"Wir sind im Schipperskwartier, dem Viertel der Seemänner. Genauer gesagt, sind wir am Platz Sankt Paul. Hier rechts liegt der ganz heiße Teil von Antwerpen. Da sind die ganzen Schaufenster der Prostituierten, die Villa Tinto. Das Viertel ist nicht sehr groß. Es besteht nur aus drei Strassen, aber man kann sich trotzdem verlaufen, weil es 279 Schaufenster sind. Das sind schon ziemlich viele."
Micheline sitzt in einer kleinen Kneipe und trinkt ihren Kaffee. Sie ist in diesem Viertel zuhause. Früher war sie selbst Prostituierte. Heute arbeitet sie im medizinischen Zentrum, das den Frauen kostenlose Dienste anbietet.
Gleich draußen vor der Türe beginnt das Rotlicht-Viertel von Antwerpen. Micheline schlendert an unzähligen Schaufenstern vorbei. Die Dämmerung legt sich langsam über die Stadt. Rote Laternen leuchten den Kunden den Weg.
"Hier sind wir im so genannten Dreieck, überall sind Schaufenster, eines am anderen. Alle Frauen sind im Erdgeschoss in den Schaufenstern, aber die Zimmer sind im ersten Stock. Hier arbeiten Transvestiten, alte Frauen, junge Frauen. Nur echte Männer finden wir hier nicht. Das ist eine Französin, eine Flämin, da sitzt eine Bulgarin ..."
Früher umfasste das Rotlichtviertel 17 Strassen. Aber die Stadt Antwerpen hat im vergangenen Jahr beschlossen, den ältesten Beruf der Welt auf diesen kleinen Bereich zu konzentrieren. Warum, erklärt Joris Wils von der Stadtverwaltung:
"Wir haben hier sehr viel Kriminalität, Menschenhandel, vor allem aus den osteuropäischen Ländern. Deshalb kam immer mehr Protest von den Anwohnern und sie haben sich beim Bürgermeister über diese Zustände beschwert. Deshalb hat die Stadt beschlossen, sich diesem Problem anzunehmen. Prostitution darf also bestehen bleiben, aber sie muss kontrollier- und beherrschbar bleiben."
Das größte Projekt – allerdings eines privaten Investors – ist die Villa Tinto, ein ganzer Tempel für bezahlten Sex. Genau vor einem Jahr wurden hier 51 Schaufenster auf einmal eröffnet.
Das Geschäft ist damit sauberer geworden. Jedes Schaufenster hat einen Alarmknopf und eine Abteilung der städtischen Polizei hat hier ein kleines Büro.
Aber nicht alle sind damit glücklich. Sophie Jekeler von der Brüsseler Organisation Le Nid, die sich für die Rechte der Frauen einsetzt:
"Nicht nur die Villa Tinto, sondern das ganze Viertel, das ist eine unglaubliche Konzentration. Man hat das Gefühl, in einem Disneyland des Sex zu sein, ein Spielzeuggeschäft für Männer mit Frauen in Schaufenstern wie Puppen in Zellophanpapier gewickelt. Es stimmt, dass das Bild der Frau nicht gerade aufgewertet wird."
Wer außerhalb dieser abgegrenzten Zone mit einer Prostituierten erwischt wird, muss 250 Euro Strafe bezahlen. Der Frau wird die Ausübung ihres Jobs in Antwerpen für eine gewisse Zeit verboten.
Aber, so Sophie Jekeler, das bedeute nicht, dass Prostitution außerhalb des Viertels nicht mehr existiere. Denn in die Villa Tinto dürfen nur Frauen mit ordentlichen Papieren. Die meisten Illegalen arbeiten deshalb versteckt und oft unter menschenunwürdigen Bedingungen. Das Verbot hat aber noch ganz andere Folgen:
"Und dann gibt es das Problem der Scheinehen, weil die Frauen, um hier zu arbeiten, unbedingt ordentliche Papiere brauchen. Viele kommen aus Bulgarien, Rumänien oder Afrika, also gehen sie Scheinehen ein. Das ist ein ziemlich perverser Nebeneffekt."
Joris Wils von der Stadt Antwerpen versteht diese Kritik, weist die Verantwortung dafür aber von sich:
"Natürlich haben wir das Problem des Menschenhandels nicht gelöst. Aber wir sind eben nur eine kleine Stadt und wir als Stadt können kein internationales Problem lösen. Wir können nur dafür sorgen, dass die Prostitution in unserer Stadt unter menschenwürdigen Bedingungen von Statten geht."
Und Micheline ist sich zumindest in einem sicher: Das Rotlichtviertel ist aus dem Stadtbild von Antwerpen nicht wegzudenken.
