Friedbert Meurer: Wie lief das denn gestern in den beiden Stadien ab mit dem Nichtraucherappell?
Elisabeth Pott: Das war der allererste Versuch, mit bestimmten Maßnahmen die Menschen, die im Stadion sind, zu bitten, nicht zu rauchen aus Gesundheitsgründen für sie selber, aber auch aus Rücksicht auf andere zum Schutz vorm Passivrauchen, deshalb auch der Slogan "Nimm Rücksicht – Danke fürs Nichtrauchen". Das soll jetzt nicht etwas sein, wo wir in den Fußballstadien mit Verboten beginnen, sondern wo die Leute sensibilisiert werden dafür, dass Rauchen gesundheitsschädlich ist und dass wenn sie rauchen andere mitrauchen müssen. Deshalb wird zunächst in verschiednen Bereichen durch Hinweisschilder in deutscher und englischer Sprache darauf hingewiesen, dass darum gebeten wird, es wird durch Stadionansagen darum gebeten, sich so zu verhalten und nicht zu rauchen und es werden auf den Anzeigetafeln entsprechende Charts gezeigt. Wir wünschen uns natürlich noch etwas mehr, aber dies ist der erste Probelauf und die eigentliche Premiere wird dann bei der Fußballweltmeisterschaft sein.
Meurer: Ob sich gestern jemand daran gehalten hat, können wir wahrscheinlich jetzt noch nicht sagen, Sie auch nicht. Wie soll es denn bei der WM ablaufen nächstes Jahr, ein richtiges Rauchverbot?
Pott: Nein, wir wollen aber ausprobieren, welche Art von Maßnahmen ankommt. Wir denken zum Beispiel, dass es sehr schön wäre, wenn gerade prominente Fußballspieler sich mit in die Kampagne einbinden ließen und diese Stadionansagen nicht nur ganz allgemein gemacht würden, sondern einzelne Spieler, die besonders bekannt sind, sich dafür einsetzen, dass nicht geraucht wird und selber solche Ansagen machen oder für Fotos oder kurze Videoclips zur Verfügung stehen.
Meurer: Früher gab es ja die Kampagne "Keine Macht den Drogen", die, wenn ich das richtig sehe, nicht von Ihrer Behörde stammt, heute heißt das Motto "Kinder stark machen", mit dem Sie Jugendliche vor Suchtgefahren schützen wollen. Warum finden Sie das zweite Motto besser als das erste?
Pott: Weil es mehr deutlich macht, dass es nicht nur um illegale Drogen geht, was der Begriff Droge im ersten Slogan vermittelt und suggeriert. Es geht aber darum, dass deutlich wird, dass Suchtentstehung nicht nur etwas mit einem Stoff zu tun hat und auch gar nicht nur mit einem illegalen, sondern dass es viele Einflussfaktoren gibt und dazu gehört etwa die eigene Persönlichkeit, die Fähigkeit, angebotene Suchtmittel abzulehnen und nein zu sagen, auch einem Gruppendruck mal widerstehen zu können. Fähigkeiten und Fertigkeiten zu entwickeln, um auch mit den Anforderungen des Lebens fertig zu werden, zum Beispiel gewinnen oder verlieren zu lernen, ohne auf Suchtmittel ausweichen zu müssen.
Meurer: Also seelisch gefestigte, starke Kinder sind besser geschützt. Welche Botschaften wollen Sie jetzt über den Sport lancieren, warum arbeiten Sie jetzt mit dem Sport zusammen?
Pott: Weil der Sport der wichtigste Freizeitbereich für Kinder und Jugendliche ist. Über 70 Prozent von Kindern und Jugendlichen sind zumindest zeitweilig im organisierten Sport anzutreffen, das heißt, wir können sie dort besonders gut erreichen. Das zweite ist, der Sport bietet gute Möglichkeiten für Erlebnisse und zum Gewinn von Erfahrungen und das ist viel wichtiger als irgendeine Belehrung. Und das letzte ist, dass die Betreuer und Trainer im Sport Vorbilder sind und Vertrauens- und Bezugspersonen für Kinder und Jugendliche und gerade für solche, die aus schwierigen Verhältnissen kommen. Das sind die Gründe, warum wir gerade mit dem Sport zusammenarbeiten.
Meurer: Wie gehen Sie an die Trainer und Betreuer der Jugendmannschaften und Amateurklubs heran?
Pott: Wir haben Fortbildungsangebote entwickelt und dazu zur Durchführung den ehemaligen Europameister im Hürdenlauf Harald Schmidt gewinnen können, der einerseits selbst Spitzensportler war und gleichzeitig Pädagoge ist und der diese Seminare für uns durchführt und gleichzeitig Botschafter für diese Kampagne ist. Ich denke, dass wir damit einen sehr guten Zugang zu den Trainern und Betreuern gefunden haben, weil der sehr akzeptiert ist und eine hohe Glaubwürdigkeit in dieses Thema hineinbringt.
