Archiv


Neueste Entwicklungen im deutschen Weinexport

Für die Weinwerbung im Ausland ist als Marketingorganisation der Winzer das Deutsche Weininstitut, kurz DWI, zuständig. Einmal im Jahr treffen sich die Leiter seiner Auslandsbüros mit dem Exportbeirat. Dabei teilte das DWI mit, dass Großbritannien mit einem Exportwert von 128 Millionen Euro in den letzten zwölf Monaten der wichtigste Auslandsmarkt für deutsche Weine bleibt.

Von Anke Petermann |
    Bis vor ein paar Jahren hätte man in den Niederlanden für deutsche Weine eine Bückprämie bekommen müssen, witzelt Alain Jacobs, Leiter des örtlichen DWI-Auslandsbüros. Die Händler hatten das süße Billigzeug aus dem Nachbarland in die untersten Regaletagen verbannt:

    "Aber das Image hat sich geändert: Deutscher Wein wird wieder angesehen als trockener Wein, als Essensbegleiter, und Deutschland ist in den Niederlanden angesehen als das Riesling-Land. Wir haben viele Gastronomen, die Riesling auf die Karte aufnehmen, weil es ein Wein ist, der elegant und feinfruchtig ist und zu vielen Kombinationen der modernen Küche passt. "

    Riesling weltweit auf Erfolgskurs, andere Rebsorten ziehen in seinem Windschatten mit. Um fast ein Viertel stieg der Gesamtwert des Exports deutscher Weine in die Niederlande in den letzten zwölf Monaten bis April 2006, ähnlich hohe Zuwächse im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auch in den USA. Der Wert der Ausfuhren wuchs wesentlich rasanter als die Absatzmenge, Winzer und Exporteure fahren also gute Preise ein, das gilt besonders für die Vereinigten Staaten, künftig wohl Wachstumsmarkt Nummer eins.

    Dabei hatte die deutsche Öffentlichkeit im Zuge des Streits um das Weinhandelsabkommen mit den USA doch den Eindruck gewonnen, die Amerikaner tränken am liebsten "Coca-Cola-Wein", also: mit Hightech-Verfahren industriell produzierten und aromatisierten Rebensaft. Wie das zusammenpasst mit der hohen Bereitschaft, für urwüchsigen deutschen Riesling zwischen acht und 15 Dollar auf den Tisch zu legen - Steffen Schindler, Bereichsleiter Auslandsmarketing beim Deutschen Weininstitut, klärt auf:

    "Bei uns schmeckt man eben die Herkunft bei einem Wein. Das ist auch das Erfolgsgeheimnis, deshalb sind auch unsere Weine in den USA auch relativ hochpreisig, weil sie sich eher an einen Weinkenner richten, also an Menschen, die gern Wein trinken, die oft Wein trinken, die Bücher über Wein lesen, Seminare über Wein besuchen, deren Hobby Wein ist und die auch unterscheiden können, ob ein Wein von einer Steillage an der Mosel kommt oder von einem riesengroßen Weinberg in Südafrika. Das ist Nische, aber das reicht uns vollkommen. Wir sind ja nur ein kleines Land, wir haben 100.000 Hektar in Deutschland, das ist die Größe von Bordeaux. Die Franzosen, Spanier, Italiener haben alle an die eine Million Hektar. Wir sind also ein kleines weinbautreibendes Land, und unsere Mengen sind begrenzt. Und insofern fühlen wir uns in dieser Nische sehr wohl. Wir wachsen in dieser Nische sehr gesund mit sehr guten Preisen, und mehr brauchen wir eigentlich nicht. "

    Dennoch wagt der zeitgleich in Mainz tagende Verband der Exporteure einen Blick in die Zukunft: Über den potentiell riesigen Markt China zu reden, ist einfach in. Doch Wein ist dort bislang nicht Lifestyle, sondern absolut exotisch - die Hoffnungen halten sich daher in Grenzen:

    "Wir haben China nicht als strategisches Ziel. Wobei, wenn Anfragen aus einem Markt kommen, werden die natürlich immer verfolgt und beantwortet, aber wir sind da ein bisschen vorsichtig ... "

    ... sagt Martin Henrichs vom Vorstand der großen Winzergenossenschaft Moselland, die Wein in 25 Länder ausführt. Auch das Deutsche Wein-Institut hält sich mit Blick auf China noch zurück - Steffen Schindler:

    "Wir haben ein ganz begrenztes Budget und müssen jedes Jahr überlegen, wo geben wir dieses begrenzte Budget aus. Und wenn wir heute sagen, wir investieren in China – und wenn Sie das sagen, müssen sie gleich mit viel Budget in solch einen Markt hinein gehen, dann heißt das, woanders muss man eben Budgets wegnehmen. Und da unsere Exporte in die USA, nach Skandinavien, nach Kanada, in die Benelux-Länder, nach Großbritannien so gut laufen im Moment und hier wirklich eine sehr positive Entwicklung im Gange ist, wäre es verrückt, da Budgets genau in dieser Situation abzuziehen und in einen Markt zu investieren, der doch noch sehr diffus ist, wo es sehr viel Korruption gibt, wo es sehr viele Handelshemmnisse gibt und wo der Erfolg wesentlich schwieriger herzustellen ist als jetzt in einem boomenden Markt in den Vereinigten Staaten. "

    Womit das Deutsche Weininstitut, kurz DWI, eine richtige Strategie verfolgt, meint Vertriebsvorstand Henrichs von der Moselland-Winzergenossenschaft:

    "Es bleibt der Wirtschaft überlassen, sich selbst in einem Markt zu engagieren, und wenn es drei, vier, fünf große Exporteure geschafft haben, sich in gewisser Weise durchzusetzen, kann das DWI immer noch mit PR-Maßnahmen nachkommen. Nur: das DWI kann nicht für die Wirtschaft einen Markt öffnen - das ist, glaube ich, nicht die Aufgabe. "

    Links:

    Verband deutscher Weinexporteure e.V.
    Deutsches Weininstitut GmbH