Aber wenn wir gleichzeitig berücksichtigen, dass im gleichen Zeitraum, wo 12 Millionen Tonnen vermindert werden sollen, mehrere Milliarden Tonnen mehr in die Atmosphäre entlassen werden, dann merkt man, dass das nur ein Teil sein kann, ein wichtiger, aber ein kleiner Teil, ein sehr kleiner Teil. Und deswegen hat der Nachhaltigkeitsbeirat Baden-Württemberg vorgeschlagen, dass Baden-Württemberg auf der einen Seite unbedingt seine klimapolitischen Hausaufgaben weiter machen soll; aber gleichzeitig sich bemühen soll, eine Initiative "Nachhaltiger globaler Klimaschutz" durchzuführen.
Mitautor Professor Ortwin Renn, noch Leiter der Akademie für Technikfolgen-Abschätzung in Baden-Württemberg, warnt davor angesichts dieser Aufgabe zu verzagen:
Das heißt aber nicht, dass wir die Hände in den Schoß legen können und sagen: "Na gut, da muss halt die ganze Welt zusammen kommen, ansonsten passiert nichts!" Es sind drei Elemente, die Baden-Württemberg tun kann und tun muss: Das Erste ist: Man muss zeigen, dass man in einer hochindustrialisierten und auch auf Wohlstand hin orientierten Welt sehr wohl etwas für den Klimaschutz tun kann, ohne, dass die Wirtschaft zusammen bricht. Das ist eine wichtige Vorbildfunktion, und ist auch ein wichtige Funktion, um andern, die in diesem Lernprozess noch nicht so weit sind - und da wissen wir ja, wer gemeint ist - auch dort Zeichen zu setzen.
Punkt zwei lässt sich auf den Nenner bringen: Kleinvieh macht auch Mist. Wenn also viele Menschen, Städte, Regionen und Länder mitmachen und das in ihrem Rahmen Mögliche tun, trägt das insgesamt durchaus bemerkbar zum Klimaschutz bei:
Und das Dritte ist, was wir nicht hinten an stellen sollen, das Symbolische: Wenn eine Region zeigt, dass sie es ernst meint, dann hat das auch einen Appell an solche, die bislang eher Zurückhaltung gezeigt haben. Es ist ja immer das Gleiche: Keiner will beginnen, weil jeder sagt: ‚Ich, der beginne, bin derjenige, der am meisten verliert'. Aber wenn keiner beginnt, verlieren alle. Und in diesem Dilemma ist es durchaus sinnvoll, dass wir dort beginnen, wo wir es können und die anderen mitziehen, die bislang noch nicht wollen.
International betrachtet taugen die bisherigen Klimaschutzmaßnahmen noch zu wenig. Es fehlt nicht nur an Wirksamkeit, sondern auch an Gerechtigkeit. Hier könnte sich die Landesregierung für ein gerechteres System einsetzen, das Lutz Wicke so skizziert:
Jeder Mensch hat das gleiche Recht, die Umwelt oder das Klima zu belasten. Das würde bedeuten, dass die Amerikaner und die Deutschen, die sehr viel mehr emittieren, sich von anderen, die sehr viel weniger Schadstoffe ausstoßen, Rechte kaufen müssten. Damit würde die Klimabelastung teuer. Aber auch für die Entwicklungsländer wäre es interessant, sich klimafreundlich zu entwickeln, weil sie dann weiterhin ihre Klimazertifikate verkaufen könnten. Das könnte einen erheblichen Anreiz darstellen, insgesamt weltweit Klimaschutz zu machen.
Gelänge es, sich auf ein derartiges Klimaschutzverfahren zu einigen, könnte Baden-Württemberg seine speziellen Fähigkeiten in der Forschung oder Technik nutzen und auch wirtschaftlich vom Klimaschutz profitieren, indem es fortschrittliche energiesparende und umweltschonende Technik exportiert. Das allerdings gilt für jede Region, dass sie davon profitiert, wenn sie ihre speziellen Fähigkeiten zum Allgemeinwohl einsetzt. Stagniert jedoch der Klimaschutz oder wird er weiter abgeschwächt, dann kommt der Klimawandel um so schneller und die Chancen, mit Klimaschutztechnik Geld zu verdienen, sind vertan.