Meurer: Muss man auch einräumen, dass die Jugendlichen das Rauchen und Trinken erst in manchen Vereinen so richtig lernen, hinterher am Stammtisch im Vereinsheim?
Pott: Es ist völlig richtig, es ist keine Selbstverständlichkeit, dass im Verein nicht geraucht und getrunken wird, es kann auch das Gegenteil der Fall sein. Deshalb ist es so wichtig, die Trainer und Betreuer, die ja den Vereinsalltag gestalten, zu sensibilisieren, fortzubilden, wie sie mit diesen Problemen umgehen und ihnen Handlungsmöglichkeiten zu eröffnen, was sie konkret tun können und dafür gibt es dann zur Unterstützung von uns einen so genannten Vereinsservice, so dass ergänzend zu diesen Fortbildungsangeboten, wenn etwas in die Praxis umgesetzt werden soll, Materialien und Hilfestellungen gegeben werden können.
Meurer: Sie werben für rauchfreie Stadien, weniger Alkohol, gerade auch im Sport – wie kontraproduktiv finden Sie es dann, wenn Sie sehen Fußballspiele im Fernsehen werden von Bierbrauern gesponsert oder die FIFA hat insgesamt für die WM 2006 den internationalen Bierbrauer Anheuser-Busch als großen Sponsor gewonnen. Wie passt das alles zusammen?
Pott: Es ist natürlich erstens mal so, dass egal wo Sie hingehen, ob Sie mit Ärzten, Schulen, Pädagogen, Lehrern zusammenarbeiten, Alkohol ist ein ubiquitäres Phänomen in unserer Gesellschaft, überall wird er getrunken. Sie finden keinen Raum, wo Sie sagen können, da gibt es eine bevorzugte Kooperation, denn der ist garantiert alkoholfrei.
Meurer: Aber muss noch bei Fußballspielen dafür geworben werden?
Pott: Trotzdem sollte bei Sportveranstaltungen nicht dafür geworben werden. Nun sind wir ja seit langen Jahren in der Kampagne "Kinder stark machen" Partner des Deutschen Fußballbundes, aber nicht der FIFA. Der Weltfußballverband hat natürlich seine Sponsoren gesucht und Verträge abgeschlossen, auf die wir keinen Einfluss haben. Trotzdem ist das natürlich nicht schön und gut, aber da sind wir einfach noch nicht so weit, dass wir als Bundeszentrale und Partner des DFB das verhindern könnten.
Elisabeth Pott: Das war der allererste Versuch, mit bestimmten Maßnahmen die Menschen, die im Stadion sind, zu bitten, nicht zu rauchen aus Gesundheitsgründen für sie selber, aber auch aus Rücksicht auf andere zum Schutz vorm Passivrauchen, deshalb auch der Slogan "Nimm Rücksicht – Danke fürs Nichtrauchen". Das soll jetzt nicht etwas sein, wo wir in den Fußballstadien mit Verboten beginnen, sondern wo die Leute sensibilisiert werden dafür, dass Rauchen gesundheitsschädlich ist und dass wenn sie rauchen andere mitrauchen müssen. Deshalb wird zunächst in verschiednen Bereichen durch Hinweisschilder in deutscher und englischer Sprache darauf hingewiesen, dass darum gebeten wird, es wird durch Stadionansagen darum gebeten, sich so zu verhalten und nicht zu rauchen und es werden auf den Anzeigetafeln entsprechende Charts gezeigt. Wir wünschen uns natürlich noch etwas mehr, aber dies ist der erste Probelauf und die eigentliche Premiere wird dann bei der Fußballweltmeisterschaft sein.
Meurer: Ob sich gestern jemand daran gehalten hat, können wir wahrscheinlich jetzt noch nicht sagen, Sie auch nicht. Wie soll es denn bei der WM ablaufen nächstes Jahr, ein richtiges Rauchverbot?
Pott: Nein, wir wollen aber ausprobieren, welche Art von Maßnahmen ankommt. Wir denken zum Beispiel, dass es sehr schön wäre, wenn gerade prominente Fußballspieler sich mit in die Kampagne einbinden ließen und diese Stadionansagen nicht nur ganz allgemein gemacht würden, sondern einzelne Spieler, die besonders bekannt sind, sich dafür einsetzen, dass nicht geraucht wird und selber solche Ansagen machen oder für Fotos oder kurze Videoclips zur Verfügung stehen.
Meurer: Früher gab es ja die Kampagne "Keine Macht den Drogen", die, wenn ich das richtig sehe, nicht von Ihrer Behörde stammt, heute heißt das Motto "Kinder stark machen", mit dem Sie Jugendliche vor Suchtgefahren schützen wollen. Warum finden Sie das zweite Motto besser als das erste?
