Nun sind Moses und Pharao auch in Mailand angekommen. Zum ersten Mal überhaupt. Die diesjährige Saison wurde mit Rossinis rund fünfstündiger Oper eröffnet. Noch nicht in der altehrwürdigen Scala, denn sie wird restauriert und umgebaut, sondern im Teatro degli Arcimboldo, ein gesichtsloser Neubau am Stadtrand, der so gar nicht über den Charme eines Opernhauses verfügt. Wie immer, wenn die Scala-Saison beginnt, tummelten sich Jet Set und Politiker und alle die, die meinen, dabei gewesen sein müssen - ohne besonderes Interesse an der musikalischen Darbietung zu zeigen. Für diese Leute, und es sind immer viele, wird die Rossini-Oper eine schwerverdauliche Kost gewesen sein. 15 Minuten Applaus, triumphierten Italiens Tageszeitungen, erwähnten aber nicht, dass für nicht wenige Anwesende der Applaus ein Zeichen der Befreiung gewesen sein wird.
Auch einige Musikkritiker, die während der Pausen erste Statements abgaben, zeigten sich von der Aufführung ermüdet. Sicherlich nicht wegen Rossinis Musik und sicherlich auch nicht wegen der stimmlichen Qualitäten der Sänger. Ilda Abdrazakov war mit seinen jungen 27 Jahren und seiner beeindruckenden physischen Präsenz sicherlich ein interessanter Moses - eine Rolle, die aber ein stimmgewaltigerer Sänger besser interpretiert hätte. Sonia Ganassi als Sinaïde und Barbara Frittoli als Anaï boten fantastische Stimmen. Doch wie immer bei Maestro Riccardo Muti - der ohne Taktstock dirigierte, so sicher fühlte er sich bei diesem Werk - ließ er den Sängern nicht genügend Zeit ihre ganzen stimmlichen Kunstfertigkeiten zu zeigen. Er zog seinen Partitur ohne wenn und aber durch und die Sänger mussten bei diesem Tempo mithalten. Das Mailänder Premierenpublikum wird sich nicht darüber gewundert haben - man ist es ja gewöhnt, dass Muti das Tempo vorgibt und auf Einwände unfreundlich reagiert - wenn er sie den überhaupt wahrnimmt.
Regie führte Italiens Altmeister in Sachen Theater: Luca Ronconi. Wie schon im letzten Jahr, als er mit einer unerträglich statischen Regie in Bologna die Händel-Oper "Giulio Cesare” als todlangweiliges Drama inszenierte - ohne die von Händel vorgegebenen ironischen Apercus zu berücksichtigen - so legte er auch in Mailand Rossinis Oper lahm. Ronconi inszenierte " Moïse et Pharaon” wie ein Oratorium für einen Kirche. Der Chor und die einzelnen Sänger bewegten sich hieratisch - "wie bei einem Papstgottesdienst in Rom”, spottete eine italienische Kollegin.
Die Oper handelt von Moses und der Geschichte der Befreiung des in Ägypten versklavten jüdischen Volkes. Eine Geschichte, die Rossini mit einer dramatischen Musik versah, die auf der Bühne in nur wenigen Momenten zu spüren war. Es überwog das kirchliche Weihespiel a là Ronconi und Muti. Das Bühnenbild von Gianni Quaranti passte perfekt zu dieser Interpretation. Quranta installierte auf der Bühne eine gigantische Kirchenorgel, die wie Ikone die gesamte Oper begleitete. Das Hieratische passt gut zu Riccardo Muti, der sich selbst seit Jahren in Mailand wie einer Hohepriester, wie ein Pontifex des Musiklebens aufführt. Durch die internationale Presse gingen die Auseinandersetzungen zwischen ihm und der Scalaverwaltung. Es ging um Macht und um Einfluss und um die Programmgestaltung. Ganz besonders dicke Luft herrschte, als Muti vor einigen Monaten bei der Präsentation der neuen Saison demonstrativ nicht anwesend war. Viele Journalisten in ganz Europa schrieben sich die Finger über die Frage wund, wer denn nun im berühmten Opernhaus La Scala der böse Bube sei: der Maestro oder der Verwaltungsdirektor?
