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Neugestaltung der Wiener Hofburg
Zukunft der Instrumentensammlung in Gefahr

Wien plant derzeit, die Wiener Hofburg umzugestalten und um neue Inhalte zu ergänzen. Das könnte zur Folge haben, dass dem weltweit bedeutendsten Bestand an Renaissance- und Barock-Instrumenten künftig weitaus weniger Raum zustehen könnte. Ein Umstand, den Sammlungsdirektor Rudolf Hopfner kritisch sieht.

Rudolf Hopfner im Gespräch mit Christoph Schmitz |
    Prinz Eugen Reiterdenkmal am Heldenplatz vor der Wiener Hofburg
    Rudolf Hopfner: "Grundsätzlich würde ich sagen, dass der Bereich der Musik in einem Haus der Geschichte nicht ausgeklammert werden kann." (picture alliance / dpa / apa Gindl Barbara)
    Christoph Schmitz: Die neue Wiener Hofburg geht auf Pläne von Gottfried Semper zurück. Ab 1869 wurde entwickelt und gebaut. Die Nationalbibliothek ist beispielsweise dort untergebracht, aber auch mehrere Abteilungen des Kunsthistorischen Museums: das Ephesos-Museum, die Hof-, Jagd- und Rüstkammer, das Museumsarchiv und das Weltmuseum Wien mit seiner völkerkundlichen Sammlung. Und dazu gehört auch eine der ältesten Sammlungen von Musikinstrumenten überhaupt mit dem weltweit bedeutendsten Bestand an Renaissance- und Barock-Instrumenten.
    Auch Instrumente sind darunter, auf denenKomponisten wie Robert und Clara Schumann, Johannes Brahms und Leopold Mozart gespielt haben.
    Wien plant derzeit, diesen größten Museumskomplex der Stadt umzugestalten und um neue Inhalte zu ergänzen. Das schon lange erdachte Haus der Geschichte soll dort integriert werden und das Weltmuseum ausgedehnt werden.
    Das eine könnte 3.000 Quadratmeter erhalten, das andere 3.900. Und die wertvolle Instrumentensammlung verschwindet im Depot, was Kritiker befürchten? - Gefahr im Verzug? Das habe ich den Direktor der Musikinstrumenten-Sammlung gefragt, Rudolf Hopfner.
    Rudolf Hopfner: Es gibt derzeit Pläne, nach denen Teile des Ausstellungsbereiches der Sammlung alter Musikinstrumente geräumt werden müssten, um dem Haus der Geschichte Platz zu machen. Das würde für uns aber bedeuten, dass zunächst mal zumindest temporär die gesamte Sammlung geschlossen werden muss, weil auch im Fall einer Neuaufstellung in anderen Räumlichkeiten im Haus, oder natürlich auch außer Haus eine komplette Neukonzeption der Sammlung notwendig wäre und das zumindest eine temporäre Schließung der gesamten Sammlung bedeuten würde.
    "Es geht nicht nur um die reine Ausstellungsfläche"
    Schmitz: Die Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums, Sabine Haag, wird mit dem Satz zitiert, für Instrumente gebe es in Zukunft nur noch ein Drittel des bisherigen Raums, also nach dem Umbau. Ist das so, könnte das kommen und reichte das aus?
    Hopfner: Das gesamte Projekt befindet sich im Planungszustand und ich kann Ihnen im Moment keine konkreten Angaben machen, wie es in Zukunft aussehen wird.
    Wir müssen uns aber auch vor Augen halten, dass es nicht nur darauf ankommt, wie viel Ausstellungsfläche wir zur Verfügung gestellt bekommen, sondern zu einer Sammlung und zu einem Museumsbetrieb gehört Infrastruktur, gehören Restaurationseinrichtungen, Restaurierwerkstätten und so weiter. Also es geht nicht nur um die reine Ausstellungsfläche.
    Schmitz: Und es geht auch nicht um die Ausstellungsfläche selbst, sondern auch um die Frage der Depotqualität. Nehmen wir an, ein Teil der Sammlung würde wirklich im Depot landen, weil nur noch weniger ausgestellt werden könnte, dort im Depot müssten ja auch konservatorische Bedingungen herrschen, damit die Instrumente nicht vergammeln. Wird das gewährleistet werden können?
    Hopfner: Das Kunsthistorische Museum hat vor einigen Jahren ein neu konzipiertes Depotgebäude errichtet. Es wäre natürlich zu prüfen, ob genügend Platz zur Verfügung steht, um die Instrumente zeitweilig dort unterzubringen.
    Schmitz: Haben Sie Sorge, dass Ihr Museum wirklich extrem schrumpfen könnte oder wirklich aus dem Haus verschwinden könnte?
    Hopfner: Was uns mit Sorge erfüllt ist, dass natürlich jeder dieser Alternativen in absehbarer Zeit unter Umständen nicht genügend Geldmittel zur Verfügung stehen werden. Denn es geht ja darum, dass zum Haus der Geschichte, das jetzt neu entstehen soll, auch das Weltmuseum realisiert werden muss, und dann ist die Frage, ob in absehbarer Zeit auch Geldmittel zur Verfügung stehen werden, um eine Neuaufstellung der Sammlung alter Musikinstrumente zu bewerkstelligen. Selbstverständlich wäre in diesem Fall auch das Ministerium gefragt, weil eine Finanzierung aus den Mitteln des Kunsthistorischen Museums allein mir eigentlich im Moment als unmöglich erscheint.
    "Musikgeschichte darf nicht ausgeklammert werden"
    Schmitz: Welche Lösungen für ein Gesamtkonzept mit Weltmuseum und Haus der Geschichte und Ihrem Teil, den Instrumenten, sehen Sie denn für die neue Burg?
    Hopfner: Grundsätzlich würde ich sagen, dass der Bereich der Musik in einem Haus der Geschichte nicht ausgeklammert werden kann, weil vor allem, wenn Sie an das 19. Jahrhundert denken, die Musikgeschichte ja einen ganz wesentlichen Beitrag geleistet hat, und natürlich wäre es sinnvoll, die Musik in irgendeiner Form in so ein Konzept des Hauses der Geschichte auch zu integrieren.
    Schmitz: Wie müsste ein neues Museum der Musikinstrumente aussehen, um es, sage ich mal, in unsere Zeit optisch, museumspädagogisch hinein zu retten?
    Hopfner: Ich sehe für eine aktuelle Musikinstrumenten-Ausstellung zwei Herausforderungen. Das eine ist, dass wir natürlich unser Hauptgewicht nach wie vor auf die Originalinstrumente legen müssen, weil das ja auch eine große Stärke unseres Bestandes darstellt. Es gibt keine Sammlung weltweit, die derartig lückenlos die Renaissance-Zeit und das Frühbarock abdecken kann, und das ist natürlich auch ein Grund für die Attraktivität dieser Sammlung.
    Selbstverständlich ist uns aber bewusst, dass wir auch die modernen Medien, vor allem die modernen Vermittlungstechniken integrieren müssen, und gerade bei Musikinstrumenten ist das äußerst wichtig, weil sie erstens eine Funktion haben, die man sehr gut zeigen kann mit diesen Mitteln, und weil zweitens natürlich auch der Klang der Instrumente auch auf die Art und Weise vermittelt werden kann.
    Schmitz: ... , sagt Rudolf Hopfner, Leiter der Sammlung alter Musikinstrumente in der neuen Burg Wien.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.