Pott: Weil es mehr deutlich macht, dass es nicht nur um illegale Drogen geht, was der Begriff Droge im ersten Slogan vermittelt und suggeriert. Es geht aber darum, dass deutlich wird, dass Suchtentstehung nicht nur etwas mit einem Stoff zu tun hat und auch gar nicht nur mit einem illegalen, sondern dass es viele Einflussfaktoren gibt und dazu gehört etwa die eigene Persönlichkeit, die Fähigkeit, angebotene Suchtmittel abzulehnen und nein zu sagen, auch einem Gruppendruck mal widerstehen zu können. Fähigkeiten und Fertigkeiten zu entwickeln, um auch mit den Anforderungen des Lebens fertig zu werden, zum Beispiel gewinnen oder verlieren zu lernen, ohne auf Suchtmittel ausweichen zu müssen.
Meurer: Also seelisch gefestigte, starke Kinder sind besser geschützt. Welche Botschaften wollen Sie jetzt über den Sport lancieren, warum arbeiten Sie jetzt mit dem Sport zusammen?
Pott: Weil der Sport der wichtigste Freizeitbereich für Kinder und Jugendliche ist. Über 70 Prozent von Kindern und Jugendlichen sind zumindest zeitweilig im organisierten Sport anzutreffen, das heißt, wir können sie dort besonders gut erreichen. Das zweite ist, der Sport bietet gute Möglichkeiten für Erlebnisse und zum Gewinn von Erfahrungen und das ist viel wichtiger als irgendeine Belehrung. Und das letzte ist, dass die Betreuer und Trainer im Sport Vorbilder sind und Vertrauens- und Bezugspersonen für Kinder und Jugendliche und gerade für solche, die aus schwierigen Verhältnissen kommen. Das sind die Gründe, warum wir gerade mit dem Sport zusammenarbeiten.
Meurer: Wie gehen Sie an die Trainer und Betreuer der Jugendmannschaften und Amateurklubs heran?
Pott: Wir haben Fortbildungsangebote entwickelt und dazu zur Durchführung den ehemaligen Europameister im Hürdenlauf Harald Schmidt gewinnen können, der einerseits selbst Spitzensportler war und gleichzeitig Pädagoge ist und der diese Seminare für uns durchführt und gleichzeitig Botschafter für diese Kampagne ist. Ich denke, dass wir damit einen sehr guten Zugang zu den Trainern und Betreuern gefunden haben, weil der sehr akzeptiert ist und eine hohe Glaubwürdigkeit in dieses Thema hineinbringt.
Meurer: Muss man auch einräumen, dass die Jugendlichen das Rauchen und Trinken erst in manchen Vereinen so richtig lernen, hinterher am Stammtisch im Vereinsheim?
Pott: Es ist völlig richtig, es ist keine Selbstverständlichkeit, dass im Verein nicht geraucht und getrunken wird, es kann auch das Gegenteil der Fall sein. Deshalb ist es so wichtig, die Trainer und Betreuer, die ja den Vereinsalltag gestalten, zu sensibilisieren, fortzubilden, wie sie mit diesen Problemen umgehen und ihnen Handlungsmöglichkeiten zu eröffnen, was sie konkret tun können und dafür gibt es dann zur Unterstützung von uns einen so genannten Vereinsservice, so dass ergänzend zu diesen Fortbildungsangeboten, wenn etwas in die Praxis umgesetzt werden soll, Materialien und Hilfestellungen gegeben werden können.
Meurer: Sie werben für rauchfreie Stadien, weniger Alkohol, gerade auch im Sport – wie kontraproduktiv finden Sie es dann, wenn Sie sehen Fußballspiele im Fernsehen werden von Bierbrauern gesponsert oder die FIFA hat insgesamt für die WM 2006 den internationalen Bierbrauer Anheuser-Busch als großen Sponsor gewonnen. Wie passt das alles zusammen?
Pott: Es ist natürlich erstens mal so, dass egal wo Sie hingehen, ob Sie mit Ärzten, Schulen, Pädagogen, Lehrern zusammenarbeiten, Alkohol ist ein ubiquitäres Phänomen in unserer Gesellschaft, überall wird er getrunken. Sie finden keinen Raum, wo Sie sagen können, da gibt es eine bevorzugte Kooperation, denn der ist garantiert alkoholfrei.
Meurer: Aber muss noch bei Fußballspielen dafür geworben werden?
Pott: Trotzdem sollte bei Sportveranstaltungen nicht dafür geworben werden. Nun sind wir ja seit langen Jahren in der Kampagne "Kinder stark machen" Partner des Deutschen Fußballbundes, aber nicht der FIFA. Der Weltfußballverband hat natürlich seine Sponsoren gesucht und Verträge abgeschlossen, auf die wir keinen Einfluss haben. Trotzdem ist das natürlich nicht schön und gut, aber da sind wir einfach noch nicht so weit, dass wir als Bundeszentrale und Partner des DFB das verhindern könnten.
