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Neues im Fall Maddie

Vor sechs Jahren verschwand die dreijährige Maddie McCann aus einer Ferienanlage an Portugals Algarve. Der Fall machte weltweit Schlagzeilen, auch wegen der Ermittlungspannen der portugiesischen Polizei. 2008 übernahm Scotland Yard, das jetzt das Geschehen im Fernsehen rekonstruiert.

Von Jochen Spengler | 14.10.2013
    Premierminister David Cameron persönlich hatte darauf gedrungen, dass Scotland Yard sich um das Verschwinden Maddie McCanns kümmern sollte. Und vor gut zwei Jahren begann die Londoner Polizei damit, den Fall neu aufzurollen. Man konzentrierte sich auf die 90 Minuten am Abend des 3. Mai 2007, in denen die Eltern in einer nahe gelegenen Tapas Bar zu Abend aßen, während ihre Tochter aus dem Ferienapartment in Praia da Luz verschwand. Chefermittler Andy Redwood erläutert:

    "Wir haben zunächst vor allem versucht, alles auf Null zu stellen und zum Ausgangspunkt zurückzugehen. Um dann alle Erkenntnisse neu zu analysieren und abzuwägen und nichts auszuschließen."

    Relativ rasch veröffentlichte Scotland Yard eine Projektion, die zeigte, wie Madeleine heute aussehen könnte, wenn sie noch leben sollte. Erstmals wurde damit begonnen, tausende telefonischer Verbindungsdaten zu überprüfen. Im Juli sprach Scotland Yard von Ermittlungs-Fortschritten. Man habe 41 Personen im Auge, an denen man näher interessiert sei, darunter 15 britische Staatsbürger. Und man habe ausländische Polizeikräfte um Mithilfe gebeten.

    "Das ist begrüßenswert."

    Sagte Premierminister Cameron.

    "Es ist natürlich eine Sache der Polizei, aber es ist eine gute Nachricht, wenn sie sagt, dass es neue Beweise gibt, neue Hinweise, neue Ermittlungsmöglichkeiten. Das war ein Fall, der die Nation bis heute schockiert, und wenn darauf eine Antwort gefunden werden kann, sollten wir das versuchen."

    Heute nun legte Scotland Yard nach und veröffentlichte zwei digitale Fahndungsfotos. Die Phantombilder unterscheiden sich voneinander, weil sie nach den Angaben zweier unterschiedlicher Zeugen erstellt wurden, sollen aber denselben Mann zeigen: zwischen 20 und 40 Jahre alt, weiß, kurzes braunes Haar, kräftige Augenbrauen, hohe Stirn. Er wird als Zeuge oder als Verdächtiger gesucht. Ihn zu finden sei von überragender Bedeutung für die Ermittlungen sagt Andy Redwood:

    "Die Phantombilder sind klar und ich bitte die Öffentlichkeit, sie sehr sorgfältig zu betrachten. Und wenn jemand weiß, wer diese Person ist, bitte melden Sie sich."

    Heute Abend zeigt die BBC in der Sendung "crimewatch" die Fahndungsfotos und eine 25-minütige Rekonstruktion des Geschehens, dessen Ablauf anders gewesen sein soll, als bislang angenommen wurde. Da der portugiesische Urlaubsort auch bei deutschen Touristen hoch im Kurs steht, befasst sich auch die Sendung Aktenzeichen XY im ZDF übermorgen mit dem Fall. Die Eltern Kate und Gerry McCann schöpfen neue Hoffnung. Sie haben den Verlust ihrer Tochter bis heute nicht verwunden:

    "Wenn es einen besonderen Anlass gibt und man eigentlich am glücklichsten sein sollte und Madeleine ist nicht dabei, dann trifft es einen wirklich am schlimmsten."

    "Aber wir sind nicht diejenigen, die etwas falsch gemacht haben; es ist jene Person, die in das Apartment gegangen ist, um ein kleines Mädchen seiner Familie wegzunehmen. "

    Scotland Yard geht dem Vernehmen nach nun davon aus, dass es sich nicht um eine gezielte Entführung gehandelt haben muss. Denkbar sei vielmehr, dass die Dreijährige einer Einbrecherbande in die Quere kam, die in den Monaten vorher die Gegend unsicher gemacht hatte.