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Neues SODA-Album
Jazz mit orientalischer Färbung

SODA nennt sich das Ensemble aus Wien, wobei der Name für die Anfangsbuchstaben der Bandmitglieder stand. Nun stimmt er nicht mehr, es gab Personalwechsel. Doch schon das erste Album war so erfolgreich, dass es dumm gewesen wäre, den Namen zu ändern. Nun erscheint die zweite Platte. Eine Mischung aus Pop und Jazz mit orientalischer Färbung.

Von Luigi Lauer | 03.04.2014
    Der Steg und die Saiten einer "Martin SPD-16 Special Edition" glänzen im Sonnenlicht. Diese Westerngitarre ist ein von Johnny Cash lizenziertes Modell, von dem es weltweit nur zwei Exemplare gibt.
    Eine Mischung aus Jazz und Pop - das ist auf dem neuen Album von SODA zu hören. (picture alliance / Maximilian Schönherr)
    2010 war es, als Oliver Steger in Wien die richtigen Leute fand, um bald darauf mit dem Album "Love Call" einen ersten Achtungserfolg zu verbuchen. "Two Faced", der Nachfolger, hört sich indessen weniger nach einer Fortschreibung an, sondern vielmehr so, als habe sich die noch junge Band in kürzester Zeit komplett neu aufgestellt.
    "Es ist ja doch musikalische Entwicklung in der Band passiert. Also, Love Call war so, da habe ich sehr viel Songs vorher schon geschrieben gehabt, weil ich immer ein Projekt in der Richtung machen wollte. Und da habe ich sehr viel mitgebracht eigentlich. Bei diesem Album jetzt ist es wirklich eine Gemeinschaftsproduktion und wir haben uns ein bissel in die elektronische Seite mehr verändert, es ist ein bissel beatiger geworden.“
    Mit "ein bissel beatiger" meint Oliver Steger so etwas hier.
    "Also das Thema vom Doppelalbum wäre ja gewesen, die akustische und die elektronische Seite der Band gegenüberzustellen.“
    "Und jetzt ist es halt ein Mischmasch geworden."
    Und es eben darum "Two Faced" zu nennen. Woraus dann aber nichts wurde, die überschüssigen Lieder aus dem geplanten Doppelalbum liegen vorerst auf Eis. Immer schön der Reihe nach, fand wohl die Plattenfirma. Und auch die Trennung von akustischen und elektronischen Elementen wurde aufgegeben.
    "Und jetzt ist es halt ein Mischmasch geworden."
    Und das ist auch gut so, denn er ist durchweg hörenswert, der Mischmasch. Den Albumtitel "Two Faced" konnte die Band immerhin beibehalten. SODA ist nicht nur eine Band studierter, exzellenter Musiker, sie hat auch eine Haltung. Das zeigt die Antwort auf die Frage, was der Titel eigentlich bedeuten soll.
    "Es ist eigentlich ein zynischer Ausdruck. Also wenn man jetzt so das Batman-artige, Two-Faced, die Zweischneidigkeit der Welt hernimmt, gute und schlechte Seite von einem Menschen. Und bei dem Song Two-Faced geht es einfach um die Welt, also wie halt reiche Leute und arme Leute mit dem Leben fertig werden. Insofern ist es sozialpolitische Aussage vielleicht."
    Jazz und Pop und Folk und Elektronik miteinander zu verrühren – dieses Rad ist bereits erfunden. Und doch sind SODA anders. Griffiger Chorgesang, kluge Arrangements zwischen Minimalismus und Opulenz, hörenswerte Soli, – und nicht zuletzt die beeindruckende Arbeit des iranischen Perkussionisten Amir Zandian, der ein Schlagzeug komplett überflüssig macht. Man hört den Unterschied zwischen Computerfreaks, die Musik zusammenbasteln, und richtigen Musikern, die Computer einbinden. Ob Jazzclub oder Weltmusikfestival, ob DJ-Lounge oder Kulturverein – SODA scheinen nirgendwo fehl am Platze zu sein.
    "Es wäre jetzt irgendwie böse zu behaupten, dass wir es deswegen so angelegt haben. Das ist es eigentlich nicht, es ist halt die Musik, die rauskommt, wenn halt vier verschiedene Typen sich treffen und versuchen, was Eigenes draus zu machen."