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Nicht nur für kleine Einsteins

Bafög, Jobben und die Eltern - das sind wohl die drei verbreitetsten Arten, sein Studium zu finanzieren. Eine vierte Alternative sind Stipendien, wie sie von vielen Stiftungen angeboten werden. Bei der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn zum Beispiel könne sich jeder formlos bewerben, erklärt Stiftungs-Mitarbeiter Adalbert Schlag, indem er einen Lebenslauf und seine Studienleistungen einschickt: "Unsere Kolleginnen hier prüfen dann diese Unterlagen, ob die Voraussetzungen für ein weiteres Bewerbungsverfahren erfüllt sind." Bei den elf großen Stiftungen in Deutschland wie der Friedrich-Naumann- oder der Konrad-Adenauer-Stiftung läuft die Bewerbung ähnlich ab. Neben überdurchschnittlichen Studienleistungen erwarten die parteinahen Stiftungen, dass die Bewerber sich aktiv in den jeweiligen Parteien engagieren oder sich zumindest mit ihnen identifizieren können.

    Bei der Studienstiftung des Deutschen Volkes bewirbt man sich hingegen nicht selber, sondern man wird von einem Professor für ein Stipendium vorgeschlagen. Andere Stiftungen richten sich an spezielle Zielgruppen. So gehen 95 Prozent des Stipendien, die das Evangelische Studentenwerk vergibt, an Mitglieder der evangelischen Kirche. Ebenso fördert das Cusanuswerk vor allem hochbegabte Katholiken, und die Hans-Böckler-Stiftung kümmert sich speziell um Arbeiterkinder und Absolventen des zweiten Bildungswegs.

    Gregor Manthey, Informatik- und Psychologie-Student an der Uni Dortmund hat sich bei der Friedrich-Ebert-Stiftung um ein Stipendium beworben. Er legte seiner Erstbewerbung gleich ein Gutachten eines Vertrauensprofessors bei: "Ich habe einen Psychologieprofessor angesprochen, bei dem ich zu dem Zeitpunkt eine empirische Untersuchung gemacht habe. Ich hatte die Schwierigkeit - das ist in vielen Studiengängen so -, dass man im Grundstudium sehr wenig Kontakt zu Professoren hat und die nicht in der Lage sind, dich adäquat zu beurteilen. Das war bei ihm anders." Nach einigen Wochen erhielt Manthey Post von der Stiftung, und das eigentliche Auswahlverfahren begann. Dafür musste der Student noch zwei Gutachten beschaffen: "Ich habe mir überlegt, wen ich überhaupt ansprechen kann. Ich habe dann einen Professor ausgewählt, den ich aus Vorlesungen kannte und von dem ich wusste, dass er sehr anspruchsvoll ist, aber immer fair wirkte. Als zweiten Professor wählte ich meinen Chef in der Fakultät, wo ich als Hiwi arbeite. Er kannte mich zwar nicht besonders gut, aber er stand zumindest zur Verfügung." Bei beiden musste Manthey mündliche Prüfungen ablegen, dann gab es die Gutachten, die er bei der Stiftung einreichen konnte.

    Im nächsten Bewerbungsschritt führt ein Vertrauensdozent der Stiftung ein persönliches Gespräch mit dem Bewerber. Adalbert Schlag erklärt: "Wenn das Gutachten eindeutig positiv ist, bitten wir den Bewerber noch zu einem Gespräch, in diesem Fall mit einem Mitglied des Auswahlausschusses, denn die letztendliche Entscheidung findet im Rahmen einer Sitzung des Auswahlausschusses statt." Lohn der Mühe für die Auserwählten: Unterstützung etwas über dem Bafög-Satz, 150 Mark Büchergeld pro Monat, überdurchschnittliche Unterstützung bei Auslandssemestern, zahlreiche Seminare der Stiftung zu gesellschaftspolitischen Themen, Hilfe bei der Suche nach Praktikumplätzen und gute Kontakte zu ehemaligen Stipendiaten.

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    Über Stiftungsangebote kann man sich auch bei den Beratungsstellen der eigenen Hochschule informieren. Die FH Fulda hat im Internet eine übersichtliche Liste mit den wichtigsten Stiftungen zusammengestellt.

    Friedrich-Ebert-Stiftung