
"Es werden Milliarden Dollar in die USA fließen, großteils aus Ländern, die die USA über viele Jahre hinweg ausgenutzt und darüber gelacht haben", schrieb der US-Präsident in Großbuchstaben auf seiner Online-Plattform Truth Social.
Trump hatte die neuen Zölle in der vergangenen Woche per Dekret angeordnet. Die EU-Kommission interpretierte die Frist bis zuletzt anders und ging von einem Inkrafttreten am Freitag aus. Warum beide Seiten bis zuletzt keine einheitliche Linie bei der Kommunikation des Startdatums gefunden haben, blieb unklar.
Abgaben von 15 Prozent auf die meisten Produkte
Für die meisten Produkte aus der EU gilt ein Aufschlag von 15 Prozent. Bei Stahl- und Aluminiumimporten bleibt es bei den Sonderabgaben in Höhe von 50 Prozent. Die EU-Kommission hatte unlängst eine Grundsatzvereinbarung mit ihren amerikanischen Handelspartnern erzielt und diese Bedingungen ausgehandelt. Teil der Vereinbarung sind auch Investitionen von europäischen Unternehmen in die USA. Sollten sie nicht wie erwartet investieren, droht US-Präsident Trump mit Aufschlägen von 35 Prozent.
Deutsche Unternehmen erwarten Milliardenbelastungen
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer erwartet Milliardenbelastungen für deutsche Unternehmen durch die neuen amerikanischen Einfuhrzölle. Man könne aber noch nicht absehen, wie hoch die Kosten tatsächlich seien, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführerin Melnikov im Deutschlandfunk. Solche Schätzungen wären unseriös. Sie verwies darauf, dass etwa die Bereiche Stahl und Aluminium noch nicht ausverhandelt seien. Diese Unsicherheit hätten die Unternehmen in einer Befragung als noch größere Belastung angegeben, als die durch die Zölle steigenden Kosten, sagte Melnikov. Zwei Drittel wollten sich als Konsequenz der Zollpolitik Washingtons nach Alternativen zum US-Markt umsehen.
Trump kündigt auch Zölle auf Halbleiter und Chips an
Auch für rund 70 weitere Staaten sind neue US-Zölle in Kraft. Die Schweiz, China und Mexiko sowie weitere Länder verhandeln derzeit weiter mit der US-Regierung über ihre jeweiligen Sätze.
Zusätzlich hat Trump Importzölle von 100 Prozent auf alle Computerchips und Halbleiter angekündigt, die in die Vereinigten Staaten kommen. Wann die neuen Zölle in Kraft treten sollen, sagte Trump nicht. Er zeigte sich davon überzeugt, dass die Chip-Unternehmen dadurch die Produktion in den USA ausbauen. Die weitaus meisten Chips werden in Asien produziert.
Brasilien kündigt Widerstand an
Widerstand gegen die Zölle kommt unter anderem aus Brasilien. Präsident Lula da Silva kündigte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters an, er werde in der BRICS-Staatengruppe darüber sprechen, wie man die US-Zölle gemeinsam angehen könne. Er werde deshalb noch heute mit dem indischen Ministerpräsidenten Modi telefonieren sowie mit Chinas Präsident Xi und anderen Staatsoberhäuptern. Zur von Brasilien mitgegründeten BRICS-Gruppe gehören zehn Staaten, darunter auch Russland und Südafrika.
Brasilien ist mit US-Zöllen von 50 Prozent besonders hart getroffen. Die Regierung in Washington begründet die Zölle mit dem juristischen Verfahren gegen Lulas brasilianischen Amtsvorgänger Bolsonaro. Diesem wird vorgeworfen, nach seiner Niederlage bei der Präsidentschaftswahl Ende 2022 einen Putschversuch angezettelt zu haben.
Diese Nachricht wurde am 07.08.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.