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Neues aus dem E-Book-Land

Die E-Bücher und die digitalen Lesegeräte rücken den Büchern aus Papier und Druckerschwärze auf die Pelle wie nie zuvor. Das wird auf der BookExpo America schon nach ein paar Minuten deutlich. Denn allein die Stände von Firmen, die nur elektronische Bücher vertreiben, sind unübersehbar.

Von Max Böhnel | 28.05.2011
    Zu den Dutzenden, die sich aufs Digitale spezialisiert haben, kommen Hunderte von Verlagen dazu, die beides anbieten: gedruckte wie auch elektronische Bücher. Der Vorsitzende des amerikanischen Verlegerverbandes Tom Allen hat für den rasanten Aufstieg des E-Books nur das Wort "Marktexplosion" übrig.

    "Als ich vor zwei Jahren hier anfing zu arbeiten, betrug in den USA der Anteil der E-Books an allen verkauften Büchern nur ein Prozent. Heute machen Verkaufszahlen und Einnahmen zwischen 12 bis 15 Prozent aus. Bei ein paar neuen Bestsellerromanen beträgt der Anteil digitaler Bucher 40 Prozent, also fast jedes zweite Buch, das heruntergeladen wird."

    Mitte Mai erklärte der führende E-Book-Vertreiber Amazon, er habe erstmals mehr E-Books verkauft als gebundene und Taschenbücher. Dabei ist das dazugehörige Lesegerät, der Kindle, erst seit drei Jahren auf dem Markt. Außerhalb der USA steckt der Markt für E-Bücher noch in den Kinderschuhen. Für Thomas Minkus, der im Auftrag der Frankfurter Buchmesse von New York aus den amerikanischen Markt beobachtet, sind die USA Vorreiter einer Entwicklung, die auch Europa erreichen wird.
    "Der EBMarkt ist in den USA ist im Vorwärtsgang mit hoher Geschwindigkeit. Das ist einerseits bedingt durch die Verfügbarkeit der entsprechenden Lesegeräte, den Kindle gibt's seit 2006,2007, und hat eine sehr hohe Verbreitung, das Ipad wurde sehr, sehr gut angenommen, und dann gibt's sehr, sehr viele Smartphones in den Taschen der Leute, und dann gibt es immer mehr Leute, die auch auf den Smartphones lesen, also auch Bücher lesen."

    E-Books kosten außerdem in den USA, wo es keine Buchpreisbindung gibt, etwa nur die Hälfte des gedruckten Buches. Wer ein Buch aufs Lesegerät lädt, zahlt mit der Kreditkarte und spart sich den Weg zum Buchhändler. Nicht zuletzt sind Apple, vor allem aber Amazon, beliebt für ihren guten Kundenservice. Die Firma wird sich dem deutschsprachigen Raum in den kommenden Monaten verstärkt zuwenden, glaubt Thomas Minkus:

    "Ich glaube schon, dass die ziemlich aggressiv in den deutschen Markt eindringen werden, und innerhalb des deutschen E-Buchmarktes etlichen Staub aufwirbeln werden, weil sie natürlich die größte Online-Vertriebsplattform sind im Moment, weil sie ein sehr starker Vertriebskanal sind, und weil sie über extrem qualitativ hochwertige Kundendaten verfügen. Wenn Sie ein Kunde bei amazon sind, wissen die genau, was sie wollen, was sie gerne lesen usw. Das ist ein großer Vorteil, und da kann im Moment niemand konkurrieren."

    Das E-Book verändert die Lesegewohnheiten, Verlage werden sich teure Vertriebswege sparen, Autoren erhalten die Möglichkeit, so preisgünstig wie zuvor im Selbstverlag, nämlich online, zu veröffentlichen, während Printbücher, um mithalten zu können, unter Druck geraten, sowohl was die Kosten angeht wie auch inhaltlich gestalterisch. Dazu kommen viele rechtliche Fragen, etwa der nach den Eigentumsrechten und der Internet-Piraterie von Büchern. Firmen, die die entsprechende Software anbieten, stehen bereits in den Startlöchern.