Nicht viel Neues von Lehrern und Eltern. Was das Institut für Demoskopie - Allensbach mit seinen repräsentativen Befragungen an Erkenntnissen jetzt zutage förderte, ist nahezu deckungsgleich mit den Erkenntnissen der entsprechenden Befragungen des letzten Jahres. Ein Trend bestätigt sich, sagen die Bildungsforscher stolz, dem Leser der Studie geht eher durch den Kopf, das alles schon sehr oft gelesen und gehört zu haben: dass die Lehrer mehrheitlich Freude an ihrem Beruf empfinden, dass aber viele die psychischen Belastungen als gravierend ansehen. Dass der Umgang mit Schülern anstrengender wird: weit verbreitet ein Gefühl der Machtlosigkeit – Klassen gegenüber, die man als Lehrer beim besten Willen nicht mehr in den Griff bekommt. Unter den Eltern weit verbreitet die Meinung, Lehrer würden "zu lasch" mit den Schülern umgehen; die Lehrer wiederum finden auch den Umgang mit den Eltern immer anstrengender, die sich zunehmend als knallharte Lobbyisten ihrer Kinder begreifen.
Gleichzeitig haben viele Lehrer das Gefühl, immer mehr Aufgaben übernehmen zu müssen, die eigentlich das Elternhaus erfüllen müsste. Dass die Leistungsfähigkeit der Kinder sehr von ihrer sozialen Herkunft abhängt, ist bekannt; große Anstrengungen werden unternommen, das zu ändern, erfolgreich indes sind sie offenbar nicht. Renate Köcher, die die Studie heute vorstellte:
"Dieses Fazit ziehen insbesondere die Lehrer an den Grundschulen, die also die Kinder praktisch direkt aus dem Elternhaus so quasi übernehmen, und die haben das Gefühl, die Unterschiede werden größer: Die Oberschicht-Kinder kommen in die Schule, können lesen und schreiben und lernen schon ein Musikinstrument und ziehen zunehmend davon, und andere Kinder haben hier deutlich schlechtere Ausgangschancen."
Heinz-Peter Meidinger vom Deutschen Philologenverband erklärt sich diese Entwicklung so:
"Meine Befürchtung ist, dass der berühmte Pisa-Schock, den wir erlebt haben, vor allem Auswirkungen gehabt hat auf eine Bevölkerungsschicht bei uns: das ist der Mittelstand. Dass heißt also, dass Mittelstandseltern - Oberschichteltern – ist ja nicht die große Mehrheit - dass die jetzt noch mehr sich kümmern um ihre Kinder, damit die schulischen Erfolg haben, während diejenigen, die also diese Unterstützung nicht haben, völlig angewiesen sind auf die Schule. Wir wissen einfach, dass also das Kapital, das Kinder sozusagen vom Elternhaus mitbekommen, ganz schwer durch Schule kompensiert werden kann."
Die Bildungspolitik wird von den Lehrern auch in diesem Jahr in allen Bundesländern mehrheitlich kritisiert. Schwer umsetzbare, realitätsfremde Vorgaben, zu viel Bürokratie –immer mühsamer wird es, Lehrer für den Posten eines Schulleiters zu gewinnen. Einhellig die Kritik an der Anpassung der Lehrpläne für das achtjährige Gymnasium; einhellig die Kritik an zu großen Schulklassen und an zu vielen Ausfallstunden. Vier Prozent aller Schulstunden fallen aus, weitere vier Prozent der Stunden werden von einem Vertretungslehrer gegeben, der kein Fachlehrer ist – acht Prozent aller Schulstunden des Lehrplans finden also nicht statt: bezogen auf eine 12- oder 13-jährige Schulzeit, rechnet Heinz-Peter Meidinger vor, fällt ein komplettes Jahr Unterricht aus. Neue Lehrer braucht das Land, und besser, nämlich praxisorientierter ausgebildet sollten sie sein: 62 Prozent der jüngeren Pädagogen empfinden ihre Ausbildung rückblickend als völlig unzureichend. Vor allem in Mathematik und den naturwissenschaftlichen Fächern fehlen Lehrerinnen, vor allem aber Lehrer – denn, so Renate Köcher:
"Vor 20 Jahren war die Hälfte, 49 Prozent, der Lehrer, weiblich. Jetzt sind es über 60 Prozent. An den Grundschulen sind wir mittlerweile bei 80 Prozent weiblich, und generell sieht man einen anhaltenden Trend zur Feminisierung des Lehrerberufs. Übrigens auch eine Parallele zum Ärzteberuf: alle Berufe, die unmittelbar mit Menschen zu tun haben, werden immer einseitiger Frauenberufe, auch eine interessante Entwicklung in einer Zeit, wo man immer über Angleichung und Quoten und solche Dinge spricht und gleichzeitig hat man eher eine Auseinanderentwicklung der Geschlechter, dass die Frauen bestimmte Domänen besetzen und fast vollständig erobern und auf der anderen Seite die Technikfächer von Männern sehr stark besetzt werden."
