Fluginsekt, schwarz-gelb gestreift, Körperlänge bis zu 20 Millimeter, damit größer als die meisten einheimischen Arten – mit diesem Steckbrief geht man in Japan gegen eine Tierart vor, die dort niemand in der Natur haben will. Doch genau dort breitet sie sich rapide aus. Man versucht, ...
"...möglichst die Population am weiteren Wachsen zu hindern. Lokal vor Ort, in Verbänden, Hausfrauen, Schulkinder, die dann gemeinsam rausgehen im Frühjahr, wenn die Königinnen als erste unterwegs sind, um neue Neststandorte zu suchen. Und hat versucht, sie schlicht zu fangen, von Hand."
Der Biologe Stefan Hotes spricht von einem Insekt, das wir als possierliches und harmloses Tier kennen: von der Europäischen Erdhummel, ständiger Besucher der Blüten unserer Garten- und Balkonpflanzen. In Japan dagegen gilt die Art als gefährlich, als Bedrohung für die einheimische Flora und Fauna. Stefan Hotes erlebte die Ausbreitung der Erdhummel vor Ort. Der Gießener Tierökologe forschte zeitweilig an der Universität von Tokio:
"Sie gilt als sehr effizient für die Bestäubung vieler Blütentypen. Und weil sie relativ leicht zu halten ist, hat es also Firmen in Europa gegeben, die diese Art ausgewählt haben, um sie dann kommerziell zu vermarkten für die Bestäubung in Gewächshäusern."
So kam sie auch nach Japan. 1991. Doch bald büxte sie aus und etablierte sich im Freien. Auf der Insel Hokkaido im Norden Japans. Als eifriger Nektarsammler bevorzugt die Erdhummel Blüten, die besonders viel davon zu bieten haben. Hotes:
"Klee ist also eine Art, die auch wiederum als nicht einheimische Art in Japan mittlerweile weit verbreitet ist. Da findet man also auch immer viele Erdhummeln. So daß man auch so eine gewisse Parallelität zwischen nicht einheimischen Pflanzenarten und der Erdhummel in Hokkaido finden kann."
Ganz Ähnliches spielt sich im übrigen in Neuseeland ab und auf der zu Australien gehörenden Insel Tasmanien. Auch dort sind die importierten Hummeln aus Gewächshäusern geflüchtet und verbreiten sich nun kräftig in natürlichen Ökosystemen. Auf der Fachtagung der Gesellschaft für Ökologie in Giessen sind in dieser Woche auch japanische Wissenschaftler zu Gast. Einer von ihnen versucht, die Ausbreitung der Erdhummel im Computermodell zu simulieren: der Biologe Taku Kadoya vom staatlichen Institut für Umweltstudien in Tsukuba:
"Das Klima auf Hokkaido ist dem in Europa sehr ähnlich. Das hat der Erdhummel sicher geholfen, sich außerhalb der Gewächshäuser in der Natur festzusetzen. Inzwischen ist sie die dominierende Hummel-Art auf Hokkaido und verdrängt die acht heimischen Arten. Sie ist viel durchsetzungsfähiger, und drängt die Bestände der japanischen Hummeln stark zurück."
Die größte Sorge der Ökologen ist, daß sich die Erdhummel am Ende auch in den Naturschutzgebieten Hokkaidos durchsetzt. Das könnte fatale Folgen für einige der seltenen Pflanzenarten dort haben. Kadoya:
"Die ausgewilderten Hummeln haben einen kurzen Rüssel, einige der japanischen Arten dagegen einen langen. Sie sind darauf spezialisiert, Pflanzen mit tiefen Blütenkelchen zu besuchen. Verschwinden sie, dann werden diese Pflanzen nicht mehr bestäubt, denn die Rüssel der Erdhummeln sind zu klein dafür."
Vermutlich ist es schon zu spät, um die Eindringlinge noch aufzuhalten. Die gelegentlichen Einfang-Aktionen verpuffen in ihrer Wirkung. Die Erdhummeln verbreiten sich einfach zu schnell. Laut Stefan Hotes wächst ihr Bestand auf Hokkaido noch immer exponentiell:
"Das wird sicherlich irgendwann dann auch wieder abflachen. Aber das wird unter Umständen dann eben schon zu einem Zeitpunkt sein, wo die befürchteten Effekte auf die Pflanzenarten, auf die einheimischen Hummelarten bereits voll zum Zuge gekommen sein könnten."
