Die großen Umbrüche des 20. Jahrhunderts fanden vielmehr in Frankreich, Österreich und Deutschland statt, und aus der Perspektive des musikalischen Fortschritts betrachtet, kamen Komponisten wie Vaughan Williams, Edward Elgar, William Walton oder auch Benjamin Britten eigentlich immer ein paar Jahre oder auch Jahrzehnte zu spät. Was sie aber nicht hinderte, wunderbare Musik zu schreiben. Und spätestens seit der postmodernen Ära rücken auch jene Werke wieder stärker ins Blickfeld, die sich nicht dem Experiment, dem Vorantreiben neuer Kompositionstechniken, der Erforschung und Erweiterung des musikalischen Materials verschrieben haben. Längst ein Klassiker in diesem Zusammenhang ist das hochromantische Cellokonzert von Edward Elgar, das bei Sony Music in einer Neueinspielung mit Sol Gabetta und dem Danish National Symphony Orchestra unter der Leitung von Mario Venzago herauskam.
Edward Elgar
aus: Konzert für Violoncello und Orchester op. 85
Ausschnitt aus dem 2. Satz
aus Track <2> von 1'33 - Ende
Dauer: 3'00
Sol Gabetta, Violoncello
Danish National Symphony Orchestra
Leitung: Mario Venzago
LC 00316
88697630812
Ein für die Cellistin äußerst heikles Stück Musik, dieser zweite Satz des Cellokonzertes von Edward Elgar, und auch das Orchester muss höllisch aufpassen, damit seine Farbtupfer und Klangfarbeneinwürfe bei diesem Perpetuum mobile exakt an der richtigen Stelle sitzen. Dieses Cellokonzert entstand in den Jahren 1918/19 - zum größten Teil in einem Landhaus, das Edward Elgar in Sussex inmitten dichter Wälder gemietet hatte. Die liebliche Atmosphäre dieses Hauses habe das Stück wesentlich geprägt, äußerte Elgar später. Aber es sind auch andere Wesensmerkmale spürbar. Schließlich war der kräftezehrende, unmenschliche erste Weltkrieg gerade erst vorüber, und um Elgars Gesundheit war es nicht zum Besten bestellt. Er war Anfang 60 und hatte eine schmerzhafte Operation überstanden, als er das Hauptthema des ersten Satzes notierte. Und bei allem romantischen Schwung, den das Cellokonzert insgesamt vermittelt, sind Züge von Müdigkeit und Resignation nicht zu überhören, vor allem dann, wenn man den mutigen, ausholenden Beginn mancher Passagen mit deren knappem, abruptem, manchmal geradezu verzagtem Ende vergleicht. So hat man gerade im ersten Satz öfter den Eindruck einer Entwicklung hin zu größerer Zuversicht, die dann aber infrage gestellt und schließlich doch wieder von Niedergeschlagenheit abgelöst wird. Vielleicht ist dieses Cellokonzert, das letzte bedeutende Werk Elgars überhaupt, also auch ein wehmutsvoller Rückblick auf das romantische Solokonzert schlechthin, auf eine grandiose Epoche, die so nie wiederkommt. Sol Gabetta und die Musiker aus Kopenhagen widmen sich dieser Mischung aus Nostalgie und Trauer mit großer Ernsthaftigkeit.
Edward Elgar
aus: Konzert für Violoncello und Orchester op. 85
Ausschnitt aus dem 1. Satz
aus Track <1> ab 3'41
Dauer: 4'30
Sol Gabetta, Violoncello
Danish National Symphony Orchestra
Leitung: Mario Venzago
LC 00316
88697630812
Soweit ein Ausschnitt aus dem ersten Satz von Edward Elgars Cellokonzert, gespielt von Sol Gabetta und dem Danish National Symphony Orchestra unter Leitung von Mario Venzago.
Wer diese junge argentinisch-französische Cellistin russischer Abstammung im Konzert erlebt hat, erinnert sich besonders an ihre zupackende Art, ihre unglaubliche Virtuosität und den Elan, mit dem sie jedweder musikalischen Phrase besondere Wichtigkeit verleihen will. Hier bei Elgar sind über weite Strecken andere Qualitäten gefragt, hier verlangen Melancholie und Resignation nach einem eher elegischen, gleichwohl intensiv-beseelten Ton. Sol Gabetta beherrscht auch diese gerade fürs Cello wichtige Ausdruckspalette perfekt, haucht auch den mehr in sich gekehrten Melodien des spätromantischen Engländers Leben ein – mit einem traumhaft weichen, bisweilen klagenden, anderswo dramatisch-expressiven Ton. Zwischen ihre früheren CDs mit Schostakowitschs 1969 komponiertem 2. Cellokonzert und den barocken Vivaldi-Konzerten setzt sie damit einen neuen Glanzpunkt im Bereich der Romantik, wobei das Cellokonzert ergänzt wird von einer Reihe kleinerer Piecen: Drei Miniaturen, ebenfalls von Elgar, wurden dabei neu für Cello und Orchester bearbeitet, anderes ebenso Leichtgewichtiges stammt von Antonin Dvořák und Ottorino Respighi.