Nicht viel Neues also von Lehrern und Eltern, allein - die nächste Studie kommt bestimmt.
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Gleichzeitig haben viele Lehrer das Gefühl, immer mehr Aufgaben übernehmen zu müssen, die eigentlich das Elternhaus erfüllen müsste. Dass die Leistungsfähigkeit der Kinder sehr von ihrer sozialen Herkunft abhängt, ist bekannt; große Anstrengungen werden unternommen, das zu ändern, erfolgreich indes sind sie offenbar nicht. Renate Köcher, die die Studie heute vorstellte:
"Dieses Fazit ziehen insbesondere die Lehrer an den Grundschulen, die also die Kinder praktisch direkt aus dem Elternhaus so quasi übernehmen, und die haben das Gefühl, die Unterschiede werden größer: Die Oberschicht-Kinder kommen in die Schule, können lesen und schreiben und lernen schon ein Musikinstrument und ziehen zunehmend davon, und andere Kinder haben hier deutlich schlechtere Ausgangschancen."
Heinz-Peter Meidinger vom Deutschen Philologenverband erklärt sich diese Entwicklung so:
"Meine Befürchtung ist, dass der berühmte Pisa-Schock, den wir erlebt haben, vor allem Auswirkungen gehabt hat auf eine Bevölkerungsschicht bei uns: das ist der Mittelstand. Dass heißt also, dass Mittelstandseltern - Oberschichteltern – ist ja nicht die große Mehrheit - dass die jetzt noch mehr sich kümmern um ihre Kinder, damit die schulischen Erfolg haben, während diejenigen, die also diese Unterstützung nicht haben, völlig angewiesen sind auf die Schule. Wir wissen einfach, dass also das Kapital, das Kinder sozusagen vom Elternhaus mitbekommen, ganz schwer durch Schule kompensiert werden kann."
Die Bildungspolitik wird von den Lehrern auch in diesem Jahr in allen Bundesländern mehrheitlich kritisiert. Schwer umsetzbare, realitätsfremde Vorgaben, zu viel Bürokratie –immer mühsamer wird es, Lehrer für den Posten eines Schulleiters zu gewinnen. Einhellig die Kritik an der Anpassung der Lehrpläne für das achtjährige Gymnasium; einhellig die Kritik an zu großen Schulklassen und an zu vielen Ausfallstunden. Vier Prozent aller Schulstunden fallen aus, weitere vier Prozent der Stunden werden von einem Vertretungslehrer gegeben, der kein Fachlehrer ist – acht Prozent aller Schulstunden des Lehrplans finden also nicht statt: bezogen auf eine 12- oder 13-jährige Schulzeit, rechnet Heinz-Peter Meidinger vor, fällt ein komplettes Jahr Unterricht aus. Neue Lehrer braucht das Land, und besser, nämlich praxisorientierter ausgebildet sollten sie sein: 62 Prozent der jüngeren Pädagogen empfinden ihre Ausbildung rückblickend als völlig unzureichend. Vor allem in Mathematik und den naturwissenschaftlichen Fächern fehlen Lehrerinnen, vor allem aber Lehrer – denn, so Renate Köcher:
"Vor 20 Jahren war die Hälfte, 49 Prozent, der Lehrer, weiblich. Jetzt sind es über 60 Prozent. An den Grundschulen sind wir mittlerweile bei 80 Prozent weiblich, und generell sieht man einen anhaltenden Trend zur Feminisierung des Lehrerberufs. Übrigens auch eine Parallele zum Ärzteberuf: alle Berufe, die unmittelbar mit Menschen zu tun haben, werden immer einseitiger Frauenberufe, auch eine interessante Entwicklung in einer Zeit, wo man immer über Angleichung und Quoten und solche Dinge spricht und gleichzeitig hat man eher eine Auseinanderentwicklung der Geschlechter, dass die Frauen bestimmte Domänen besetzen und fast vollständig erobern und auf der anderen Seite die Technikfächer von Männern sehr stark besetzt werden."
Nicht viel Neues also von Lehrern und Eltern, allein - die nächste Studie kommt bestimmt.
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