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Neues vom Apfel

Ganz anders als Microsoft mit seinen Kritikern und Konkurrenten geht es zurzeit Apple. Durch den Wechsel der Prozessorplattform zu Intel-Chips erzielt das Unternehmen nicht nur Kostenvorteile, sondern gewinnt auch neue Nutzer, die eigentlich typische Windows-User sind.

Von Thomas Elbern |
    Als Apple-Chef Steve Jobs im Juni letzten Jahres den Plattformwechsel von Power PC auf Intel Chips bekannt gab, traute so mancher Apple-Anhänger seinen Ohren nicht. Kurzerhand wurde das aktuelle Betriebssystem OS 10, Codename Tiger, umgeschrieben, um endlich den Weg aus der mangelhaften Leistungsfähigkeit der angestammten Prozessoren herauszufinden. Und tatsächlich: Apple hat seiner Ankündigung Taten folgen lassen und mittlerweile seine komplette Notebookpalette auf Intel CPUs umgestellt. Mit Dual Core Prozessoren mit einer Taktrate bis zu 2,16 GHz ausgestattet, schlägt die neue Generation die alte Notebookproduktpalette in Sachen Leistung um Längen. Georg Albrecht, Pressesprecher von Apple Deutschland :

    "Was wir allerdings sehen bei den Produkten, die wir mittlerweile umgestellt haben, stellen wir Leistungssteigerungen vom Drei- bis hin zum Vierfachen fest. Das war ein wichtiger Schritt und viele Kunden geben uns auch recht, dass es gut war, dass Apple auf Intelprozessoren umgestellt hat, weil die Leistungssteigerung ersichtlich für jedermann ist. "

    Doch viele langjährigen Mac-User, die gerade den Umstieg vom alten Betriebssystem OS 9 auf OS 10 überstanden haben, können die Begeisterung über den Wechsel zu Intel nur beschränkt teilen. Zwar bringt der eine klare Leistungssteigerung, ist aber in erster Linie für Neueinsteiger interessant. Viele Soft- und Hardwareapplikationen im Grafik und Audiobereich wurden längst noch nicht von der Power PC- auf die Intelplattform portiert, was den Produktstrategen aus Kalifornien noch für längere Zeit Benutzer eines schon jetzt angestaubten Systems bescheren wird. Durch den Prozessor-Wechsel - die Insider nennen ihn Switch - sind aber auch ganz neue Möglichkeiten entstanden: Mit ähnlicher Chiparchitektur sind nun die Betriebssysteme Windows und Macintosh kombinierbar. Dank der kostenlosen Software Bootcamp soll ein komplettes Windowssystem auf einem Apple starten können :

    "Wir haben Bootcamp vorgestellt vor einigen Wochen, was weiterhin eine Betasoftware darstellt, also wir bieten hier keinen Service oder Support. Wenn ein Kunde eine ganz spezielle Software hat, die nicht auf der Macintosh Plattform läuft, kann er nun mit Bootcamp diese Software auf seinem Rechner zum Laufen bringen. Der Mac erfährt damit eine Leistungssteigerung und wird dadurch auch für viele Kunden interessant, die sich schon überlegen, ob sie switchen sollen. "

    Doch wenn man diversen Meldungen Glauben schenkt, die im Internet kursieren, ist auch einigen experimentierfreudigen PC Usern der Switch gelungen. Auf ihren Windows PC's haben sie es geschafft, ein aktuelles Mac Betriebssystem zu starten. Eine Entwicklung, die man bei Apple verständlicherweise nicht so gerne sieht:

    "Wir haben nichts dagegen, wenn jemand auf seinem Mac Windows zum Laufen bringt, wir haben aber natürlich etwas dagegen, dass unser Betriebssystem auf herkömmlichen und normalen PC's läuft. Das Betriebssystem ist ein Apple Produkt und ist ganz eng mit Apple verbunden. Wir sind ja der letzte Hersteller, der Hard- und Software aus einer Hand liefert und da haben wir schon etwas gegen, wenn jemand meint, er müsste Mac OS 10 auf seinem PC zum Laufen kriegen. "

    Doch Applikationen wie Bootcamp setzen einiges an Wissen um die Windowsplattform voraus und sind noch lange nicht ausgereift. Es ist kein Wunder, dass zwar vielen Ausstellern auf der Mac Expo der Begriff "Boot Camp" geläufig war, aber niemand auf seinem Mac mit Intel-Prozessor eine lauffähige Version demonstrieren konnte oder wollte. Da wird man sich wohl auf das Erscheinen des neuen Mac Betriebssystem mit dem Codenamen "Leopard" gedulden müssen, in dem "Boot Camp" als ausgereifter und fester Bestandteil integriert sein soll. Und spätestens seit dem Wechsel zu Intel Chips gilt es auch das Image des Apple als virenfreies System zu überdenken: Denn obwohl die Festplatte des Rechners nach Installation von "Boot Camp" eine separate Mac- und Windowspartition hat, ist eine gegenseitige Infektion nicht ausgeschlossen. Sven Kaulfuss von der Dresdner Firma Cyberport rät besonders bei Windowsviren zur Vorsorge:

    "Du hast da diese zwei Partitionen, und wenn es jetzt ein ganz kruder Virus ist, der sämtliche Partitionen scannt und die löscht, dann können natürlich auch meine Daten verloren sein. Ein normaler Trafficvirus, der automatisch Emails erzeugt et cetera - das juckt Mac OSX nicht. Aber wenn es ein härterer Virus ist, der Festplatten angreift dann besteht schon eine Gefahr. Also wenn ich Windows auf einem Macbook laufen habe, dann sich bewusst sein und Antivirensoftware installieren."