Gut befreundet ist Sol Gabetta mit dem 1946 geborenen lettischen Komponisten Peteris Vasks. Bei zahlreichen Konzerten spielt sie daher als Zugabe noch einen Ausschnitt aus dessen "Cello-Buch". Und auch hier bei der neuen Sony-Produktion bekommt man dieses ungewöhnliche Bravourstück als Bonus-CD noch mit dazu. Beim Komponieren dieses Werkes setzte sich Vasks intensiv mit den Ausdrucksmöglichkeiten des solistischen Cellos auseinander. Der erste Teil, "Marcatissimo", ist aggressiv, angespannt, virtuos, und klingt insgesamt etwa so:
Peteris Vasks
aus: Gramata cellam (Cellobuch)
Ausschnitt aus dem 1. Satz
Bonus CD Track <1>von 1'44 bis 2'00
Dauer: 0'16
Sol Gabetta, Violoncello
LC 00316
88697630812
Der zweite Teil, "Dolcissimo" überschrieben, wirkt dagegen eher spielerisch, melodiös, vielleicht auch wie ein Ritual mit gelegentlichen zarten Scherzo-Anklängen. Der besondere Clou sind hier die beiden Stellen, bei denen Sol Gabetta zusätzlich zum Instrument noch ihre Gesangsstimme einsetzt – für die zahlreichen Fans der jungen Cellistin dürfte diese Komposition von Peteris Vasks bald Kultstatus erreichen.
Peteris Vasks
aus: Gramata cellam (Cellobuch)
Ausschnitt aus dem 2. Satz
Bonus CD Track <2>von 5'01 bis Ende
Dauer: 2'10
Sol Gabetta, Violoncello
LC 00316
88697630812
Doch kehren wir zurück zum Hauptwerk der neuen Produktion, zum Cellokonzert von Edward Elgar, und hören noch den ungewöhnlichen Schluss, der trotz einer 15-Sekunden den Beifall herausfordernden Stretta insgesamt eher rezitativisch klagend ausgefallen ist. Ein ganz großer Bewunderer des Komponisten Edward Elgar war der englische Dichter George Bernard Shaw, der im Januar 1920 begeistert schrieb: "Wenn ich König wäre, oder Minister der schönen Künste, ich würde Elgar eine Leibrente von tausend Pfund jährlich aussetzen unter der Bedingung, dass er mir alle achtzehn Monate eine Sinfonie schriebe!"
Edward Elgar
aus: Konzert für Violoncello und Orchester op. 85
Ausschnitt aus dem 2. Satz
aus Track <4> Schluss
Dauer: 3'25
Sol Gabetta, Violoncello
Danish National Symphony Orchestra
Leitung: Mario Venzago
LC 00316
88697630812
Die Neue Platte – heute mit einer rundum empfehlenswerten CD des Labels Sony Music mit dem Cellokonzert von Edward Elgar, gespielt von Sol Gabetta und dem Danish National Symphony Orchestra unter der Leitung von Mario Venzago.
Edward Elgar
aus: Konzert für Violoncello und Orchester op. 85
Ausschnitt aus dem 2. Satz
aus Track <2> von 1'33 - Ende
Dauer: 3'00
Sol Gabetta, Violoncello
Danish National Symphony Orchestra
Leitung: Mario Venzago
LC 00316
88697630812
Ein für die Cellistin äußerst heikles Stück Musik, dieser zweite Satz des Cellokonzertes von Edward Elgar, und auch das Orchester muss höllisch aufpassen, damit seine Farbtupfer und Klangfarbeneinwürfe bei diesem Perpetuum mobile exakt an der richtigen Stelle sitzen. Dieses Cellokonzert entstand in den Jahren 1918/19 - zum größten Teil in einem Landhaus, das Edward Elgar in Sussex inmitten dichter Wälder gemietet hatte. Die liebliche Atmosphäre dieses Hauses habe das Stück wesentlich geprägt, äußerte Elgar später. Aber es sind auch andere Wesensmerkmale spürbar. Schließlich war der kräftezehrende, unmenschliche erste Weltkrieg gerade erst vorüber, und um Elgars Gesundheit war es nicht zum Besten bestellt. Er war Anfang 60 und hatte eine schmerzhafte Operation überstanden, als er das Hauptthema des ersten Satzes notierte. Und bei allem romantischen Schwung, den das Cellokonzert insgesamt vermittelt, sind Züge von Müdigkeit und Resignation nicht zu überhören, vor allem dann, wenn man den mutigen, ausholenden Beginn mancher Passagen mit deren knappem, abruptem, manchmal geradezu verzagtem Ende vergleicht. So hat man gerade im ersten Satz öfter den Eindruck einer Entwicklung hin zu größerer Zuversicht, die dann aber infrage gestellt und schließlich doch wieder von Niedergeschlagenheit abgelöst wird. Vielleicht ist dieses Cellokonzert, das letzte bedeutende Werk Elgars überhaupt, also auch ein wehmutsvoller Rückblick auf das romantische Solokonzert schlechthin, auf eine grandiose Epoche, die so nie wiederkommt. Sol Gabetta und die Musiker aus Kopenhagen widmen sich dieser Mischung aus Nostalgie und Trauer mit großer Ernsthaftigkeit.
