touristikern kann ich nur anempfehlen, sich das nicht entgehen zu lassen.