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Nicht auf Medaillenkurs

Um die für August im Martin-Gropius-Bau geplante Olympia-Ausstellung "Olympia, Kult und Spiele" gibt es schon im Vorfeld Streit. Kritische Punkte wie Doping, Korruption und Kommerzialisierung kämen kaum vor. Dafür unterstütze die Schau die Olympia-Bewerbung des Hauptfinanziers: des Emirats Katar.

Von Frank Hessenland | 13.02.2012

    "Nie dagewesen, selten so was erlebt, unglaublich". Das Urteil der Kollegen nach dem Pressegespräch zum Stand der Dinge war einhellig. Aber einhellig negativ. Das hing vor allem damit zusammen, dass die Vorwürfe an das Leitungsteam, es hätte fünf renommierte, aber kritische Wissenschaftler aus dem Ausstellungsvorhaben herausgedrängt, überhaupt nicht zur Sprache kommen sollten.

    "I am not commenting these things."
    "Entspricht nicht den Tatsachen, was Sie da schildern."
    "Das kommentiere ich nicht
    "The interview right now is finished."

    Inhaltlich leidet das Projekt nun unter dem Schatten seiner Vorgeschichte. Positiv zu vermelden ist einzig: Erstmals seit 1972 werden hunderte Leihgaben zum antiken Olympia aus den Magazinen der besten Museen Europas zusammengetragen, um auszustellen, dass das antike Olympia mehr als ein Wettkampf von Sportlern war. Prof . Wolf Dieter Heilmeyer beschreibt es als ein polytheistisches religiöses Phänomen:

    "Wir werden Zeus in den Mittelpunkt der Ausstellung stellen. Daneben gab es die Waffenweihungen. Olympia war immer auch ein politisches Zentrum. Die Waffenweihungen standen auf den Stadionwällen. Wir werden sehr viele solche Waffen ausstellen können, denn Olympia ist für diese Gattung einer der Hauptfundorte in Griechenland."

    Das Hauptinteresse der Öffentlichkeit indes richtet sich nicht auf den antiken, sondern auf den modernen Teil der Olympia-Ausstellung. Und der wird offenbar keine kritische, sondern in sechs Kapiteln eine rein historische Darstellung der olympischen Geschichte der Moderne von den ersten Diskussionsbeiträgen im 16. Jahrhundert bis zu der Reform des Straßenverkehrssystems in Athen 2004 bieten, wie Dr. Christian Wacker, Verantwortlicher Direktor des "Quatar Olympia and Sports Museum" beschreibt:

    "108 Jahre nach der Wiedereinführung der olympischen Spiele kehrten die Spiele nach Athen zurück. Die Verkehrssysteme wurden umgebaut und für jedermann zugängliche Strukturen und eine Gesellschaft wurde geschaffen, die bereit war die Welt zu begrüßen. Wir haben sehr viel Filmmaterial, wir haben sehr viel Kostüme, wir haben eine Fülle von Merchandisingprodukten, um die Spiele Athen 2004 entsprechend darzustellen und zu interpretieren."

    Alle kritischen Punkte, die sich heute mit Olympia verbinden - Doping, Korruption, Kommerzialisierung, Politik - finden sich in noch nicht bearbeiteten Unterkapiteln, sagt Dr. Christian Wacker.

    "Wir wissen zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht, wie wir das darstellen werden, aber es wird in eine Richtung gehen, es wird in eine Richtung gehen, diese Themen auszustellen und umzusetzen."

    Der Eindruck, dass es sich bei der Ausstellung "Mythos Olympia - Kult und Spiele" um ein Projekt handelt, bei dem mit 30 Prozent Finanzierung durch den Bund in Wirklichkeit die Olympia-Bewerbung des Emirats Katar unterstützt wird, wurde heute nicht ausgeräumt. Er hat sich noch verstärkt.