Von Volker Mrasek
Über drei Jahre ist das EU-Projekt jetzt alt. Und sein Leiter Paolo Reggiani vom Forschungsinstitut Delft Hydraulics in den Niederlanden sagt:
Wir haben nicht zu viel versprochen!
Dabei sind die insgesamt 19 Projektpartner aus ganz Europa mit einem ehrgeizigen Ziel angetreten:
Was wir versuchen zu machen ist eine Vorwarnung für Hochwasser in ganz Europa. Und dann zwischen drei bis zehn Tage voraus.
Viel Entwicklungsarbeit für das europäische Flutvorhersage-System EFFS wird in Ispra in Italien geleistet. Dort sitzt eines der großen EU-Forschungszentren. Und dort leitet der niederländische Hydrologe Ad de Roo die Arbeitsgruppe für Hochwasser-Modellierung. Auch die deutsche Meteorologin Jutta Thielen ist mit von der Partie:
Um wirklich sehr genaue Hochwasser-Prognosen zu machen, muss man natürlich sehr detailliert und sehr fein rechnen. Und das geht im Moment eigentlich nur bis zu zwei, zwei bis drei Tage im voraus. Also, wenn man wirklich die Pegelstände genau vorhersagen will. Das wollen wir an sich auch nicht machen. Wir möchten nur sagen, zum Beispiel ,Vorsicht! In sechs, sieben Tagen könnte man kritische Werte erreichen in den und den Gebieten.
Die EU-Forscher benutzen das Handwerkszeug von Meteorologen und Hydrologen. Da sind zunächst einmal die üblichen Wetter-Vorhersagemodelle. Gleich drei davon fließen in EFFS ein - darunter ein Zehn-Tage-Ausblick des Europäischen Zentrums für Mittelfristige Wettervorhersage in England. Ausgewertet wird auch die 48-Stunden-Prognose des Deutschen Wetterdienstes für Europa. Gekoppelt an die Vorhersagen sind Computermodelle, wie sie die Hydrologen benutzen. Sie rechnen die erwarteten Niederschläge in Abflussmengen um, und zwar an allen größeren Flussläufen in Europa. Doch wie gut funktioniert das neue Superhirn? Erkennt es wirklich Flut-Katastrophen eine Woche im voraus? Um das zu testen, wurde der Prototyp mit den Daten früherer Überflutungen gefüttert. Zum Beispiel gab es 1995 ein starkes Winter-Hochwasser an Rhein und Maas. Die Niederlande planten zeitweilig, mehrere zehntausend Menschen aus ihren Häusern zu evakuieren. Die Frage für Ad de Roo war: Hätte das Frühwarnsystem dieses Flut-Ereignis erkannt und lange vorher Alarm geschlagen?
Wenn wir die Technik, die wir heute haben, damals eingesetzt hätten, dann hätten wir sechs bis sieben Tage voraussehen können, die Überflutung.
In einem anderen Fall klappte es mit der Vorwarnung allerdings nicht. Das war, als Meteorologin Thielen die Oder-Flut von 1997 durchexerzierte ...
In 1997 haben einfach alle Wettervorhersagen erst bis zu zwei bis drei Tage im voraus diese Regenmengen überhaupt erst gesehen. Also, da hätte man keine Frühwarnung machen können. Einfach, weil die Wettervorhersage in dem Fall - ich will jetzt nicht sagen: versagt hat, aber - in dem Fall eben nicht die Regenraten geliefert hat.
Das neue Vorwarnsystem steht und fällt also mit der Qualität der Regen-Vorhersage. Die ist im Sommer kniffliger. Denn dann kommt es oft zu sogenannten konvektiven Niederschlägen, verbunden mit dem Aufstieg warmer Luftmassen. Regen fällt dann nicht großräumig, sondern praktisch an einem Punkt. Da kann man nicht lange im vorhinein wissen, ob es nun genau das Einzugsgebiet von Elbe oder Oder trifft. Von solchen Wetterlagen einmal abgesehen, habe EFFS seine Tauglichkeit unter Beweis gestellt, meint Hydrologe Ad de Roo. Es sei prinzipiell anwendungsreif, soll allerdings noch weiter verbessert werden und künftig mit einer räumlichen Auflösung von nur noch einem Kilometer arbeiten. Zur Zeit sind es noch fünf Kilometer ...
Es kann so sein, dass ein Institut in Europa, wenn das System richtig genutzt wird, die Vorhersage für ganz Europa macht. Oder die Vorwarnung. Und wenn die was sehen, dann können sie ein nationales Institut anrufen oder so etwas. Es kann auch sein, dass wir dieses System an der Elbe Wasserbehörden geben und an der Donau, dass sie das für das Einzugsgebiet machen können. Und nicht für ganz Europa. Das kann auch so sein. Aber das ist eine politische Frage.
Aus de Roos Sicht kann das neue Superhirn sogar Leben retten. Flut-Katastrophen forderten viele Todesopfer, ...
... weil Leute noch im letzten Moment einige Sachen aus dem Haus holen wollen. Also, wenn die mehr Zeit hätten - vielleicht können wir das verhindern!
