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Neues Album von "Me and My Drummer"
Gewagt, aber gekonnt

Noch mal alles anders machen: Das wollte die Berliner Band "Me and My Drummer" mit ihrem zweiten Album "Love Is A Fridge". Das Motto der neuen Platte: weg von schwerer Melancholie, ab auf die Tanzfläche. Die Mischung der Klänge ist gewagt - geht aber auf.

Von Ina Plodroch | 11.02.2016
    Sängerin Charlotte Brandi von der Band "Me and My Drummer"
    Sängerin Charlotte Brandi von der Band "Me and My Drummer" (dpa/picture alliance/Jason Keith Harrell)
    "Das war wirklich so, wie Matze sagt," findet "Me", Charlotte Brandi. Sängerin des Duos "Me and My Drummer". Und was sagt er, der Drummer Matze Prölloch?
    "Das Album war abgespielt, die Touren gehen zu Ende, es wird was Neues entstehen. Die Frage ist ja: Wo kommt die Inspiration her. Bei uns kommt sie nie aus ‚Lass noch mal das machen, was funktioniert'."
    Das Duo "Me and My Drummer" aus Berlin will mit dem zweiten Album "Love Is A Fridge" alles anders machen. Weg von der schweren Melancholie. Ab auf die Tanzfläche.
    Schlagzeuger Matze Prölloch von der Band "Me and My Drummer"
    Schlagzeuger Matze Prölloch von der Band "Me and My Drummer" (dpa/picture alliance/Jason Keith Harrell)
    Zehn Songs: eklektisch - 80er-Jahre-Synthie-Beats, Techno, schüchterner Gesang, leise, tief, dann wieder laut und im Studio aufgeblasen - Folk-Anleihen, leise Geigen zum Übergang. Und dann noch die E-Gitarre, die Brandi für sich neu entdeckt hat. Ziemlich viel.
    "Dadurch hat sich ein ganz anderer Sound, ein neuer Zugang zum Songwriting, ergeben. Was den Musiker als solchen wieder in so ein kindliches Spielen versetzt. Indem man dann wieder kreativ wird und inspiriert neue Songs schreibt."
    Alles Erlebte fließt in den Schreibprozess ein
    Charlotte Brandi hat sich das Gitarrespielen für das Schreiben dieser Songs selbst beigebracht. Und dabei sehr oft das Album "Let England Shake" von PJ Harvey gehört, die nicht auf der E-Gitarre schrammelt, sondern zaghaft einzelne Saiten zupft. Brandi macht's ihr nach und verpackt es in ihren eigenen Ideen. Verlorene Beziehungen, missglückte Situationen, vergangene Gedanken. All das fließt in ihren Schreibprozess ein.
    "Und der war sehr selbsttherapeutisch und szenisch. Ich stelle mir immer vor: Was war das für ein Moment, in dem ich das und das gerne gesagt hätte, und dann packe ich die Worte in einen Song, die eigentlich in die jeweilige Situation gehört hätten. Und so entstehen bei mir die Lieder."
    "Charlotte hat die meisten Sachen zu Hause geschrieben, und dann haben wir dann auch erst im Studio gemeinsam gebaut."
    Homogenes Klangbild
    Knallige Pop-Refrains stehen neben nachdenklichen Strophen. Das ist eben immer noch "Indie", betont sie immer wieder, also eine Spur neben dem Mainstream. Hoch hinaus wollen "Me and My Drummer" dennoch. Prölloch und Brandi meinen es ernst mit dem Musik-Machen. Haben dafür sogar ihre Theaterjobs in Tübingen, da haben sie sich kennengelernt, an den Nagel gehangen.
    "Ich glaube, da gehört eine gesunde Portion Selbstüberschätzung und Naivität dazu, dass man diesen Schritt geht. Im Theater hätten wir die ja nie mit so einer Intensität fertig schreiben können. Da mussten wir alles auf eine Karte setzen."
    Und dann hat's mit dem ersten Album 2012 sogar geklappt - viele Konzerte, eine erfolgreiche Single und dann noch eine Förderung durch die "Initiative Musik". Ist zwar klamm, sagt Brandi, klappt aber. Mit "Love Is A Fridge" könnte es weiter gehen - denn diese sehr vielfältige Mischung fügt sich tatsächlich zu einem homogenen Klangbild. Gewagt, aber gekonnt.