Monika Seynsche: Was ist dran an den neuen Meldungen?
Björn Schwentker: Anscheinend sind alle diese Meldungen wahr, zumindest ist jetzt gerade ein neuer Bericht aufgetaucht über chemotoxische Stoffe. Dieser Bericht stammt noch von März 2004 vom damaligen Betreiber der Asse, das Helmholtz-Zentrum in München. Es ist kein geheimer Bericht, er ist einfach nur noch nicht publiziert worden und liegt dem Deutschlandfunk vor. Darin kann man wunderschön aufgelistet nachlesen, welche Gifte dort tatsächlich lagern. Da gibt es knapp eine halbe Tonne giftiges Arsen, noch einmal eine halbe Tonne hochgiftige Zyanide, 15 Tonnen Blei, das ebenfalls giftig ist, und dazu noch kleinere Mengen Quecksilber, das auch giftig ist. Man darf diese Mengen durchaus nicht unterschätzen, wenn man sich einmal überlegt, Arsen, da reichen 0,3 Gramm aus, um einen Menschen zu töten. Da ist eine halbe Tonne, die dort lagert, doch schon eine hohe Dosis und die Angst ist nun natürlich, dass diese Gifte, die dort unten aufgetaucht sind, an die Oberfläche kommen irgendwann einmal, so wie man das auch von dem radioaktiven Müll befürchtet, und dann Menschen tatsächlich vergiften können. Das Bundesamt für Strahlenschutz, das seit Jahreswechsel Betreiber der Asse ist, bestätigt übrigens die Meldungen und sagt, ja, das Gift gibt es wirklich dort unten.
Seynsche: Wie ist es denn überhaupt dort hinein gekommen, die Asse war ja geplant für radioaktive Abfälle und nicht für Giftstoffe?
Schwentker: Offenbar hat man das vor 40 Jahren, als dort die Einlagerung begann, nicht so eng gesehen und hat die Asse doch zum Teil zumindest als Müllkippe für alles angesehen. Das Bundesamt für Strahlenschutz weist zwar daraufhin, dass es in gewissen Rahmen normal ist, dass Chemie immer mit radioaktiven Abfällen gemeinsam gelagert wird, weil chemische Stoffe dort einfach schon drin sind. Aber im aufgetauchten Bericht klingt das teilweise doch anders, und das dementiert das Bundesamt für Strahlenschutz auch gar nicht, dort heißt es nämlich, dass zumindest die Arsenabfälle aus einer landwirtschaftlichen Genossenschaft stammten und darum nehme man an, dass es sich dabei um Pflanzenschutzmittel handele, und das hat nun mit Atommüll gar nichts mehr zu tun.
Seynsche: Und was hat es mit den Tierkadavern auf sich?
Schwentker: Das ist auch eine skurrile Sache, man weiß hier wieder nur, was in dem aufgetauchten Bericht steht. Dort ist die Rede von zementierten Tierkadavern, das sind zwöf Gebinde einbetonierten toten Tieren, die offenbar vorher mit Formaldehyd desinfiziert worden sind. Aber keiner weiß, woher sie kommen, warum sie dort unten überhaupt eingelagert wurden, ob sie eventuell verseucht waren und wenn ja, ob sie vergiftet sind mit chemischen Substanzen oder ob sie aber verstrahlt sind, das ist alles offen.
Seynsche: Besteht denn überhaupt eine Chance, herauszufinden, was wirklich in der Asse gelagert ist?
Schwentker: Das ist sehr schwierig. Kritiker fordern schon lange, man solle doch endlich in die Kammern hineingehen und Proben nehmen und sozusagen eine Analyse machen, was wirklich dort drin ist. Aber die zwölf Kammern, wo der Müll lagert, sind heute fest verschlossen, man kann dort nicht einfach hineingehen. Das wäre auch sehr gefährlich für die Arbeiter, denn teilweise sind diese Fässer verstürzt und gar nicht ordentlich aufeinander gesetzt worden, sie sind möglicherweise gebrochen, teilweise vielleicht sogar schon durchgerostet. Wenn dort heute ein Arbeiter hinein ginge, würde er doch mit einiger Wahrscheinlichkeit direkt mit dem radioaktiven Material in Berührung kommen und das wäre natürlich gefährlich. Darum ist das Bundesamt für Strahlenschutz auch dagegen, dass gleich so anzugehen, und versucht erst einmal, quasi in der Theorie eine Inventarliste des Lagers zusammenzutragen. Man nimmt die ganzen Berichte und Listen, die es vom vorherigen Betreiber gibt, schaut sich an, welche sie Lieferscheine gibt es, was gibt es für handschriftliche Aufzeichnungen, und versucht so, ein stimmiges Inventar aufzustellen. Kritiker sagen, das wird ohnehin nicht klappen, und möchten am liebsten einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss einrichten. Der wurde aber bisher immer wieder verhindert mit Stimmen von Union, FDP und SPD. Möglicherweise wagen die Kritiker und die Grünen jetzt einen neuen Vorstoß, einen solchen Ausschuss einzurichten, und haben die Hoffnung, vielleicht überzeugt so etwas wie die Kadaver in der Asse den einen oder anderen Politiker, der bisher dagegen war, jetzt nun doch die Verhältnisse in der Asse noch einmal genauer untersuchen zu wollen.
