Sie sind leise, so leise, dass man sie kaum hört: Understatement, Verweigerung, Protest? Schwer haben sie im Glas-Innenhof des festungsgesicherten Jüdischen Museums anzukämpfen gegen das Surren der Air Conditioning. Meist gewinnt die Luftaufbereitungsanlage.
Die Streicher – ein Geiger und ein Cellist – streichen vorzugsweise am Korpus ihres Instruments. Vom Akkordeon hört man kaum mehr als einen Hauch. Beim Klavier wird nur an den Saiten gezupft. Lediglich die Klarinette ist – instrumentenbedingt – gelegentlich mit "klingenden" Tönen zu vernehmen.
Und dann wird's bei dieser Matinee des "Moscow Contemporary Music Ensemble" doch noch etwas polterig mit auf den Boden stampfenden Füßen und minimalistischen Figuren.
Etwas deutlicher sind die Signale bei der folgenden Diskussion: Ja, es geht aufwärts mit der Neuen Musik in Russland. Es gibt zwar eigentlich kein Geld, aber es findet sich doch immer mal welches. Das Moskauer Kulturministerium spendiert auch hin und wieder Bares, aber das bleibt meist hängen in der quirligen Hauptstadt.
Eine Gruppe von jungen Komponisten um Dmitri Kourliandski hat sich, als die neue Musik 2000 am Boden lag, zur "Structural Resistance Group" STRES zusammengefunden, eine Art Selbsthilfe. Seit vier Jahren organisieren sie Konzerte, Festivals. Auch in der Provinz.
In Petersburg veranstaltet eine andere Gruppe ein Festival, das auf den lateinischen Namen "pro arte" hört. Die Stücke werden gefiltert über Ausschreibungen im Internet. So können auch Komponisten aus der Provinz sich Gehör verschaffen. Am Ende gibt's Anerkennungspreise.
"MaerzMusik", das Festival für "aktuelle Musik" der Berliner Festspiele – in diesem Jahr hat es sich mit einem Schwerpunkt der Szene Russlands und einiger angrenzender ehemaliger Sowjet-Republiken gewidmet.
Die Komponistinnen und Komponisten, von denen da Werke aufgeführt wurden, haben sich über Studien und Stipendien im Westen bekannt gemacht, bringen gleichwohl ihre eigenen Erfahrungen mit:
Petros Ovsepyan etwa aus Baku, der in seinem Stück "Crossed" auch einen Granitsteinblock behämmern und mit dem Meißel streichen lässt, als staubende Erinnerung an die vielen Denkmale zuhause.
Jamilia Jazylbekova aus Kasachstan, die mit ihrer "Nuit de Mars" dem Frühlingsbeginn symbolisch huldigt.
Artjom Kim aus Usbekistan, der mit seiner "Prozession II" und den Musikern des "Nieuw Ensemble" ein religiöses Einkreisungs-Ritual inszeniert gegen wohl staatliche Bevormundung, einen elektronisch verstärkten brummelnden Kontrabass.
In der zweiten Hälfte dieses Festivals unter dem Motto "Reduktion-Struktur-Dekonstruktion" wird noch erinnert an die Musikszene der Antipoden, das Amerika von John Cage bis Steve Reich und George Crumb.
Zu Beginn gab es mit den exzellenten Solistinnen Salome Kammer und Carolin Widmann György Kurtágs "Kafka-Fragmente", wunderbar ausgesparte Miniaturen, in einer freilich eher kunstgewerblichen szenischen Einrichtung. Fürs Musiktheater haben die "MaerzMusik"-Macher noch immer kein Gespür.
Den Auftakt gestalteten "Les Percussions de Strasbourg" mit einem 70-minütigen Stück von Hugues Dufourt für sechs Schlagzeuger und 150 Instrumente, "Erewhon", ein in seiner Virtuosität dann doch leicht leer laufendes Stück – und ein bisschen wirklich wie Radio Jerewan.
Die Streicher – ein Geiger und ein Cellist – streichen vorzugsweise am Korpus ihres Instruments. Vom Akkordeon hört man kaum mehr als einen Hauch. Beim Klavier wird nur an den Saiten gezupft. Lediglich die Klarinette ist – instrumentenbedingt – gelegentlich mit "klingenden" Tönen zu vernehmen.
Und dann wird's bei dieser Matinee des "Moscow Contemporary Music Ensemble" doch noch etwas polterig mit auf den Boden stampfenden Füßen und minimalistischen Figuren.
Etwas deutlicher sind die Signale bei der folgenden Diskussion: Ja, es geht aufwärts mit der Neuen Musik in Russland. Es gibt zwar eigentlich kein Geld, aber es findet sich doch immer mal welches. Das Moskauer Kulturministerium spendiert auch hin und wieder Bares, aber das bleibt meist hängen in der quirligen Hauptstadt.
Eine Gruppe von jungen Komponisten um Dmitri Kourliandski hat sich, als die neue Musik 2000 am Boden lag, zur "Structural Resistance Group" STRES zusammengefunden, eine Art Selbsthilfe. Seit vier Jahren organisieren sie Konzerte, Festivals. Auch in der Provinz.
In Petersburg veranstaltet eine andere Gruppe ein Festival, das auf den lateinischen Namen "pro arte" hört. Die Stücke werden gefiltert über Ausschreibungen im Internet. So können auch Komponisten aus der Provinz sich Gehör verschaffen. Am Ende gibt's Anerkennungspreise.
"MaerzMusik", das Festival für "aktuelle Musik" der Berliner Festspiele – in diesem Jahr hat es sich mit einem Schwerpunkt der Szene Russlands und einiger angrenzender ehemaliger Sowjet-Republiken gewidmet.
Die Komponistinnen und Komponisten, von denen da Werke aufgeführt wurden, haben sich über Studien und Stipendien im Westen bekannt gemacht, bringen gleichwohl ihre eigenen Erfahrungen mit:
Petros Ovsepyan etwa aus Baku, der in seinem Stück "Crossed" auch einen Granitsteinblock behämmern und mit dem Meißel streichen lässt, als staubende Erinnerung an die vielen Denkmale zuhause.
Jamilia Jazylbekova aus Kasachstan, die mit ihrer "Nuit de Mars" dem Frühlingsbeginn symbolisch huldigt.
Artjom Kim aus Usbekistan, der mit seiner "Prozession II" und den Musikern des "Nieuw Ensemble" ein religiöses Einkreisungs-Ritual inszeniert gegen wohl staatliche Bevormundung, einen elektronisch verstärkten brummelnden Kontrabass.
In der zweiten Hälfte dieses Festivals unter dem Motto "Reduktion-Struktur-Dekonstruktion" wird noch erinnert an die Musikszene der Antipoden, das Amerika von John Cage bis Steve Reich und George Crumb.
Zu Beginn gab es mit den exzellenten Solistinnen Salome Kammer und Carolin Widmann György Kurtágs "Kafka-Fragmente", wunderbar ausgesparte Miniaturen, in einer freilich eher kunstgewerblichen szenischen Einrichtung. Fürs Musiktheater haben die "MaerzMusik"-Macher noch immer kein Gespür.
Den Auftakt gestalteten "Les Percussions de Strasbourg" mit einem 70-minütigen Stück von Hugues Dufourt für sechs Schlagzeuger und 150 Instrumente, "Erewhon", ein in seiner Virtuosität dann doch leicht leer laufendes Stück – und ein bisschen wirklich wie Radio Jerewan.