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Neuer Rohstoffriese wird Weltmarktführer

Im schweizerischen Zug haben die Aktionäre des Rohstoffmultis Glencore und vom Bergbauriesen Xstrata der Fusion beider Konzerne zugestimmt. Dadurch entsteht der viertgrößte Rohstoff- und Bergbaukonzern der Welt. Bei Zink ist der neue Rohstoffriese Weltmarktführer, bei Eisenerz einer von drei Oligopolisten, so Stahlexperte Hans-Jürgen Kerkhoff.

Von Hans-Jürgen Maurus |
    Glencore Chef Ivan Glasenberg ist am Ziel. Der Boss des größten Rohstoffhändlers der Welt aus Zug kann die Fusion mit dem ebenfalls in Zug beheimateten Bergbauriesen Xstrata durchziehen. Sowohl die eigenen Aktionäre als auch die Eigentümer von Xstrata haben die Transaktion auf der heutigen Generalversammlung gebilligt haben. 79 Prozent der Xstrata-Aktionäre votierten für die Fusion, die in Wahrheit eine Übernahme ist. Denn Glencore kontrollierte schon vor dem Deal 34 Prozent der Xstrata Aktien, und Glencore Chef Glasenberg übernimmt den Chefposten, den er ursprünglich Xstrata CEO Mick Davies zugesichert hatte. Davies wird vermutlich den Konzern mit einer 13 Millionen Dollar Abfindung verlassen.

    Möglich wurde der Zusammenschluss, nachdem Glencore Hauptaktionär Glasenberg den aufmüpfigen Großinvestoren bei Xstrata Zugeständnisse gemacht hatte, vor allem einen höheren Kaufpreis. Mit Glencore-Xstrata entsteht der viertgrößte Rohstoff- und Bergbaukonzern der Welt, der die komplette Wertschöpfungskette von der Förderung bis zum Verkauf über den Transport und Spekulation an den Börsen abdeckt. Die Fusion bedeutet aber auch mehr Marktmacht. Von Marktvermachtung spricht der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl Hans-Jürgen Kerkhoff:

    "Ich mache mir Sorgen um Vermachtungstendenzen im Rohstoffbereich, sehr konkret ist, was Glencore und Xstrata anbelangt, wir haben das erste Mal einen Fall, wo Produktion und Handel zusammenkommen. Wir machen uns Sorgen, dass hier ein neuer Anbieter im Zinkbereich hochkommt, der weiterhin zur Vermachtung im Rohstoffbereich beiträgt."

    Bei Zink ist der neue Rohstoffriese Weltmarktführer, bei Eisenerz einer von 3 Oligopolisten, so Stahlexperte Kerkhoff:

    "Wo drei Anbieter im Eisenerzbereich 70 Prozent des Außenhandels mit Eisenerz dominieren, wenn solche Verhältnisse gegeben sind, dann ist natürlich die Durchsetzung von Rohstoffinteressen oder die Anbieter der Interessen viel leichter."

    Die 30-Milliarden-Fusion ist jetzt durch, doch in einem Punkt erteilten die Aktionäre dem Glencore Chef eine Ohrfeige. Das Bonusprogramm mit Halteprämien für mehr als 200 Millionen Franken wurde abgeschmettert, das war denn auch vielen Aktionären des Guten zuviel.