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Nicht lang aber intensiv

Bildung. - Um das deutsche Schulsystem steht es nicht zum Besten. Die Gründe wurden nach den Ergebnissen der PISA-Studie viel diskutiert, im Kern geht es dabei wohl um die Frage, wie man Schüler dazu bringt, besser zu lernen. In Berlin haben diese Woche Experten aus 25 Ländern auf der Tagung "Selbstbild, Motivation und Identität", die am Mittwoch zu Ende ging, Wege zu diesem Ziel diskutiert, darunter auch die Rolle der Hausaufgaben. Mit Ulrich Trautwein vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung sprach Ralf Krauter

    Welche Rolle die Hausaufgaben beim Lernen spielen, untersucht Ulrich Trautwein vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. Er bewertet Hausaufgaben auf zwei Ebenen: auf der Klassenebene und auf der des einzelnen Schülers: "Es gibt relativ wenig Informationen darüber, ob Klassen, wo relativ viel Hausaufgaben aufgegeben werden, besser abschneiden, als die, wo weniger aufgegeben wird. Unsere eigene Forschung zeigt: Häufige Hausaufgaben sind tendenziell förderlich für die Leistung - sehr intensive, also zeitlich aufwändige eher nicht." Diese Ergebnisse, betont Trautwein, seien allerdings nur für den Mathematik-Unterricht bei Siebtklässlern gewonnen worden, auf andere Fächer könne man sie nicht ohne weiteres hochrechnen.

    Auch für den einzelnen Schüler rentieren sich lange Hausaufgaben kaum, fand Trautwein heraus: "Schüler, die lange für Hausaufgaben brauchen, brauchen unter anderem deswegen so lange, weil sie es offensichtlich ineffektiv tun. Dagegen ist es auf der Schülerebene so: Ein Schüler, der sich bei Hausaufgaben sehr anstrengt, steigert im Vergleich zu einem Schüler, der die Aufgaben eher schleifen lässt oder abschreibt, tendenziell seine Leistung." Schüler sollten auch den Nutzen der Hausaufgaben spüren können. Falls die Hausaufgaben ein Schulkind aber überfordern, so sinkt die Motivation, sie wird zur Frustration.

    Umgekehrt haben Erfolge bei der Bewältigung von Hausaufgaben auch Auswirkungen auf zukünftige Aufgaben, erklärt Trautwein: "Und zwar nicht, dass sich die Zeit für die Hausaufgaben verlängert, sondern eher im Gegenteil, dass die Aufgaben sehr gewissenhaft gemacht werden, ohne dass es den Schülerinnen und Schülern besonders schwer fällt." Es ist also offenbar sehr wichtig herauszufinden, wie man Schulkinder am besten beim Lösung von Hausaufgaben unterstützt. "Die Forschung insgesamt hat hier noch viel zu wenig Antworten gebracht", bedauert Trautwein. "Hier auf der Konferenz haben wir sehr interessante Ergebnisse gesehen. Zum einen: Wenn man tatsächlich Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen Klassen vergleicht, ob sie Hausaufgaben machen und wie sehr sie denken, dass die Aufgaben nützlich sind und sie selbst die Hausaufgaben bewältigen können, dann sehen wir systematische Unterschiede zwischen den Klassen. Was genau die Unterschiede ausmacht, da tappen wir teilweise noch im Dunkeln. Offensichtlich ist es auch so, dass Lehrer zum Teil selbst wissen, dass ihre Hausaufgaben nicht optimal sind."

    [Quelle: Ralf Krauter]