"Kollegen und Freunde fragen mich immer wieder: 'Was in aller Welt hast Du in Qatar oder Algerien verloren?' Das Gasproblem sei doch eine europäische Angelegenheit und müsse auch auf europäischer Ebene gelöst werden. Das stimmt zwar, aber ich möchte, dass die Niederlande zum Hauptumschlagplatz für Gas in Europa werden – und da muss ich schon selbst sehen, woher ich mein Gas bekomme. Das kann ich nicht Brüssel überlassen!"
Die niederländische Wirtschaftsministerin Maria van der Hoeven über ihre ehrgeizigen Pläne: Aufgrund der strategischen Lage soll in den Niederlanden Gas aus aller Welt eintreffen und von dort aus wieder verteilt werden. Im Rotterdamer Hafen, dem größten Europas, entsteht deshalb gerade ein spezielles Gas-Terminal. Und nördlich von Amsterdam, bei Bergermeer, soll eines der größten unterirdischen Gaslager Europa gebaut werden – zusammen mit der russischen Gasprom und, so erklärt die Ministerin, mit TAQA, dem nationalen Energieunternehmen von Abu Dhabi.
Van der Hoeven selbst reist kreuz und quer durch Welt, um mit gasproduzierenden Ländern ins Geschäft zu kommen. Schon jetzt importieren die Niederländer jedes Jahr zehn Milliarden Kubikmeter Gas. Dabei hätten sie das eigentlich gar nicht nötig: denn das Land ist der größte Gasproduzent der EU. Der Grund liegt in der Provinz Groningen im Nordosten der Niederlande, wo vor 50 Jahren eines der größten Gasfelder der Welt entdeckt wurde. Daneben gibt es mehrere kleinere Felder. Insgesamt können die Niederländer jedes Jahr 70 Milliarden Kubikmeter Gas fördern. Selbst verbrauchen sie davon nur gut die Hälfte, nämlich 40 Milliarden. Der Rest wird in andere EU-Länder exportiert, vor allem nach Deutschland - mit fast 19 Prozent wichtigstes Exportland:
"Aber auch, wenn wir das größte Gasfeld Europas besitzen und andere EU-Länder versorgen: Das heißt noch lange nicht, dass sich die EU jetzt aus der Verantwortung stehlen kann und es versäumt, das eigentliche Problem zu lösen – nämlich das zwischen Russland und der Ukraine! Es geht hier schließlich auch um Vertrauen! Dass sich Handelspartner an gemachte Absprachen halten. Dieses Problem kann nur auf europäischer Ebene gelöst werden. Hier muss die EU als Vermittler auftreten."
Engpässe, die durch diesen Konflikt in der Gasversorgung entstehen, könnten die Niederländer ohnehin nur in bescheidenem Masse kompensieren. Kurzfristig erhöhen jedenfalls ließe sich die nach Deutschland gelieferte Menge an Gas nicht: Wegen der Winterkälte wurde die Obergrenze bereits erreicht; auch ist das Leitungsnetz voll ausgelastet. Für Ministerin van der Hoeven ist es deshalb eine klare Sache:
"Die EU-Länder müssen Kontakte zu anderen gasproduzierenden Ländern intensivieren. Auf nur ein Pferd zu setzen, ist schlecht. Wir müssen dafür sorgen, dass wir nicht nur von einem einzigen Lieferanten abhängig sind."
Das Geschäft mit dem Gas hat die Niederländer reich gemacht: Milliarden fließen dadurch in die Staatskassen, 2008 waren es zehn Milliarden Euro. Doch der Preis, den sie dafür bezahlen, ist hoch: Der Boden über den Gasfeldern senkt sich ab, der Meeresspiegel hingegen steigt. Und das in einem Land, dass ohnehin schon zu einem großen Teil unter Normalnull liegt. Auch kommt es in den Gasförderungsgebieten immer wieder zu Erdbeben.
Außerdem werden die Niederländer ihre eigenen Gasvorräte in spätestens 20 Jahren verbraucht haben. Als alte Handelsnation investieren sie deshalb schon jetzt in gute Beziehungen zu Ländern mit großen Gasvorräten wie Algerien, Kasachstan, Katar, Angola und auch Russland. Wobei sie eine gute Verhandlungsbasis aufzubauen versuchen und es geschickt vermeiden, bloß als Käufer aufzutreten: Algerien zum Beispiel ist interessiert an Techniken zur Erzeugung von Sonnenenergie, an landwirtschaftlichen Produkten wie Milch und auch an Sperma
für Zuchtvieh. Das alles möchte Ministerin van der Hoeven dem Land während ihres Algerienbesuches am Wochenende in Aussicht stellen:
"Echte Zusammenarbeit ist erst dann möglich, wenn man nicht nur fordert, sondern auch etwas zu bieten hat."