Björn Schwentker: Anscheinend sind alle diese Meldungen wahr, zumindest ist jetzt gerade ein neuer Bericht aufgetaucht über chemotoxische Stoffe. Dieser Bericht stammt noch von März 2004 vom damaligen Betreiber der Asse, das Helmholtz-Zentrum in München. Es ist kein geheimer Bericht, er ist einfach nur noch nicht publiziert worden und liegt dem Deutschlandfunk vor. Darin kann man wunderschön aufgelistet nachlesen, welche Gifte dort tatsächlich lagern. Da gibt es knapp eine halbe Tonne giftiges Arsen, noch einmal eine halbe Tonne hochgiftige Zyanide, 15 Tonnen Blei, das ebenfalls giftig ist, und dazu noch kleinere Mengen Quecksilber, das auch giftig ist. Man darf diese Mengen durchaus nicht unterschätzen, wenn man sich einmal überlegt, Arsen, da reichen 0,3 Gramm aus, um einen Menschen zu töten. Da ist eine halbe Tonne, die dort lagert, doch schon eine hohe Dosis und die Angst ist nun natürlich, dass diese Gifte, die dort unten aufgetaucht sind, an die Oberfläche kommen irgendwann einmal, so wie man das auch von dem radioaktiven Müll befürchtet, und dann Menschen tatsächlich vergiften können. Das Bundesamt für Strahlenschutz, das seit Jahreswechsel Betreiber der Asse ist, bestätigt übrigens die Meldungen und sagt, ja, das Gift gibt es wirklich dort unten.
Seynsche: Wie ist es denn überhaupt dort hinein gekommen, die Asse war ja geplant für radioaktive Abfälle und nicht für Giftstoffe?
Schwentker: Offenbar hat man das vor 40 Jahren, als dort die Einlagerung begann, nicht so eng gesehen und hat die Asse doch zum Teil zumindest als Müllkippe für alles angesehen. Das Bundesamt für Strahlenschutz weist zwar daraufhin, dass es in gewissen Rahmen normal ist, dass Chemie immer mit radioaktiven Abfällen gemeinsam gelagert wird, weil chemische Stoffe dort einfach schon drin sind. Aber im aufgetauchten Bericht klingt das teilweise doch anders, und das dementiert das Bundesamt für Strahlenschutz auch gar nicht, dort heißt es nämlich, dass zumindest die Arsenabfälle aus einer landwirtschaftlichen Genossenschaft stammten und darum nehme man an, dass es sich dabei um Pflanzenschutzmittel handele, und das hat nun mit Atommüll gar nichts mehr zu tun.
Seynsche: Und was hat es mit den Tierkadavern auf sich?
Schwentker: Das ist auch eine skurrile Sache, man weiß hier wieder nur, was in dem aufgetauchten Bericht steht. Dort ist die Rede von zementierten Tierkadavern, das sind zwöf Gebinde einbetonierten toten Tieren, die offenbar vorher mit Formaldehyd desinfiziert worden sind. Aber keiner weiß, woher sie kommen, warum sie dort unten überhaupt eingelagert wurden, ob sie eventuell verseucht waren und wenn ja, ob sie vergiftet sind mit chemischen Substanzen oder ob sie aber verstrahlt sind, das ist alles offen.
Seynsche: Besteht denn überhaupt eine Chance, herauszufinden, was wirklich in der Asse gelagert ist?
Schwentker: Das ist sehr schwierig. Kritiker fordern schon lange, man solle doch endlich in die Kammern hineingehen und Proben nehmen und sozusagen eine Analyse machen, was wirklich dort drin ist. Aber die zwölf Kammern, wo der Müll lagert, sind heute fest verschlossen, man kann dort nicht einfach hineingehen. Das wäre auch sehr gefährlich für die Arbeiter, denn teilweise sind diese Fässer verstürzt und gar nicht ordentlich aufeinander gesetzt worden, sie sind möglicherweise gebrochen, teilweise vielleicht sogar schon durchgerostet. Wenn dort heute ein Arbeiter hinein ginge, würde er doch mit einiger Wahrscheinlichkeit direkt mit dem radioaktiven Material in Berührung kommen und das wäre natürlich gefährlich. Darum ist das Bundesamt für Strahlenschutz auch dagegen, dass gleich so anzugehen, und versucht erst einmal, quasi in der Theorie eine Inventarliste des Lagers zusammenzutragen. Man nimmt die ganzen Berichte und Listen, die es vom vorherigen Betreiber gibt, schaut sich an, welche sie Lieferscheine gibt es, was gibt es für handschriftliche Aufzeichnungen, und versucht so, ein stimmiges Inventar aufzustellen. Kritiker sagen, das wird ohnehin nicht klappen, und möchten am liebsten einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss einrichten. Der wurde aber bisher immer wieder verhindert mit Stimmen von Union, FDP und SPD. Möglicherweise wagen die Kritiker und die Grünen jetzt einen neuen Vorstoß, einen solchen Ausschuss einzurichten, und haben die Hoffnung, vielleicht überzeugt so etwas wie die Kadaver in der Asse den einen oder anderen Politiker, der bisher dagegen war, jetzt nun doch die Verhältnisse in der Asse noch einmal genauer untersuchen zu wollen.