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Niederlande
Ellen Fokkema - erste Frau in einem Männerfußballteam

Angebote des niederländischen Frauen-Erstligisten Heerenveen lehnte Ellen Fokkema ab. Nun ist die 19-Jährige die erste Frau, die in einem Herrenteam im niederländischen Amateurfußball spielen wird. Für Fokkema und ihren Verein ist das nur logisch – der Verband sagte nicht sofort ja.

Von Ludger Kazmierczak | 06.08.2020
Ellen Fokkema, die erste Frau in einer ersten Männermannschaft im niederländischen Amateurfußball, mit ihren Teamkollegen Jesper Hoeksma , Erik Cats und Mark Polstra
Ellen Fokkema spielt in der kommenden Saision als erste Frau in einer niederländischen Männermannschaft (Getty Images Europe/Henk Jan Dijks/BSR Agency)
Viel Ballgefühl und technisches Geschick sind die großen Stärken von Ellen Fokkema. Minutenlang hält sie den Ball hoch – mal mit dem Fuß, mal mit dem Knie, dann mit dem Oberschenkel. Schon in der F-Jugend hat sie für ihren Verein, den VV Foarut im friesischen Menaam, die Fußballschuhe geschnürt. Ellen Fokkema: "Ich spiele hier schon seit meinem fünften Lebensjahr. Und ich habe immer mit den Jungs gespielt. Meine Freunde wechseln jetzt alle in die erste Mannschaft, und da habe ich mir gedacht: Warum ich nicht? Und deshalb haben wir beim Verband eine Ausnahmeregelung beantragt."
"Für uns ist das nur logisch"
Und zwar mehrfach. Beim dritten Mal hat der KNVB schließlich Ja gesagt. Die 19-jährige Friesin wird damit in dieser Saison die erste Frau sein, die in einer Herrenmannschaft der Vierten Amateurliga mitkicken darf. Warum auch nicht, sagt Foaruts Vorstandsmitglied Auke Grijpsma: "Für uns ist das eigentlich nie ein Thema gewesen. Weder innerhalb der Mannschaft noch im Vorstand. Es ist toll, dass sie diesen Schritt jetzt macht, aber für uns ist das nur logisch."
In ihrem Club gilt sie als "one oft he boys" – als "einer der Jungs". Die Mittelfeldspielerin ist technisch versiert, kann mit links und rechts schießen und, so Auke Grijpsma, sie ist flink im Kopf: "Sie denkt immer etwas schneller als der Rest. Physisch ist sie den meisten Jungs natürlich unterlegen, aber das kompensiert sie durch ihren Überblick und ihr schnelles Handeln."
Absage an Frauen-Erstligisten Heerenveen
Ein Angebot, ins Frauen-Team des Erstligisten Heerenveen zu wechseln, hat Fokkema gleich zwei Mal abgelehnt. Beim ersten Mal war sie noch nicht mobil und der Weg zu weit, beim zweiten Anruf steckte sie mitten in der Ausbildung zur Krankenschwester. Mit der Profi-Karriere bei den Frauen wird es wohl nichts mehr. Dafür startet sie nun bei den Männern durch. Am 29. August steht das erste Pflichtspiel an – im Pokal gegen Beetgum. Bis dahin bleibt noch Zeit, sich einzuspielen und gegenseitig kennenzulernen.
Fokkema: "Die Hälfte des Teams kenne ich schon. Die fanden es toll, dass ich bleiben kann. Und auch die andere Hälfte reagierte ganz begeistert. Ein paar Neuzugänge waren erstmal überrascht, aber dann fanden sie es auch prima. Deshalb darf ich es probieren." Erst mal für ein Jahr. Danach wird der Verband entscheiden, ob er generell Frauen im Herrenfußball zulassen wird. Den VV Foarut würde es freuen. Wir sind im Jahr 2020, sagt der Vereinsboss, die Zeit sei reif für mehr Diversität im Fußball.