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Neues Magma-Album
Eigener Planet, eigene Sprache

Die französische Progressivrockgruppe Magma hat 45 Jahre nach ihrer Gründung das Mini-Album "Slag Tanz" - sprich "Schlag Tanz" - veröffentlicht. Die Band ist dabei noch immer ziemlich anders: Ihre Weissagungen in der eigens kreierten Sprache Kobaianisch lassen sich im Booklet nachlesen.

Von Ralf Bei der Kellen | 23.02.2015
    Ägypten: Nachthimmel im Grossen Sandmeer, aufgenommen am 23.03.2014
    Irgendwo in den weiten des Alls gibt es den Planeten Kobaia. (picture alliance / ZB / Matthias Tödt)
    "Noch vier Tage nach dem Konzert fühle ich mich tief erschüttert. Ich kann immer noch nicht ganz begreifen, was ich da gesehen und gehört habe", gestand im Dezember 1973 der ansonsten abgebrühte Musikjournalist Steve Lake im britischen Melody Maker. Damit dürfte er für viele Menschen gesprochen haben, die ihm zum ersten Mal begegneten – dem Phänomen Magma.
    Ersonnen hatte die Band und ihre Musik im Jahr 1970 Christian Vander, ein französischer Ausnahmeschlagzeuger. Und er ersann noch mehr: den Planeten Kobaia und dessen Sprache. Praktisch das ganze folgende Ouevre Magmas handelt von diesem Planeten, einer Zuflucht für desillusionierte Erdbewohner, die dort eine bessere Welt aufbauen wollen.
    Magma haben eigene Sprache und Mythologie
    Nun war die Rockmusik der 70er-Jahre nicht gerade arm an Bands mit wirren oder bombastisch-überdrehten Konzepten. Aber Magma schossen den Vogel ab. Eigene Sprache, eigene Mythologie, immer in schwarz gekleidet, große metallene Bandembleme um den Hals – das wirkte auf viele eher befremdlich. Oft reichte aber schon die Aufzählung der kobaianischen Musikernamen aus, um entgeistertes Kopfschütteln oder hysterische Lachanfälle auszulösen:
    "Klotz Zaspiaahk, Wahrgenuhr Reugehlem Esteh, Zabehn Strain De Geustaah, Wernehm Zackariaah, Dos Unbrukainzoin Gorutz, Tauhd Zaia, ... "
    Aber: Diese Musik hatte Erfolg – zumindest in Frankreich, wo die Band große Hallen füllte. Zum ultimativen Schlag holten Vander & Co. 1973 aus – ihr klassisches Album erschien. Der Titel: "Mekanïk! Destruktïw! Kommandöh!"
    Vanders Megalomanie und herrisches Auftreten sind offensichtlich; die ihm daher gerne unterstellte Verbindung zu wie auch immer gearteten Führerkulten wurde jedoch nie belegt. Vander selbst beruft sich vor allem auf den ganz und gar friedfertigen Saxofonisten John Coltrane. Und betont, Magma spiele vor allem spirituelle Musik.
    Nach viereinhalb Jahrzehnten ist die vielleicht seltsamste aller Bands immer noch aktiv, Christian Vander ist noch immer ihr Chef, noch immer geht es nach Kobaia. Neu ist, dass die Texte in den Booklets zur CD abdruckt werden. Und so kann der geneigte Magma-Fan nun die kobaianischen Weissagungen mitlesen, wenn Vander & Co. skandieren:
    "Sin dehn döhn dehn / Döhn sin döhn dehn / Sin dehn döhn dehn / Sin Dolehn! / Döhn der Wehle weh söhn ..."