"...möglichst die Population am weiteren Wachsen zu hindern. Lokal vor Ort, in Verbänden, Hausfrauen, Schulkinder, die dann gemeinsam rausgehen im Frühjahr, wenn die Königinnen als erste unterwegs sind, um neue Neststandorte zu suchen. Und hat versucht, sie schlicht zu fangen, von Hand."
Der Biologe Stefan Hotes spricht von einem Insekt, das wir als possierliches und harmloses Tier kennen: von der Europäischen Erdhummel, ständiger Besucher der Blüten unserer Garten- und Balkonpflanzen. In Japan dagegen gilt die Art als gefährlich, als Bedrohung für die einheimische Flora und Fauna. Stefan Hotes erlebte die Ausbreitung der Erdhummel vor Ort. Der Gießener Tierökologe forschte zeitweilig an der Universität von Tokio:
"Sie gilt als sehr effizient für die Bestäubung vieler Blütentypen. Und weil sie relativ leicht zu halten ist, hat es also Firmen in Europa gegeben, die diese Art ausgewählt haben, um sie dann kommerziell zu vermarkten für die Bestäubung in Gewächshäusern."
So kam sie auch nach Japan. 1991. Doch bald büxte sie aus und etablierte sich im Freien. Auf der Insel Hokkaido im Norden Japans. Als eifriger Nektarsammler bevorzugt die Erdhummel Blüten, die besonders viel davon zu bieten haben. Hotes:
"Klee ist also eine Art, die auch wiederum als nicht einheimische Art in Japan mittlerweile weit verbreitet ist. Da findet man also auch immer viele Erdhummeln. So daß man auch so eine gewisse Parallelität zwischen nicht einheimischen Pflanzenarten und der Erdhummel in Hokkaido finden kann."
Ganz Ähnliches spielt sich im übrigen in Neuseeland ab und auf der zu Australien gehörenden Insel Tasmanien. Auch dort sind die importierten Hummeln aus Gewächshäusern geflüchtet und verbreiten sich nun kräftig in natürlichen Ökosystemen. Auf der Fachtagung der Gesellschaft für Ökologie in Giessen sind in dieser Woche auch japanische Wissenschaftler zu Gast. Einer von ihnen versucht, die Ausbreitung der Erdhummel im Computermodell zu simulieren: der Biologe Taku Kadoya vom staatlichen Institut für Umweltstudien in Tsukuba:
"Das Klima auf Hokkaido ist dem in Europa sehr ähnlich. Das hat der Erdhummel sicher geholfen, sich außerhalb der Gewächshäuser in der Natur festzusetzen. Inzwischen ist sie die dominierende Hummel-Art auf Hokkaido und verdrängt die acht heimischen Arten. Sie ist viel durchsetzungsfähiger, und drängt die Bestände der japanischen Hummeln stark zurück."
Die größte Sorge der Ökologen ist, daß sich die Erdhummel am Ende auch in den Naturschutzgebieten Hokkaidos durchsetzt. Das könnte fatale Folgen für einige der seltenen Pflanzenarten dort haben. Kadoya:
"Die ausgewilderten Hummeln haben einen kurzen Rüssel, einige der japanischen Arten dagegen einen langen. Sie sind darauf spezialisiert, Pflanzen mit tiefen Blütenkelchen zu besuchen. Verschwinden sie, dann werden diese Pflanzen nicht mehr bestäubt, denn die Rüssel der Erdhummeln sind zu klein dafür."
Vermutlich ist es schon zu spät, um die Eindringlinge noch aufzuhalten. Die gelegentlichen Einfang-Aktionen verpuffen in ihrer Wirkung. Die Erdhummeln verbreiten sich einfach zu schnell. Laut Stefan Hotes wächst ihr Bestand auf Hokkaido noch immer exponentiell:
"Das wird sicherlich irgendwann dann auch wieder abflachen. Aber das wird unter Umständen dann eben schon zu einem Zeitpunkt sein, wo die befürchteten Effekte auf die Pflanzenarten, auf die einheimischen Hummelarten bereits voll zum Zuge gekommen sein könnten."