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Nicolas Sarkozy
Katars Botschafter in Frankreich

Gegen Frankreichs Ex-Staatspräsidenten, Nicolas Sarkozy, ist ein offizielles Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Dahinter steht der Verdacht, dass Sarkozy Gelder des libyschen Ex-Diktators Gaddafi erhalten hat. Auch nach Katar hegte Sarkozy enge Bande und mischte bei der Vergabe der Fußball-WM 2022 mit.

Von Hans Woller |
    Nicolas Sarkozy und der der damalige Emir von Katar, Hamad Bin Khalifa Al-Thani, begrüßen sich 2008 beim EU-Mittelmeergipfel.
    Nicolas Sarkozy und der der damalige Emir von Katar, Hamad Bin Khalifa Al-Thani, begrüßen sich 2008 beim EU-Mittelmeergipfel. (EPA)
    Es bleibt ein Mysterium, was genau hinter Nicolas Sarkozys Hang steckte, schon vor 2007 noch als Innenminister und danach als Staatspräsident ein extrem enges Verhältnis zum damaligen Erbprinzen und späteren Emir von Katar zu unterhalten und dem drittgrößten Erdgasproduzenten der Welt innerhalb kürzester Zeit in Frankreich den roten Teppich auszurollen.
    Es sei denn, das große Geld. Kaum war Sarkozy in den Elyseepalast eingezogen, empfing er als ersten Staatsgast überhaupt, den Emir von Katar und sorgte im Jahr darauf mit einem Gesetz dafür, dass Investitionen des Golfstaates in Frankreich von Steuern befreit wurden. Im Gegenzug konnte Präsident Sarkozy schon bald mit Milliardenaufträgen für französische Großkonzerne in Katar glänzen.

    Nicolas Sarkozy wird 2007 als französischer Staatspräsident vom libyschen Führer Moammar Gaddafi in Tripolis begrüßt
    2007 wird Nicolas Sarkozy als französischer Staatspräsident vom libyschen Führer Moammar Gaddafi in Tripolis begrüßt. (dpa / Christophe Guibbaud)
    Ein von Schweigen umgebenes Essen im Elyseepalast
    Und dann gab es das bis heute von Schweigen umgebenes Essen im Elyseepalast am 23. November 2010, zehn Tage vor der Vergabe der WM 2022 nach Katar. Am Tisch: Sarkozy, der für die WM-Vergabe stimmberechtigte UEFA-Präsident Platini, der Emir von Katar und dessen Premierminister, sowie der Präsident des damals krisengeschüttelten Hauptstadtklubs Paris Saint-Germain.
    Zehn Tage später war Katar der Ausrichter der Fußball-WM 2022 und hatte gleichzeitig Paris Saint-Germain, den hoch verschuldeten Lieblingsklub von Präsident Sarkozy gekauft. Alles roch nach einem Deal. Ex-UEFA Chef Platini hat sich zu diesem Vorgang in einem Dokumentarfilm reichlich kryptisch ausgedrückt:
    UEFA-Präsident Michel Platini während des 64. FIFA-Kongresses im June 2014 in Sao Paulo.
    Der ehemalige UEFA-Präsident Michel Platini stimmte für die WM 2022 in Katar. (AFP PHOTO / Fabrice Coffrini)
    "Ich konnte mir damals natürlich vorstellen, dass Frankreich froh wäre, wenn ich für Katar stimme, aber niemand hat das von mir verlangt. Sarkozy hat es mir zu verstehen gegeben. Und vielleicht wusste Sarkozy, dass ich ohnehin für Katar stimmen werde und hat im Namen Frankreichs meine Stimme Katar verkauft, um seinerseits einen Haufen Dinge zu bekommen."
    Blatter bestätigt Sarkozys entscheidende Rolle
    Ex-FIFA-Chef, Sepp Blatter, wahrlich keine moralische Referenz, behauptet seinerseits seit Jahren, Nicolas Sarkozys Rolle sei ganz entscheidend gewesen bei der WM-Vergabe an Katar:
    "Katar hat gewonnen, aufgrund höchster politischer Interventionen von französischer Seite. Das weiß man, das ist bewiesen. Sarkozy und Platini haben das gemacht. Selbst die französische Justiz, die seit einem Jahr die WM-Vergabe 2022 untersucht, hat mich dazu in der Schweiz befragt und niemand stellt in Zweifel, dass es eine Einflussnahme für die Vergabe der WM gegeben hat."
    Ex-Präsident Sarkozys einzige Äußerung zu der Affäre lautet schlicht und einfach: Ich habe nirgendwo eine Rolle gespielt.
    2011 schon hatte aber der frühere FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke offen gesagt, Katar habe die WM 2022 gekauft. Wenig später brachte die große Fußballzeitung "France Football" eine Sondernummer über die Vergabe der WM 22 an Katar heraus.
    Sportministerin wusste von nichts
    Eric Champell, der federführende Journalist dieser Enquete nimmt kein Blatt vor den Mund: "Da hat Staatsräson mitgespielt, Lobbying, Geopolitik. Was Frankreich und Katar angeht, sind wir mitten in der Geopolitik und gleichzeitig im System Sarkozy. Jeder weiß, dass Sarkozy der Botschafter von Katar in Frankreich war, ich denke sogar, die haben seinen Wahlkampf unterstützt und er schuldete ihnen etwas."
    ©Leon Tanguy/MAXPPP - Brazilian superstar Neymar shows his jersey next to Paris Saint Germain's (PSG) Qatari president Nasser Al-Khelaifi during his official presentation at the Parc des Princes stadium on August 4, 2017 in Paris, France. Foto: Leon Tanguy/MAXPPP/dpa |
    Millionen aus dem Emirat: PSG-Präsident Nasser al-Khelaifi neben Neymar nach dessen Rekordtransfer zu Paris Saint-Germain. (MAXPPP)
    Sarkozys damalige Sportministerin, Chantal Jouanno, bestätigte Jahre später: "Es mag schockierend klingen, aber ich war in keiner Weise impliziert, ja nicht mal informiert, was da passiert ist, in Sachen Katar und dem Kauf von Paris Saint-Germain."
    Das Resultat: Katar hat Milliarden in den Hauptstadtclubgepumpt, bis hin zu den 220 Millionen Euro für Neymar, für einen Jahreshaushalt von 500 Millionen Euro gesorgt und Nicolas Sarkozy sitzt weiterhin regelmäßig neben dem katarischen Vereinspräsidenten und Vertrauten des Emirs, Nasser Al-Khelaifi, auf der Ehrentribüne im Prinzenpark.
    Die Verbindungen bestehen bis heute
    Nach Ende von Sarkozys Präsidentschaft 2012, hatte Katar ihm sogar den Vorsitz eines mit einer Milliarde Euro ausgestatteten Investitionsfonds in London angeboten, der dann letztlich nicht zustande kam.
    Aber, so der Essayist und Investigationsjournalist, Nicolas Beau: "Auch nachdem Sarkozy nicht mehr im Amt war, hat er sich immer wieder für Katar eingesetzt – etwa bei teuer bezahlten Konferenzen, wo er drei Mal zu außenpolitischen Themen gesprochen hat, beim ersten Mal in Doha, wo er betonte, dass die WM in Katar stattfinden muss."
    Interessant ist: die richterlichen Auflagen, denen sich Sarkozy jetzt im Rahmen des Ermittlungsverfahrens in Sachen Libyen beugen muss, enthalten unter anderem das Verbot, nach Katar zu reisen.