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Neues Kompetenzzentrum für Bioinformatik

    An der Universität des Saarlandes in Saarbrücken wird in den kommenden Jahren ein interdisziplinär arbeitendes Kompetenzzentrum für Bioinformatik aufgebaut. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat im September das Saarbrücker Konzept unter 31 Bewerbungen aus ganz Deutschland ausgewählt und fördert das Projekt mit zunächst fast fünf Millionen Mark. Herzstück des Zentrums wird ein so genanntes virtuelles Biolabor. Alle Vorgänge, die benötigt werden, um Arzneimittel herzustellen, sollen soweit wie möglich mit Hilfe des Computers stattfinden. Gegenüber dem Reagenzglas haben Simulationen im Computer erhebliche Vorteile, erklärt der Pharmazeut Professor Claus-Michael Lehr: "Es ist wie beim Crash-Test mit Autos. Wenn man den simulieren kann, bracht man nicht so viele Autos tatsächlich gegen die Wand fahren zu lassen." Besonders seit der weitgehenden Entschlüsselung des menschlichen Genoms gewinnt die Bioinformatik an Bedeutung. Dadurch verfügen die Wissenschaftler über eine Unmenge an Daten. Nun gilt es, die Funktion der Gene und ihr Wechselspiel herauszufinden. Die Simulation im Rechner hilft dabei, von vorneherein Wirkstoffe auszuschließen, die unerwünschte Nebenwirkungen hätten. Ganz auf klassische Methoden kann man aber auch in der Bioinformatik nicht verzichten, betont Hans-Peter Lenhof, Koordinator des Saarbrücker Kompetenzzentrums: "Am Ende wird immer noch das Laborexperiment stehen und eventuell Tierversuche und klinische Tests. Aber man kann zumindest ihre Zahl reduzieren." Für die Zukunft sehen die Saarbrücker Verantwortlichen einen steigenden Bedarf an Fachleuten der Bioinformatik, besonders der Pharmabioinformatik. Mit einem neuen Studienangebot "Bioinformatik" will man dem Rechnung tragen. Ab dem Wintersemester können die ersten Studenten mit ihrer Ausbildung beginnen. Geplant sind zudem Möglichkeiten zum Quereinstieg, kündigt Professor Raimund Seidel, Vizepräsident der Uni Saarbrücken, an: "Das wird in Form eines Master-Programms sein. Es ist hauptsächlich für Leute gedacht, die aus den Biowissenschaften kommen und ein bisschen mehr Informatik brauchen."

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    Im Rahmen ihrer Initiative Bioinformatik fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft noch vier weitere Einrichtungen in Bielefeld, München, Leipzig und Tübingen.