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Neue Stresstests für US-Banken

Stresstests für Banken gibt es nicht nur in Europa, sondern auch in den USA. Dort sollen die Geldinstitute erneut getestet werden. Dabei soll ein Wirtschaftsabschwung infolge der Euro-Schuldenkrise simuliert werden.

Von Felix Lincke |
    Zum ersten Mal müssen sechs US-Großbanken, von insgesamt 31, die geprüft werden, die europäische Schuldenkrise mit ihren Konsequenzen für den Euro und die Euro-Staatsanleihen beim bevorstehenden Stresstest berücksichtigen.

    Das ist die wesentliche Neuerung, die zeigt, dass die US-Administration um Finanzminister Timothy Geitner sich große Sorgen um den Fortbestand der Europäischen Währungsunion macht.

    Schon zu Beginn der Griechenlandkrise vor zwei Jahren war es Geitner, der Angela Merkel vor der drohenden Gefahr eines Flächenbrands im Euroraum warnte. Er forderte die Kanzlerin auf, die Probleme in Griechenland schnell und entschlossen zu bekämpfen, damit es nicht zur Ansteckung kommt.

    Seitdem sind viele Befürchtungen wahr geworden, Portugal und Irland mussten unter den Rettungsschirm flüchten.

    Ende letzter Woche äußerte Geitner sich sehr besorgt über die Schieflage bei der Anglo Irish Bank, die eine weltweite Bedrohung für den Bankensektor darstelle. Ein Thema, das in Deutschland und im übrigen Euroraum kaum Beachtung fand.

    Übertreibt Geitner also? Hat es vielleicht Methode, dass die Regierung in Washington besonders gern schwarz sieht für Europa und hier die Ursachen für eine Schuldenkrise sucht, an der Amerika eigentlich den größeren Anteil hat?

    Auf jeden Fall findet alle Jahre wieder in den USA der inzwischen zur Routine gewordene Bankenstresstest statt. Man fällt dabei nicht durch, sondern bekommt von der Regierung notfalls harte Auflagen, die es anschließend zu erfüllen gilt.

    Beim ersten Stresstest von 2009 ging es um 75 Milliarden Dollar an Eigenkapital, die zehn Banken fehlten, fast die Hälfte davon allein der Bank of America. Auch Citigroup, Morgan Stanley und Wells Fargo bekamen schlechte Noten, durften aber nachbessern.

    Geitner drückte die Hoffnung aus, dass die Banken sich schnell wieder auf ihr eigentliches Geschäft konzentrieren, die Kreditvergabe:

    "Our Hope is, that with these actions today banks gonna be able to get back to the business of banking.”"

    Nach einer Entspannung der Lage ging die US-Regierung schon im Folgejahr 2010 zu der sonst üblichen Praxis der Aufsichtsbehörden über, die Ergebnisse von Stresstests nicht zu veröffentlichen.

    Die Ergebnisse für 2011, inklusive des Euro-Risikos, sollen wieder publik gemacht werden. Im Grunde gibt es die Tests eigentlich schon immer, sie fanden nur im Verborgenen statt.

    Ob man damit die Krise von morgen verhindern kann, indem man Risiken bekämpft, bevor sie auftreten, wird von vielen bezweifelt. Gerhard Hofmann vom Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken hält die Tests eher für eine lästige Pflichtübung als für ein sinnvolles Instrument zur Krisenbekämpfung:

    ""Mir ist kein Fall bekannt in der Vergangenheit, dass ein solcher Stresstest, die ja nicht erst seit heute gemacht werden, tatsächlich eine hohe Erkennungskraft, eine hohe Prognosekraft im Hinblick auf künftige Problemfälle gehabt hätte. Das heißt, das, was man heute stresst, das ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht das Problem von morgen."

    Zumindest im Fall von Griechenland und der Gefahr für den Euro muss man Geitner zugestehen, dass er den Ernst der Lage früher erkannt hat als seine Amtskollegen in Europa.