Epilepsie bedeutet übersetzt Fallsucht und wird umgangssprachlich häufig als Krampfleiden bezeichnet. Für außen stehende mit spektakulären Symptomen: Der Patient fällt beim Grand Mal, der schwersten Form des Anfalls, ohne Vorwarnung zu Boden, er verkrampft sich, Schaum tritt vor den Mund, er beißt sich auf die Zunge und verliert phasenweise das Bewusstsein. Ursache ist eine Fehlfunktion des Gehirns, ausgelöst durch Nervenzellen, die unkontrolliert Impulse abfeuern. Entscheidend ist dabei, dass die betroffenen Nervengruppen in eine Art Gleichschritt geraten, die Impulse also synchron feuern. Genau hier setzt die medikamentöse Behandlung von Epileptikern an.
" Antiepileptika funktionieren so, dass sie an verschiedenen Stellen im Nervensystem angreifen und die massiv sich entladenden Neuronen in ein normales Muster zurück zwingen. "
Im Mittelpunkt stehen dabei winzige Calciumkanäle an den Nervenzellen, durch die der elektrische Impuls nach außen gelangt. Einige Wirkstoffe – erläutert Professor Christian Elger, Direktor der Klinik für Epileptologie der Universität Bonn – verschließen die Kanäle, andere verhindern, dass sie sich öffnen. Dadurch verschwinden die epileptischen Spannungsimpulse und damit die Anfälle. Im Idealfall – die Praxis sieht anders aus. Zunächst einmal haben Studien ergeben,…
"…dass jedes neu entwickelte Medikament nicht die Zahl der anfallsfreien Patienten verbessert hat, das heißt in der Wirksamkeit waren sie nicht besser sondern nur in der Verträglichkeit. "
Das Hauptproblem liegt in der Pharmakoresistenz: Mit der Zeit verlieren die Medikamente bei fast jedem Patienten ihre Wirksamkeit. Ein ernstes Problem, da viele Patienten jahre- wenn nicht lebenslang auf Medikamente angewiesen sind. Ursache kann sein, dass die Andockstellen – also der Punkt, an dem der Wirkstoff in die Nervenzelle gelangt – belegt ist, möglich sind aber auch genetische Defekte, die von vornherein ein Andocken des Medikamentes verhindern. Außerdem verändern sich die von einer Epilepsie betroffenen Nervenzellen mit der Zeit so, dass sie für den Wirkstoff unzugänglich sind. Hier setzen neue Medikamente an, die sich chemisch den Veränderungen anpassen.
"Das heißt, wenn man da einen richtigen Mix eines Tages hat, kann man die Negativentwicklung einer Epilepsie in Richtung Pharmakoresistez verhindern, und auf der anderen Seite kann man an den Andockstellen Medikamente so variieren, dass sie auch an genetisch veränderten Andockstellen gut greifen, damit kann man das Spektrum der gut behandelbaren Epilepsien vergrößern. "
Als zweite Therapievariante gewinnen so genannte Hirnschrittmacher eine immer größere Bedeutung. Über Elektroden senden sie hochfrequente Ströme in die betroffene Hirnregion und bringen so die synchron arbeitenden Neuronen gezielt aus dem Takt. Der Schrittmacher misst zunächst die synchrone Aktivität der Neuronen, anschließend verzerrt er das Signal und schickt es dann mit einer kurzen Zeitverzögerung in die betroffene Hirnregion. Die Zellen stolpern dabei über die Rückkopplung und geraten so aus dem Takt. Weil Nervenzellen und Schrittmacher ein geschlossenes System bilden, sinkt die Belastung der Patienten, denn der Reizstrom fließt nur dann, wenn er wirklich gebraucht wird.
"Es gibt Systeme heute, mit denen man, wenn man Elektroden im Gehirn hat, bei einem Teil der Patienten Minuten vorher erkennen, kann, dass wahrscheinlich ein Anfall folgt. Das ist aber noch ein so weit im Forschungsbereich liegender Ansatz, dass man noch fünf bis zehn Jahre von der Anwendung entfernt ist."
Patienten, bei denen medikamentöse Therapien nicht greifen, können zusätzlich operiert werden. Bei der Temporallappenepilepsie, der häufigsten operativ behandelbaren Epilepsieform, beträgt die Erfolgsquote immerhin knapp 60 Prozent. Trotz aller Fortschritte ist für Christian Elger aber auch klar: Ohne Behandlung geht fast gar nichts.
