CDU/CSU
Neue Syrien-Äußerung von Wadephul stößt auf Unverständnis - Unterstützung kommt aus "Compass Mitte"

Eine weitere Äußerung von Außenminister Wadephul zur Lage in Syrien hat offenbar für neue Aufregung in der Union gesorgt. Dort sehe es schlimmer aus als Deutschland im Jahr 1945, soll der CDU-Politiker nach Medienberichten gestern in der Sitzung der Unionsfraktion erklärt haben.

    Außenminister Johann Wadephul spricht in mehrere Presse-Mikrofone.
    Außenminister Wadephul mit neuer Äußerung zur Lage in Syrien (Archivbild) (picture alliance / dpa / Marcus Brandt)
    Mehrere Teilnehmer der Runde hätten sich irritiert gezeigt. Ein Abgeordneter bezeichnete den Auftritt Wadephuls als desaströs. Die Unterstützung für den Außenminister in der Fraktion schwinde, hieß es weiter.
    Wadephul hatte bei einem Besuch in Syrien angezweifelt, dass angesichts der massiven Zerstörung kurzfristig eine große Zahl syrischer Flüchtlinge freiwillig dorthin zurückkehren werde. Bundeskanzler Merz hatte daraufhin erklärt, der Bürgerkrieg sei beendet. Es gebe jetzt keinerlei Gründe mehr für Asyl in Deutschland. Deswegen könne man auch mit Rückführungen beginnen.

    Rückendeckung für Wadephul aus dem "Compass Mitte"

    Rückendeckung bekam Wadephul zuletzt von der neuen parteiinternen Plattform "Compass Mitte". Der Mitbegründer und frühere CDU-Generalsekretär Polenz erklärte, Wadephul habe recht. Polenz verwies auf die hohe Arbeitslosigkeit in Syrien und die zerstörte Infrastruktur. Zudem habe Wadephul sich nicht gegen Abschiebungen von Straftätern ausgesprochen. Er habe lediglich darauf hingewiesen, dass die rasche Rückkehr Hunderttausender den Wiederaufbau eher erschweren würde. Sein Kollege Breymann beklagte den Umgang der CDU mit Wadephul, "immerhin der einzige einigermaßen populäre Regierungspolitiker" seiner Partei. Ihn "auseinanderzunehmen" besorge das Geschäft der AfD.
    "Compass Mitte" hatte sich Ende Oktober formiert. Die Gruppe innerhalb der CDU fordert eine Kurskorrektur ihrer Partei und insbesondere von Parteichef Merz. Laut Gründungserklärung bemängeln die Unterzeichner, dass sich unter Merz‘ Vorsitz das Spektrum der Partei verengt habe und der soziale und liberale Flügel zu wenig zur Geltung kämen.

    Syrer beklagen deutsche Debatte: Sie verhindert Integration

    Der Verband deutsch-syrischer Hilfsvereine sieht in der aktuellen Debatte ein Hindernis für die Integration. Es sei enttäuschend, frustrierend und demotivierend, sagte die Verbandsvorsitzende Osman im Deutschlandfunk. Viele gut integrierte Fachkräfte hätten nun Angst vor einer Abschiebung.

    Weitere Informationen zu der Debatte

    Wadephul unter Druck? - Zur Lage in Syrien und Abschiebungen.
    Diese Nachricht wurde am 05.11.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.