Egal, welche Antwort die richtige ist - Tatsache ist, dass Riccardo Muti künstlerisch den Ton angeben will und andere Stimmen neben sich nicht akzeptiert. Diese Dominanz bekommt der Scala nicht gut. Auch wenn sie noch einen großen Namen hat, so tun sich doch immer mehr andere italienische Musiktheater hervor und laufen mit spannenden und interessanten Inszenierungen den Mailändern den Rang ab. Wie zuletzt bei der Eröffnung des San Carlo in Neapel: mit einer "Elektra” von Richard Strauss unter der Regie von Klaus Michael Grüber, mit Bühnenbildern von Anselm Kiefer und mit Gabriele Schnaut in der Hauptrolle. Das war - complimenti - ganz großes Operntheater.
Auch einige Musikkritiker, die während der Pausen erste Statements abgaben, zeigten sich von der Aufführung ermüdet. Sicherlich nicht wegen Rossinis Musik und sicherlich auch nicht wegen der stimmlichen Qualitäten der Sänger. Ilda Abdrazakov war mit seinen jungen 27 Jahren und seiner beeindruckenden physischen Präsenz sicherlich ein interessanter Moses - eine Rolle, die aber ein stimmgewaltigerer Sänger besser interpretiert hätte. Sonia Ganassi als Sinaïde und Barbara Frittoli als Anaï boten fantastische Stimmen. Doch wie immer bei Maestro Riccardo Muti - der ohne Taktstock dirigierte, so sicher fühlte er sich bei diesem Werk - ließ er den Sängern nicht genügend Zeit ihre ganzen stimmlichen Kunstfertigkeiten zu zeigen. Er zog seinen Partitur ohne wenn und aber durch und die Sänger mussten bei diesem Tempo mithalten. Das Mailänder Premierenpublikum wird sich nicht darüber gewundert haben - man ist es ja gewöhnt, dass Muti das Tempo vorgibt und auf Einwände unfreundlich reagiert - wenn er sie den überhaupt wahrnimmt.
Regie führte Italiens Altmeister in Sachen Theater: Luca Ronconi. Wie schon im letzten Jahr, als er mit einer unerträglich statischen Regie in Bologna die Händel-Oper "Giulio Cesare” als todlangweiliges Drama inszenierte - ohne die von Händel vorgegebenen ironischen Apercus zu berücksichtigen - so legte er auch in Mailand Rossinis Oper lahm. Ronconi inszenierte " Moïse et Pharaon” wie ein Oratorium für einen Kirche. Der Chor und die einzelnen Sänger bewegten sich hieratisch - "wie bei einem Papstgottesdienst in Rom”, spottete eine italienische Kollegin.
Die Oper handelt von Moses und der Geschichte der Befreiung des in Ägypten versklavten jüdischen Volkes. Eine Geschichte, die Rossini mit einer dramatischen Musik versah, die auf der Bühne in nur wenigen Momenten zu spüren war. Es überwog das kirchliche Weihespiel a là Ronconi und Muti. Das Bühnenbild von Gianni Quaranti passte perfekt zu dieser Interpretation. Quranta installierte auf der Bühne eine gigantische Kirchenorgel, die wie Ikone die gesamte Oper begleitete. Das Hieratische passt gut zu Riccardo Muti, der sich selbst seit Jahren in Mailand wie einer Hohepriester, wie ein Pontifex des Musiklebens aufführt. Durch die internationale Presse gingen die Auseinandersetzungen zwischen ihm und der Scalaverwaltung. Es ging um Macht und um Einfluss und um die Programmgestaltung. Ganz besonders dicke Luft herrschte, als Muti vor einigen Monaten bei der Präsentation der neuen Saison demonstrativ nicht anwesend war. Viele Journalisten in ganz Europa schrieben sich die Finger über die Frage wund, wer denn nun im berühmten Opernhaus La Scala der böse Bube sei: der Maestro oder der Verwaltungsdirektor?
Egal, welche Antwort die richtige ist - Tatsache ist, dass Riccardo Muti künstlerisch den Ton angeben will und andere Stimmen neben sich nicht akzeptiert. Diese Dominanz bekommt der Scala nicht gut. Auch wenn sie noch einen großen Namen hat, so tun sich doch immer mehr andere italienische Musiktheater hervor und laufen mit spannenden und interessanten Inszenierungen den Mailändern den Rang ab. Wie zuletzt bei der Eröffnung des San Carlo in Neapel: mit einer "Elektra” von Richard Strauss unter der Regie von Klaus Michael Grüber, mit Bühnenbildern von Anselm Kiefer und mit Gabriele Schnaut in der Hauptrolle. Das war - complimenti - ganz großes Operntheater.