Archiv


Nicht nur Obst und Gemüse

Schokolade ohne Milchpulver, Steaks ohne Fleisch, Gummibärchen ohne Gelantine - seit acht Jahren verkauft Annette Klietz vegane Lebensmittel in Köln. Ihr Sortiment beginnt dort, wo das Supermarktangebot von Produkten ohne tierische Herkunft endet.

Von Susanne Kuhlmann |
    Mit Espresso und veganen Pralinen beginnt Annette Klietz ihren Tag. Später frühstückt sie am liebsten etwas Herzhaftes. Verzicht sieht wohl anders aus.

    "Ich habe veganen Kochschinken. Ich kann mir aber auch ein Rührei machen aus Tofu, kann, wenn ich es noch deftiger will, ein paar Frankfurter Würstchen dazu braten. So sähe mein deftiges Frühstück aus."

    Tofurührei färbt sie mit ein wenig Kurkuma gelblich und würzt es mit Kräutersalz und angebratenen Zwiebeln.

    "Ich könnte sogar, wenn ich wollte, ein paar vegane Scampi unterheben."

    Oder vegane Wurst dazu essen, die allerdings nicht so rot aussieht wie die aus Fleisch. Ganze Würste gibt es auch, und die findet Annette Klietz…

    "Lecker – ich esse sehr gerne, ich esse auch viel, Essen ist ein Genussmittel für mich, und das ist auch seit meiner veganen Umstellung geblieben. Ich esse wirklich aus Genuss."

    Nur keinen Honig, denn den mag sie nicht. Kunden bemerken allerdings beim veganen Honig keinen geschmacklichen Unterschied.

    "Der wird aus Löwenzahn gemacht. Das hätte auch schon meine Oma gewusst. Da braucht man riesige Mengen. Der wird, simpel ausgedrückt, gekocht und hat wirklich den Geschmack wie Honig."

    Fürs schnelle Mittagessen bietet Annette Klietz in ihrem Laden verschiedene Fertiggerichte an. Sauerkrauteintopf, mexikanischen Bohneneintopf oder Ravioli. Drei bis fünf Euro kosten große Plastikbeutel mit Sojawürfeln in unterschiedlichen Formen und Größen.

    "Das wird einfach mit einer Brühe angesetzt. Ich lasse es ganz gerne einmal aufkochen, drücke es dann aus, damit, wenn ich es anbrate, das Ganze knusprig wird. Es gibt auch rechteckige Sojasteaks. Da mache ich gerne Rouladen draus, aber die kann man auch im Sommer in eine Marinade legen und danach auf den Grill. Sehr preiswert, sehr lange haltbar, wird gerne gebraucht, wenn man für mehrere Personen kocht."

    Im Kühlschrank liegen Packungen mit bratfertigen und gewürzten Portionsstücken aus Tofu.

    "Zum Beispiel Cordon bleu, lecker gefüllt mit veganem Käse. Der schmilzt auch ein bisschen, wenn man es warm macht. Hühnchen süß-sauer in vegan oder ein Döner oder ein Putenschnitzel – also alles vegan. Das ist zum Beispiel das vegane Rinderfilet. Das sind Stückchen, die schaffen es, ehrlich gesagt, gar nicht so sehr in die Pfanne. Die esse ich schon aus der Packung raus. Und ein paar werden dann noch warm gemacht. Aber die schmecken kalt und warm."

    Rund dreißig Käsesorten, zusätzlich vier oder fünf Sorten Schmelzkäse, Fruchtjoghurt, Milch aus Soja, Hafer oder Reis in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen – die Auswahl an Alternativen zu Milch und Milchprodukten ist mittlerweile üppig.

    Bettina Grimma sieht sich zum ersten Mal im Laden um. Sie sucht vegane Sahne, die sich aufschlagen lässt, aber auch Käse.

    "Das ist das Problem, wenn ich unterwegs bin, dass ich mir immer noch lieber ein Käsebrötchen kaufe als ein Brötchen, wo gar nichts drauf ist, weil ich nicht so bin, dass ich Spaß daran hätte, auf viel zu verzichten. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass man alles Mögliche wunderbar kochen kann, was ich mir vorher gar nicht gedacht hätte, weil man nichts drüber weiß. Da denkt man immer: Sahne weglassen, Käse weglassen, Eier weglassen – alles weglassen. Aber eigentlich ist es nicht so."

    Ein Ersatz für Fleisch, Käse und Milch ist nicht unbedingt nötig, findet auch Annette Klietz, selbst wenn die Namen für entsprechende Produkte das nahelegen.

    "Man sollte sich davon freimachen und sagen: Das ist lecker, das schmeckt mir, und das nehme ich."

    So wie Ostereier, Schokolade, Gummibärchen und Teilchen, die im Regal liegen.

    "Das ist ein veganer Amerikaner. Ich habe aber auch köstliche Nougatringe, richtig schöne fette Schokolade obendrauf. Oder eine Nuss-Mandelecke."

    Oder Zitronenkuchen, Marmorkuchen und Backmischungen, die man mit Seidentofu anrührt. Am besten noch mit Schlagsahne dazu: Natur oder mit Kokosgeschmack, wahlweise aus Reismilch oder Sojamilch.

    Geschäfte für Veganer verkaufen übrigens auch Schuhe aus Leinen oder synthetischen Kunststoffen, Hanfwollpullover oder Schals und Tücher aus Nylon und Polyester statt aus Seide.