Mittwoch, 24. April 2024

Archiv


Neues Orakel für Deutschlands Klima

Umwelt. - Nach dem im April vorgestellten regionalisierten Klimamodell REMO präsentierte das Umweltbundesamt am Dienstag mit "WETTREG" eine weitere meteorologische Simulation. Frank Kreienkamp vom Entwickler Climate & Environment Consulting Potsdam erläuterte im Deutschlandfunk die neuen Erkenntnisse.

17.10.2006
    Monika Seynsche: Was projiziert WETTREG für Zukunft, Herr Kreienkamp?

    Frank Kreienkamp: Wie auch schon das REMO-Modell wird in unserem Modell projiziert, dass es wärmer wird. Es ist eine Erwärmung in den nächsten 100 Jahren von circa ein bis drei Grad im Mittel zu erwarten, also die Jahresmitteltemperatur. Es ist außerdem zu erwarten, dass wir eine Veränderung der Niederschlagsstruktur innerhalb der Jahreszeiten bekommen werden. Wir werden zwar in etwa einen gleich bleibenden Niederschlag auf das Jahr bezogen haben, aber wir werden stärkere Niederschläge im Winter erwarten können und einen Rückgang der Niederschläge im Sommer und in anderen Vegetationszeiten.

    Seynsche: Können Sie sagen, wie es dazu kommen kann?

    Kreienkamp: Zum einen ist es so, wir haben eine Umstellung der großräumigen Zirkulation. Das heißt, wir haben im Winter mehr Winde aus dem Westen, die damit verbunden sind, dass warme und feuchte Atlantikluft in den deutschen Raum getragen wird und damit eine Erwärmung zu dem, was hier bisher stattfindet. Im Sommer ist es so, dass wir mehr Anströmungen aus dem südlichen Raum bekommen, die zum einen wärmer sind, aber zum anderen auch trockenere Luft beinhalten. Dementsprechend werden wir zum einen eine Erwärmung in beiden Jahreszeiten bekommen, aber eine unterschiedliche Tendenz bei den Niederschlägen: im Winter eine Zunahme und im Sommer eine Abnahme der Niederschläge.

    Seynsche: Welches Szenario liegt denn dem Modell zugrunde? Geht man davon aus, dass die Treibhausgasemissionen gleich bleiben werden oder geht man davon aus, dass sie sinken werden?

    Kreienkamp: Die Annahmen sind sehr bereit gefächert. Man hat unterschiedliche Szenarien der wirtschaftlichen und bevölkerungstechnischen Entwicklung. Und bei all diesen Modellen ist eigentlich davon auszugehen, dass die Konzentration der Treibhausgase steigen wird in den nächsten 100 Jahren.

    Seynsche: Das heißt, diese zwei bis drei Grad höheren Jahresdurchschnittstemperaturen sind vorstellbar, wenn noch mehr Kohlendioxid in die Atmosphäre gepumpt wird als heute schon?

    Kreienkamp: Davon gehen eigentlich die meisten Szenario-Ersteller aus, dass wir in den nächsten Jahren eine deutliche Erhöhung der Emissionen an Treibhausgasen haben werden. Es gibt einige politische Projektionen dahingehend, dass es bei einzelnen Szenarien am Ende des Szenarien-Zeitraums der 100 Jahre die Treibhausgasemissionen wieder abnehmen werden. Was davon am Ende wirklich eintreffen wird, ist natürlich sehr von politischen Entscheidungen abhängig.

    Seynsche: Es wurde ja noch ein zweites Klimamodell von Europa gefördert, REMO heißt es. Und dort wurden ja auch bis 3,5 Grad Celsius höhere Jahresdurchschnittstemperaturen gegen Ende des Jahrhunderts projiziert. Sie kamen zu ähnlichen Ergebnissen, bestätigen sich beide Modelle gegenseitig?

    Kreienkamp: In der Hinsicht ja, sie bestätigen sich zum einen gegenseitig, und sie bestätigen auch das, was man von Modellen von außerhalb von Deutschland hört, die Deutschland mit teilsimulieren, dass die Erwärmung und die Umverteilung der Niederschläge innerhalb der Jahreszeiten so in der Art kommen könnten unter den gegebenen Szenario-Bedingungen.