"Ich denke nicht, dass die Stadt das wirklich verstecken will. Denn die Stadtführungen finden auch bei uns statt: Antwerpen, das sind Hafen, Zoo und das Rotlichtviertel. Wir haben hier jedes Wochenende unglaublich viele Touristen: : Frauen, Männer und Kinder."
Micheline sitzt in einer kleinen Kneipe und trinkt ihren Kaffee. Sie ist in diesem Viertel zuhause. Früher war sie selbst Prostituierte. Heute arbeitet sie im medizinischen Zentrum, das den Frauen kostenlose Dienste anbietet.
Gleich draußen vor der Türe beginnt das Rotlicht-Viertel von Antwerpen. Micheline schlendert an unzähligen Schaufenstern vorbei. Die Dämmerung legt sich langsam über die Stadt. Rote Laternen leuchten den Kunden den Weg.
"Hier sind wir im so genannten Dreieck, überall sind Schaufenster, eines am anderen. Alle Frauen sind im Erdgeschoss in den Schaufenstern, aber die Zimmer sind im ersten Stock. Hier arbeiten Transvestiten, alte Frauen, junge Frauen. Nur echte Männer finden wir hier nicht. Das ist eine Französin, eine Flämin, da sitzt eine Bulgarin ..."
Früher umfasste das Rotlichtviertel 17 Strassen. Aber die Stadt Antwerpen hat im vergangenen Jahr beschlossen, den ältesten Beruf der Welt auf diesen kleinen Bereich zu konzentrieren. Warum, erklärt Joris Wils von der Stadtverwaltung:
"Wir haben hier sehr viel Kriminalität, Menschenhandel, vor allem aus den osteuropäischen Ländern. Deshalb kam immer mehr Protest von den Anwohnern und sie haben sich beim Bürgermeister über diese Zustände beschwert. Deshalb hat die Stadt beschlossen, sich diesem Problem anzunehmen. Prostitution darf also bestehen bleiben, aber sie muss kontrollier- und beherrschbar bleiben."
Das größte Projekt – allerdings eines privaten Investors – ist die Villa Tinto, ein ganzer Tempel für bezahlten Sex. Genau vor einem Jahr wurden hier 51 Schaufenster auf einmal eröffnet.
Das Geschäft ist damit sauberer geworden. Jedes Schaufenster hat einen Alarmknopf und eine Abteilung der städtischen Polizei hat hier ein kleines Büro.
Aber nicht alle sind damit glücklich. Sophie Jekeler von der Brüsseler Organisation Le Nid, die sich für die Rechte der Frauen einsetzt:
"Nicht nur die Villa Tinto, sondern das ganze Viertel, das ist eine unglaubliche Konzentration. Man hat das Gefühl, in einem Disneyland des Sex zu sein, ein Spielzeuggeschäft für Männer mit Frauen in Schaufenstern wie Puppen in Zellophanpapier gewickelt. Es stimmt, dass das Bild der Frau nicht gerade aufgewertet wird."
Wer außerhalb dieser abgegrenzten Zone mit einer Prostituierten erwischt wird, muss 250 Euro Strafe bezahlen. Der Frau wird die Ausübung ihres Jobs in Antwerpen für eine gewisse Zeit verboten.
Aber, so Sophie Jekeler, das bedeute nicht, dass Prostitution außerhalb des Viertels nicht mehr existiere. Denn in die Villa Tinto dürfen nur Frauen mit ordentlichen Papieren. Die meisten Illegalen arbeiten deshalb versteckt und oft unter menschenunwürdigen Bedingungen. Das Verbot hat aber noch ganz andere Folgen:
"Und dann gibt es das Problem der Scheinehen, weil die Frauen, um hier zu arbeiten, unbedingt ordentliche Papiere brauchen. Viele kommen aus Bulgarien, Rumänien oder Afrika, also gehen sie Scheinehen ein. Das ist ein ziemlich perverser Nebeneffekt."
Joris Wils von der Stadt Antwerpen versteht diese Kritik, weist die Verantwortung dafür aber von sich:
"Natürlich haben wir das Problem des Menschenhandels nicht gelöst. Aber wir sind eben nur eine kleine Stadt und wir als Stadt können kein internationales Problem lösen. Wir können nur dafür sorgen, dass die Prostitution in unserer Stadt unter menschenwürdigen Bedingungen von Statten geht."
Und Micheline ist sich zumindest in einem sicher: Das Rotlichtviertel ist aus dem Stadtbild von Antwerpen nicht wegzudenken.
"Ich denke nicht, dass die Stadt das wirklich verstecken will. Denn die Stadtführungen finden auch bei uns statt: Antwerpen, das sind Hafen, Zoo und das Rotlichtviertel. Wir haben hier jedes Wochenende unglaublich viele Touristen: : Frauen, Männer und Kinder."