Über drei Jahre ist das EU-Projekt jetzt alt. Und sein Leiter Paolo Reggiani vom Forschungsinstitut Delft Hydraulics in den Niederlanden sagt:
Wir haben nicht zu viel versprochen!
Dabei sind die insgesamt 19 Projektpartner aus ganz Europa mit einem ehrgeizigen Ziel angetreten:
Was wir versuchen zu machen ist eine Vorwarnung für Hochwasser in ganz Europa. Und dann zwischen drei bis zehn Tage voraus.
Viel Entwicklungsarbeit für das europäische Flutvorhersage-System EFFS wird in Ispra in Italien geleistet. Dort sitzt eines der großen EU-Forschungszentren. Und dort leitet der niederländische Hydrologe Ad de Roo die Arbeitsgruppe für Hochwasser-Modellierung. Auch die deutsche Meteorologin Jutta Thielen ist mit von der Partie:
Um wirklich sehr genaue Hochwasser-Prognosen zu machen, muss man natürlich sehr detailliert und sehr fein rechnen. Und das geht im Moment eigentlich nur bis zu zwei, zwei bis drei Tage im voraus. Also, wenn man wirklich die Pegelstände genau vorhersagen will. Das wollen wir an sich auch nicht machen. Wir möchten nur sagen, zum Beispiel ,Vorsicht! In sechs, sieben Tagen könnte man kritische Werte erreichen in den und den Gebieten.
Die EU-Forscher benutzen das Handwerkszeug von Meteorologen und Hydrologen. Da sind zunächst einmal die üblichen Wetter-Vorhersagemodelle. Gleich drei davon fließen in EFFS ein - darunter ein Zehn-Tage-Ausblick des Europäischen Zentrums für Mittelfristige Wettervorhersage in England. Ausgewertet wird auch die 48-Stunden-Prognose des Deutschen Wetterdienstes für Europa. Gekoppelt an die Vorhersagen sind Computermodelle, wie sie die Hydrologen benutzen. Sie rechnen die erwarteten Niederschläge in Abflussmengen um, und zwar an allen größeren Flussläufen in Europa. Doch wie gut funktioniert das neue Superhirn? Erkennt es wirklich Flut-Katastrophen eine Woche im voraus? Um das zu testen, wurde der Prototyp mit den Daten früherer Überflutungen gefüttert. Zum Beispiel gab es 1995 ein starkes Winter-Hochwasser an Rhein und Maas. Die Niederlande planten zeitweilig, mehrere zehntausend Menschen aus ihren Häusern zu evakuieren. Die Frage für Ad de Roo war: Hätte das Frühwarnsystem dieses Flut-Ereignis erkannt und lange vorher Alarm geschlagen?
Wenn wir die Technik, die wir heute haben, damals eingesetzt hätten, dann hätten wir sechs bis sieben Tage voraussehen können, die Überflutung.
In einem anderen Fall klappte es mit der Vorwarnung allerdings nicht. Das war, als Meteorologin Thielen die Oder-Flut von 1997 durchexerzierte ...
In 1997 haben einfach alle Wettervorhersagen erst bis zu zwei bis drei Tage im voraus diese Regenmengen überhaupt erst gesehen. Also, da hätte man keine Frühwarnung machen können. Einfach, weil die Wettervorhersage in dem Fall - ich will jetzt nicht sagen: versagt hat, aber - in dem Fall eben nicht die Regenraten geliefert hat.
Das neue Vorwarnsystem steht und fällt also mit der Qualität der Regen-Vorhersage. Die ist im Sommer kniffliger. Denn dann kommt es oft zu sogenannten konvektiven Niederschlägen, verbunden mit dem Aufstieg warmer Luftmassen. Regen fällt dann nicht großräumig, sondern praktisch an einem Punkt. Da kann man nicht lange im vorhinein wissen, ob es nun genau das Einzugsgebiet von Elbe oder Oder trifft. Von solchen Wetterlagen einmal abgesehen, habe EFFS seine Tauglichkeit unter Beweis gestellt, meint Hydrologe Ad de Roo. Es sei prinzipiell anwendungsreif, soll allerdings noch weiter verbessert werden und künftig mit einer räumlichen Auflösung von nur noch einem Kilometer arbeiten. Zur Zeit sind es noch fünf Kilometer ...
Es kann so sein, dass ein Institut in Europa, wenn das System richtig genutzt wird, die Vorhersage für ganz Europa macht. Oder die Vorwarnung. Und wenn die was sehen, dann können sie ein nationales Institut anrufen oder so etwas. Es kann auch sein, dass wir dieses System an der Elbe Wasserbehörden geben und an der Donau, dass sie das für das Einzugsgebiet machen können. Und nicht für ganz Europa. Das kann auch so sein. Aber das ist eine politische Frage.
Aus de Roos Sicht kann das neue Superhirn sogar Leben retten. Flut-Katastrophen forderten viele Todesopfer, ...
... weil Leute noch im letzten Moment einige Sachen aus dem Haus holen wollen. Also, wenn die mehr Zeit hätten - vielleicht können wir das verhindern!