Neues aus der Rumpelkammer

In meiner Wohnung gibt es einen begehbaren Kleiderschrank – mit Abstand der ruhigste Ort im ganzen Apartment. Hier brummt kein Kühlschrank, hier rauscht keine Klimaanlage. Und die Sirenen der Feuerwehr, die um die Weihnachtszeit herum offenbar alle Hände voll zu tun hat, dringen auch nicht in das Zimmerchen vor. Vom Geräuschpegel her also der ideale Ort, um Sprachaufnahmen zu machen. Außerdem hoffe ich, dass meine Hemden und Hosen an den Bügeln zumindest einen Teil des Raumschalls schlucken.

    Ich habe mir einen kleinen Tisch besorgt. Der passt zwar nicht durch die Tür, aber wenn ich seine Beine abschraube, kann ich die Einzelteile im Schrank wieder bequem zusammenfügen. In Berlin musste ich mal ein Regal von einem Meter Höhe in einem Speisekämmerchen aufbauen, das selbst nur ein Meter und zehn hoch war. Und zudem nur durch eine winzige Klappe zugänglich. Da sind amerikanische Kleiderkammern und schwedische Billigtische in ihren Dimensionen doch wesentlich besser aufeinander abgestimmt.

    Mit Tisch und Stuhl ist mein Schrank dann aber wirklich komplett ausgefüllt. Nach ein paar Testläufen gelingt es mir schließlich auch, einen halbwegs hörbaren Beitrag aufzuzeichnen. Ideal sind die Bedingungen zwar nicht, aber was ist schon ideal in dieser Welt? In Bukarest habe ich einmal einen rumänischen Wissenschaftler getroffen, der nebenher für die BBC arbeitete. Und dieser Teilzeit-Journalist produzierte seine Hörfunkbeiträge auf der Toilette. Ich glaube, dazu werde ich mich wohl nie durchringen können. Irgendwann ist auch eine Grenze erreicht, wo man Gefahr läuft, das Gefühl für den Wert der eigenen Arbeit zu verlieren.