"Wir gehen davon aus, dass zwei Drittel aller Epilepsiepatienten fast ein Leben lang behandelt werden müssen, weil die Kondition im Gehirn, die zu epileptischen Anfällen führt, sich nicht ändert."
" Antiepileptika funktionieren so, dass sie an verschiedenen Stellen im Nervensystem angreifen und die massiv sich entladenden Neuronen in ein normales Muster zurück zwingen. "
Im Mittelpunkt stehen dabei winzige Calciumkanäle an den Nervenzellen, durch die der elektrische Impuls nach außen gelangt. Einige Wirkstoffe – erläutert Professor Christian Elger, Direktor der Klinik für Epileptologie der Universität Bonn – verschließen die Kanäle, andere verhindern, dass sie sich öffnen. Dadurch verschwinden die epileptischen Spannungsimpulse und damit die Anfälle. Im Idealfall – die Praxis sieht anders aus. Zunächst einmal haben Studien ergeben,…
"…dass jedes neu entwickelte Medikament nicht die Zahl der anfallsfreien Patienten verbessert hat, das heißt in der Wirksamkeit waren sie nicht besser sondern nur in der Verträglichkeit. "
Das Hauptproblem liegt in der Pharmakoresistenz: Mit der Zeit verlieren die Medikamente bei fast jedem Patienten ihre Wirksamkeit. Ein ernstes Problem, da viele Patienten jahre- wenn nicht lebenslang auf Medikamente angewiesen sind. Ursache kann sein, dass die Andockstellen – also der Punkt, an dem der Wirkstoff in die Nervenzelle gelangt – belegt ist, möglich sind aber auch genetische Defekte, die von vornherein ein Andocken des Medikamentes verhindern. Außerdem verändern sich die von einer Epilepsie betroffenen Nervenzellen mit der Zeit so, dass sie für den Wirkstoff unzugänglich sind. Hier setzen neue Medikamente an, die sich chemisch den Veränderungen anpassen.
"Das heißt, wenn man da einen richtigen Mix eines Tages hat, kann man die Negativentwicklung einer Epilepsie in Richtung Pharmakoresistez verhindern, und auf der anderen Seite kann man an den Andockstellen Medikamente so variieren, dass sie auch an genetisch veränderten Andockstellen gut greifen, damit kann man das Spektrum der gut behandelbaren Epilepsien vergrößern. "
Als zweite Therapievariante gewinnen so genannte Hirnschrittmacher eine immer größere Bedeutung. Über Elektroden senden sie hochfrequente Ströme in die betroffene Hirnregion und bringen so die synchron arbeitenden Neuronen gezielt aus dem Takt. Der Schrittmacher misst zunächst die synchrone Aktivität der Neuronen, anschließend verzerrt er das Signal und schickt es dann mit einer kurzen Zeitverzögerung in die betroffene Hirnregion. Die Zellen stolpern dabei über die Rückkopplung und geraten so aus dem Takt. Weil Nervenzellen und Schrittmacher ein geschlossenes System bilden, sinkt die Belastung der Patienten, denn der Reizstrom fließt nur dann, wenn er wirklich gebraucht wird.
"Es gibt Systeme heute, mit denen man, wenn man Elektroden im Gehirn hat, bei einem Teil der Patienten Minuten vorher erkennen, kann, dass wahrscheinlich ein Anfall folgt. Das ist aber noch ein so weit im Forschungsbereich liegender Ansatz, dass man noch fünf bis zehn Jahre von der Anwendung entfernt ist."
Patienten, bei denen medikamentöse Therapien nicht greifen, können zusätzlich operiert werden. Bei der Temporallappenepilepsie, der häufigsten operativ behandelbaren Epilepsieform, beträgt die Erfolgsquote immerhin knapp 60 Prozent. Trotz aller Fortschritte ist für Christian Elger aber auch klar: Ohne Behandlung geht fast gar nichts.
"Wir gehen davon aus, dass zwei Drittel aller Epilepsiepatienten fast ein Leben lang behandelt werden müssen, weil die Kondition im Gehirn, die zu epileptischen Anfällen führt, sich nicht ändert."