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Neues Studioalbum
Unverkennbar Bryan Adams

"Get up" heißt Bryan Adams neues Studioalbum. Für den kanadischen Rockstar ist es die logische Fortsetzung von "Reckless", dem Album, mit dem Adams in den 80er-Jahren der Durchbruch gelang. Entsprechend stolz ist er auf seine neuen Songs. Auch wenn er zugeben muss: Auf einiges auf "Get up" hätte er gut und gerne verzichten können.

Von Gabi Biesinger | 22.10.2015
    Der Musiker Brian Adams während seiner Reckless Tour in England.
    Zwei Jahre lang arbeitete Bryan Adams an seinem neuen Album. (imago / iImages)
    Bryan Adams hockt entspannt auf dem Sofa im Büro seiner Plattenfirma in London Kensington. Und als Erstes bittet er um eine kleine Übersetzungshilfe: Wie heißt der Titel meiner neuen Platte "Get up" eigentlich auf Deutsch?
    "Steh auf, klingt komisch. Na gut, warum nicht."
    Aufstehen hat ja auch im Englischen viele Bedeutungen: Morgens aus dem Bett klettern, vom Stuhl aufstehen. Bryan Adams, der ja nicht nur Musiker, sondern auch Fotograf ist, hat dazu eine Instagram-Seite aufgesetzt. Fans können dort Fotos posten, was "Get up" für sie bedeutet: Da sieht man schlummernde Babys, hüpfende Hunde, Leute auf Leitern, spektakuläre Sprünge von Klippen. Mein Versuch, den Albumtitel als politische Botschaft zu interpretieren, im Sinne von "sich aufraffen, um die Welt zu verändern", geht Adams dann aber entschieden zu weit:
    "Klar könnte die Welt in diesen Tagen etwas Beistand gebrauchen. Es fühlt sich ja so an, als ob wir kurz vor dem Dritten Weltkrieg stehen. Aber als Musiker sehe ich meine Aufgabe darin, den Menschen, Freude und etwas Flucht aus der Wirklichkeit zu bieten. Es geht um Rock'Roll. Und wenn sie dann noch mittanzen, umso besser."
    Rückbesinnung auf die musikalischen Wurzeln
    Musikalisch ist das unverkennbar Bryan Adams. Eigentlich hätte diese Platte gleich nach seinem Riesenerfolg "Reckless" in den 80er-Jahren kommen können, meint Adams selbst. Aber es ist ja egal, wann du eine bestimmte Platte machst, Hauptsache, du machst sie irgendwann:
    "Seit ich 18 war, haben Jim Valence und ich Songs zusammen geschrieben, aber wir waren immer knapp bei Kasse. Nach dem Erfolg von 'Reckless' konnten wir endlich unsere Miete zahlen, wir bekamen Aufträge, gingen auf Tour, es passierte einfach ständig was anderes. Und vielleicht mussten wir uns erst musikalisch rückbesinnen, um das Album zu machen, das die logische Fortsetzung von 'Reckless' gewesen wäre."
    Entstanden ist "Get up" über einen Zeitraum von zwei Jahren. Adams, Valence und Produzent Jeff Lynne, der frühere Kopf von ELO, schickten sich per Internet Songfragmente hin und her, bis sie ein Album zusammenhatten. Jeff Lynne mit im Boot zu haben freut Adams besonders. Als Teenager in Kanada war er großer Fan des Electric Light Orchestra:
    "Die waren in Kanada unglaublich erfolgreich!"
    Ein Song extra für den Produzenten
    Und musikalische Spuren hat Lynne, der von den Beatles bis Joe Cocker alles produziert hat, was in der Musikwelt Rang und Namen hat, auf dem Album auch hinterlassen. Die Ballade "We did it all" sollte nach ELO und Beatles klingen – ein Song extra für den Produzenten.
    13 Tracks sind auf dem Album – neun neue Songs und quasi als Zugabe noch vier der Songs als Akustik-Version. Wie ich die finde, will Bryan Adams am Ende des Gesprächs von mir wissen. Nun ja, wie sagt man es dem Künstler: Ganz ehrlich, ich hätte drauf verzichten können.
    "Ich auch", erwidert Adams völlig ernst. "Aber die Plattenfirma wollte es unbedingt."