Die niederländische Wirtschaftsministerin Maria van der Hoeven über ihre ehrgeizigen Pläne: Aufgrund der strategischen Lage soll in den Niederlanden Gas aus aller Welt eintreffen und von dort aus wieder verteilt werden. Im Rotterdamer Hafen, dem größten Europas, entsteht deshalb gerade ein spezielles Gas-Terminal. Und nördlich von Amsterdam, bei Bergermeer, soll eines der größten unterirdischen Gaslager Europa gebaut werden – zusammen mit der russischen Gasprom und, so erklärt die Ministerin, mit TAQA, dem nationalen Energieunternehmen von Abu Dhabi.
Van der Hoeven selbst reist kreuz und quer durch Welt, um mit gasproduzierenden Ländern ins Geschäft zu kommen. Schon jetzt importieren die Niederländer jedes Jahr zehn Milliarden Kubikmeter Gas. Dabei hätten sie das eigentlich gar nicht nötig: denn das Land ist der größte Gasproduzent der EU. Der Grund liegt in der Provinz Groningen im Nordosten der Niederlande, wo vor 50 Jahren eines der größten Gasfelder der Welt entdeckt wurde. Daneben gibt es mehrere kleinere Felder. Insgesamt können die Niederländer jedes Jahr 70 Milliarden Kubikmeter Gas fördern. Selbst verbrauchen sie davon nur gut die Hälfte, nämlich 40 Milliarden. Der Rest wird in andere EU-Länder exportiert, vor allem nach Deutschland - mit fast 19 Prozent wichtigstes Exportland:
"Aber auch, wenn wir das größte Gasfeld Europas besitzen und andere EU-Länder versorgen: Das heißt noch lange nicht, dass sich die EU jetzt aus der Verantwortung stehlen kann und es versäumt, das eigentliche Problem zu lösen – nämlich das zwischen Russland und der Ukraine! Es geht hier schließlich auch um Vertrauen! Dass sich Handelspartner an gemachte Absprachen halten. Dieses Problem kann nur auf europäischer Ebene gelöst werden. Hier muss die EU als Vermittler auftreten."
Engpässe, die durch diesen Konflikt in der Gasversorgung entstehen, könnten die Niederländer ohnehin nur in bescheidenem Masse kompensieren. Kurzfristig erhöhen jedenfalls ließe sich die nach Deutschland gelieferte Menge an Gas nicht: Wegen der Winterkälte wurde die Obergrenze bereits erreicht; auch ist das Leitungsnetz voll ausgelastet. Für Ministerin van der Hoeven ist es deshalb eine klare Sache:
"Die EU-Länder müssen Kontakte zu anderen gasproduzierenden Ländern intensivieren. Auf nur ein Pferd zu setzen, ist schlecht. Wir müssen dafür sorgen, dass wir nicht nur von einem einzigen Lieferanten abhängig sind."
Das Geschäft mit dem Gas hat die Niederländer reich gemacht: Milliarden fließen dadurch in die Staatskassen, 2008 waren es zehn Milliarden Euro. Doch der Preis, den sie dafür bezahlen, ist hoch: Der Boden über den Gasfeldern senkt sich ab, der Meeresspiegel hingegen steigt. Und das in einem Land, dass ohnehin schon zu einem großen Teil unter Normalnull liegt. Auch kommt es in den Gasförderungsgebieten immer wieder zu Erdbeben.
Außerdem werden die Niederländer ihre eigenen Gasvorräte in spätestens 20 Jahren verbraucht haben. Als alte Handelsnation investieren sie deshalb schon jetzt in gute Beziehungen zu Ländern mit großen Gasvorräten wie Algerien, Kasachstan, Katar, Angola und auch Russland. Wobei sie eine gute Verhandlungsbasis aufzubauen versuchen und es geschickt vermeiden, bloß als Käufer aufzutreten: Algerien zum Beispiel ist interessiert an Techniken zur Erzeugung von Sonnenenergie, an landwirtschaftlichen Produkten wie Milch und auch an Sperma
für Zuchtvieh. Das alles möchte Ministerin van der Hoeven dem Land während ihres Algerienbesuches am Wochenende in Aussicht stellen:
"Echte Zusammenarbeit ist erst dann möglich, wenn man nicht nur fordert, sondern auch etwas zu bieten hat."