Edward Elgar
aus: Konzert für Violoncello und Orchester op. 85
Ausschnitt aus dem 1. Satz
aus Track <1> ab 3'41
Dauer: 4'30
Sol Gabetta, Violoncello
Danish National Symphony Orchestra
Leitung: Mario Venzago
LC 00316
88697630812
Soweit ein Ausschnitt aus dem ersten Satz von Edward Elgars Cellokonzert, gespielt von Sol Gabetta und dem Danish National Symphony Orchestra unter Leitung von Mario Venzago.
Wer diese junge argentinisch-französische Cellistin russischer Abstammung im Konzert erlebt hat, erinnert sich besonders an ihre zupackende Art, ihre unglaubliche Virtuosität und den Elan, mit dem sie jedweder musikalischen Phrase besondere Wichtigkeit verleihen will. Hier bei Elgar sind über weite Strecken andere Qualitäten gefragt, hier verlangen Melancholie und Resignation nach einem eher elegischen, gleichwohl intensiv-beseelten Ton. Sol Gabetta beherrscht auch diese gerade fürs Cello wichtige Ausdruckspalette perfekt, haucht auch den mehr in sich gekehrten Melodien des spätromantischen Engländers Leben ein – mit einem traumhaft weichen, bisweilen klagenden, anderswo dramatisch-expressiven Ton. Zwischen ihre früheren CDs mit Schostakowitschs 1969 komponiertem 2. Cellokonzert und den barocken Vivaldi-Konzerten setzt sie damit einen neuen Glanzpunkt im Bereich der Romantik, wobei das Cellokonzert ergänzt wird von einer Reihe kleinerer Piecen: Drei Miniaturen, ebenfalls von Elgar, wurden dabei neu für Cello und Orchester bearbeitet, anderes ebenso Leichtgewichtiges stammt von Antonin Dvořák und Ottorino Respighi.
Gut befreundet ist Sol Gabetta mit dem 1946 geborenen lettischen Komponisten Peteris Vasks. Bei zahlreichen Konzerten spielt sie daher als Zugabe noch einen Ausschnitt aus dessen "Cello-Buch". Und auch hier bei der neuen Sony-Produktion bekommt man dieses ungewöhnliche Bravourstück als Bonus-CD noch mit dazu. Beim Komponieren dieses Werkes setzte sich Vasks intensiv mit den Ausdrucksmöglichkeiten des solistischen Cellos auseinander. Der erste Teil, "Marcatissimo", ist aggressiv, angespannt, virtuos, und klingt insgesamt etwa so:
Peteris Vasks
aus: Gramata cellam (Cellobuch)
Ausschnitt aus dem 1. Satz
Bonus CD Track <1>von 1'44 bis 2'00
Dauer: 0'16
Sol Gabetta, Violoncello
LC 00316
88697630812
Der zweite Teil, "Dolcissimo" überschrieben, wirkt dagegen eher spielerisch, melodiös, vielleicht auch wie ein Ritual mit gelegentlichen zarten Scherzo-Anklängen. Der besondere Clou sind hier die beiden Stellen, bei denen Sol Gabetta zusätzlich zum Instrument noch ihre Gesangsstimme einsetzt – für die zahlreichen Fans der jungen Cellistin dürfte diese Komposition von Peteris Vasks bald Kultstatus erreichen.
Peteris Vasks
aus: Gramata cellam (Cellobuch)
Ausschnitt aus dem 2. Satz
Bonus CD Track <2>von 5'01 bis Ende
Dauer: 2'10
Sol Gabetta, Violoncello
LC 00316
88697630812
Doch kehren wir zurück zum Hauptwerk der neuen Produktion, zum Cellokonzert von Edward Elgar, und hören noch den ungewöhnlichen Schluss, der trotz einer 15-Sekunden den Beifall herausfordernden Stretta insgesamt eher rezitativisch klagend ausgefallen ist. Ein ganz großer Bewunderer des Komponisten Edward Elgar war der englische Dichter George Bernard Shaw, der im Januar 1920 begeistert schrieb: "Wenn ich König wäre, oder Minister der schönen Künste, ich würde Elgar eine Leibrente von tausend Pfund jährlich aussetzen unter der Bedingung, dass er mir alle achtzehn Monate eine Sinfonie schriebe!"
Edward Elgar
aus: Konzert für Violoncello und Orchester op. 85
Ausschnitt aus dem 2. Satz
aus Track <4> Schluss
Dauer: 3'25
Sol Gabetta, Violoncello
Danish National Symphony Orchestra
Leitung: Mario Venzago
LC 00316
88697630812
Die Neue Platte – heute mit einer rundum empfehlenswerten CD des Labels Sony Music mit dem Cellokonzert von Edward Elgar, gespielt von Sol Gabetta und dem Danish National Symphony Orchestra unter der Leitung von Mario Venzago.