Honecker: Welche Rolle soll denn den Alten zukommen in Zukunft?
Krauß: Zumindest eine Leistungsrolle. Sie sollen, wenn wir den Leistungsbegriff mit Hilfe dieser Projektarbeit und mit Hilfe solcher Kongresse etwas moderieren können oder verändern können, sollen die alten Menschen sich bereit finden, auch noch im Alter zu leisten, je nach Vermögen des Einzelnen und vor allen Dingen freiwillig, nicht verpflichtend. Sie leisten ja heute schon eine ganze Menge die alten Menschen. Wenn man sich überlegt, dass der Alters?? des Bundesministeriums für Familie sagt, dass etwa 40 Prozent der 60 bis 85 jährigen schon innerfamiliäre Transferleistungen erbringen, ist das schon eine ganze Menge. Es wird auch von der Politik nicht wahrgenommen.
Honecker: Sie sind an der Universität Köln eine sehr heterogene Gruppe. Wer arbeitet denn da alles jetzt zusammen?
Krauß: Das sind die verschiedensten Berufsgruppen, von der Schneiderin bis eben zu Internisten, also wirklich eine sehr heterogene Gruppe und das ist gut so, es ist ein Querschnitt aus der Bevölkerung und es sind ja auch junge Leute dabei. Ich finde das fantastisch, weil wir damit einen Querschnitt durch die Gesellschaft haben.
Honecker: Es geht ja einmal darum, die Rolle der Alten zu definieren. Sie als junge Studentin, Frau Javaheri-Aria , was können Sie beitragen?
Javaheri-Aria: Als junger Mensch in dieser Gesellschaft denke ich einfach, dass dieses Thema und dieses Problem gerade einfach uns und unsere Zukunft stärker betrifft und auch die kommende Generation als die älteren Menschen, die jetzt darüber diskutieren. Und ich denke mir, wenn es darum geht, die Zukunft meines Lebens zu gestalten oder zu planen, dann möchte ich gerne auch mitreden und mitplanen und Überlegungen einfach voran treiben, die mir später auch selber helfen werden.
Honecker: Diskutieren Sie in erster Linie als potentielle Alte mit oder haben Sie als Junge auch etwas beizutragen?
Javaheri-Aria: Ich denke mir, beides. Also, teils, teils. Es ist einmal meine Zukunft, also, als Alte, spätere Alte, aber auch so als Junge, um diese Kommunikation und Interaktion mit den Älteren, die ich einfach für sehr wichtig halte, sowohl für meine Entwicklung, als auch für gesellschaftliches, reibungsloses Miteinander, dass ich da auch gerne mitgestalten will und diese Verknüpfung und Verbindung zu den Älteren einfach nicht verloren gehen lassen möchte.
Honecker: Was wird denn am Samstag passieren, kann man das schon absehen?
Krauß: Wir haben eine Frage gestellt. Die Frage heißt, was passiert, wenn wir die Altersrente abschaffen in der Gesellschaft? Wir wollen nicht die Rente abschaffen, aber wir wollen die Altersrente, die durch das Alter bedingte Rente abschaffen. Diese Frage haben wir Wissenschaftlern verschiedener Fakultäten gestellt, um mal die Antworten aus der Sicht der jeweiligen anderen Fakultät zu bekommen. Und wir wollen damit natürlich auch erreichen, dass die Wissenschaftler mal miteinander reden, denn jeder redet ja nur für sich selbst.
Honecker: Also interdisziplinär. Welche Disziplinen sind am Samstag denn vertreten?
Krauß: Das ist einmal die wirtschaftswissenschaftliche, dann ist es die Soziologie, dann ist es die Erziehungswissenschaft, dann ist es die Pädagogik und die Psychologie.
Honecker: Jetzt ist es ja so, dass die Altersforschung zum Beispiel am Max Planck Institut für Bildungsforschung von Herrn Paul Baltes sehr massiv vorangetrieben worden ist. Man will jetzt aber in Zukunft so ein bisschen den neurowissenschaftlichen Zweig hervorheben, also mehr mathematisch-naturwissenschaftlich. Wollen Sie da eine Gegenposition ausarbeiten?
Krauß: Nein, wir wollen also gar keine Positionen darstellen. Wir wollen alles das, was passiert einfach integrieren und nehmen das mit hohem Interesse wahr. Und wir haben auch vorgesehen, Professor Baltes, ich habe ihn schon angeschrieben, beim nächsten Kongress dabei zu haben, denn es können nicht genug Leute darüber reden. Was geschehen muss in unserer Gesellschaft ist: Verantwortung für einander ins Bewusstsein zu heben.
Honecker: Wer kann denn alles kommen am Samstag?
Krauß: Von mir aus kann natürlich jeder kommen, er muss nur wissen, es ist ein Marathonkongress. Es dauert von morgens halb zehn bis abends 17 Uhr. Wir haben eine Podiumsdiskussion, die wird geleitet von dem Herr Esche von der Bertelsmannstiftung. Kommen kann jeder, wenn er die Ausdauer hat und auch, sagen wir einmal, ein bisschen Vermögen, solche Dinge etwas zu verstehen.
Honecker. Eckhard Krauß und Naza'nin Javaheri-Aria zum Kongress "Neuer Generationenvertrag" an diesem Samstag in der Universität Köln, herzlichen Dank.
Link zum Thema
IFG - InitiativForum Generationenvertrag