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Nicht reden, handeln

Eine Woche lang haben sich Jugendliche aus vielen europäischen Ländern in Berlin getroffen zum Europäischen Jugend-Klimagipfel. Ziel war es, dass Jugendliche sich über die Landesgrenzen hinweg über Umweltprobleme austauschen. Dabei war auch kreatives Arbeiten gefragt.

Von Verena Kemna | 03.02.2009
    Diskussionen mit Politikern und Wissenschaftlern, die Filmstudios in Babelsberg, ein Besuch im Institut für Klimafolgenforschung in Potsdam, am Abend Kultur. Eine Woche lang volles Programm für die 100 Jugendlichen aus Island, Kroatien, Frankreich, Deutschland und Polen. Dazwischen immer wieder die Arbeit an den eigenen Drehbüchern. Thomas Frick ist Profi. Er hat die Jugendlichen schon vor dem Treffen in Berlin in ihren Heimatländern besucht und klar gemacht, worum es geht.

    "Alles was man sieht und hört gehört ins Drehbuch, alles was man nicht sieht und hört, schmeißt es raus. Drehbuch ist immer ganz konkret und immer Gegenwart."

    Damian Dulisz aus Polen nickt. Hausunfälle, steht über seinem Skript. Es beginnt damit, dass seine Hauptfigur Martina vergisst das Badewasser abzustellen, am Ende die Katastrophe. Steckdosen funken, die Mikrowelle explodiert, das Handtuch brennt, Martina bricht ohnmächtig zusammen. Damian Dulisz.

    "Sie benutzt zuviel Wasser, Energie, Strom und Heizung und am Ende dreht sich alles das gegen sie."

    Draußen wartet schon der Bus, ein Tag im Institut für Klimafolgenforschung in Potsdam steht auf dem Programm. Immer dabei, Helmut Spiering. Der engagierte Pädagoge hat das Projekt jugend denkt um.welt organisiert, die engagierten Jugendlichen fit gemacht in Sachen Klimaschutz. Am Ende stehen Werbespots, ein Dokumentarfilm, ein Buch.

    "Wir wollen, dass auf dieser Ebene andere weiter arbeiten und sie ermuntern, steckt euch auch Ziele, greift zu den Sternen und macht es noch besser wie wir und dann bin ich zufrieden und glücklich."

    Kurze Pause vor dem Hörsaal im Potsdamer Institut. Felix Hummert aus der 11. Klasse begeistert sich für die Analysen der Wissenschaftler.

    "Gerade auch in dem Hörsaal wurde berichtet, dass hundert Prozent aller Fachberichte sagen, dass wir einen Klimawandel haben, aber in den Tageszeitungen schreiben nur fünfzig Prozent, dass wir ihn haben und fünfzig Prozent verneinen dies und genau das haben wir auch erkannt."

    Auch Daphne, Leonie und Lea aus einem deutsch-französischen Gymnasium bei Versailles haben neue Einblicke. Im direkten Vergleich mit Island, Polen, Kroatien und Deutschland, formulieren sie die Umweltpolitik in der eigenen Heimat so.

    "Die Mentalität ist verschieden. Es ist nicht das gleiche wie in Deutschland. Es gibt ja verschiedene Mülleimer und das gab es bisher in Frankreich gar nicht. Aber die Mentalität in Frankreich ändert sich und das ist eine gute Sache."

    Lehrer Rainer Pohl begleitet seine Schülerinnen aus Frankreich. Auch in den Werbespots werden die Unterschiede deutlich.

    "In den Drehbüchern finden wir kaum Ideen der Angst vor einer möglichen Atomkatastrophe. Dagegen finden wir sehr phantasievolle Ideen wie zum Beispiel in Paris der letzte Baum vor dem Eiffelturm von japanischen Touristen bestaunt wird, wo die Leute nicht mehr den Eiffelturm anschauen sondern den armen letzten Baum, der dort steht."

    Weiter gehts ins meteorologische Museum. Alle befühlen ein nachgebautes melonengroßes Hagelkorn aus Kunststoff. Eineinhalb Kilo Wasser, das größte weltweit gefundene Hagelkorn aus einer Gewitterwolke. Andre Lubinski steht vor den Messgeräten. Der Berufsschüler aus dem polnischen Norden ist beeindruckt.

    "Also mir gefällt es sehr. Es ist sehr schön, alles ist gut organisiert und einfach super."

    Er möchte sich dafür einsetzen, dass der Müll in seiner Heimat nicht im Wald entsorgt wird. Und das nicht nur wegen der deutschen Touristen.

    "Wenn die deutschen Touristen kommen und gehen in den Wald spazieren und überall liegt Müll. Hier zum Beispiel, sehe ich keinen Dreck. Es gibt überall Mülltonnen und bei uns gibt es das nicht."

    Müll ist das Thema in seinem Werbespot. Alle hoffen, dass die zwanzig besten noch in diesem Jahr gedreht werden.

    "Wenn man gewinnt, ist es ein gutes Gefühl, wenn zum Beispiel meine Werbung im Fernsehen läuft. Das ist ein schönes Gefühl."