Die Einsicht, dass auch die Kunst nicht mehr ist, was sie mal war, haben wir uns längst an den Fußsohlen abgelaufen. Nicht nur die Malerei, auch das kleine, bürgerliche Tafelbild ist tot. Na gut, aber was bekommen wir stattdessen? - Darauf kann man sich in Bremen jetzt Antwort holen: 16 kooperative bzw. interaktive Kunstprojekte werden seit 14 Tagen - mobil im öffentlichen Raum – abgespult, demonstrativ vorgehalten oder wie Ostereier versteckt.
Die Künstlerinnen und Künstler sollen – wie es hieß – ihre Themen "in ökologischen und gesellschaftlichen Feldern aufspüren, in der Mode, im Tourismus oder auch in der Geschichte Bremens". Das klingt hübsch innovativ, doch wer sich derzeit in Bremen umschaut, stößt nirgends auf Überraschungen. Da hat zum Beispiel ein Künstler mit Irakern über den Krieg gesprochen und deren relativ einsilbige Antworten mit Kriegsbildern aus westlichen Massenmedien collagiert. Die Resultate finden sich nun auf plakativen Formaten aus kleinen Keramikfliesen im Stadtraum verstreut. Diese plumpe Konfrontation von Vorurteilen und Klischees scheint in der Presse und sogar im Fernsehen längst überwunden.
Eine andere Künstlerin lässt in der Einkaufszone bunte Bildchen der Bremer Stadtmusikanten verteilen. Doch nicht alle vier Tiere sind darauf zu sehen sondern je nur eines: mal der Hahn, mal die Katze - mal der Hund, mal der Esel. Wer bei der Gesellschaft für Aktuelle Kunst nachfragt, erfährt, dass die Haustiere in Istanbul fotografiert wurden. Na gut, aber was lernen wir daraus?
Die künstlerischen Beiträge sollen "vielfältige Formen zwischen Aktion, Performance, Modellprojekt und Skulptur" zeigen, sagen die Kuratoren. Und sie fordern weiter: Die Künstler sollen in "aktiver Zusammenarbeit" so verschiedenen Gruppen, Institutionen und Adressaten integrieren wie (Zitat): "Bremische Bürgerschaft, Bremer Theater und seine Schauspielerinnen, Domgemeinde und Ausländervereine, Schüler, Strafgefangene der Jugendvollzugsanstalt, Bremer Firmen und die Kunsthalle oder einfach nur Passanten in der Stadt." – Wie bitte? Ja, Sie haben richtig gehört: Man wendet sich einfach an alle möglichen Leute.
Doch die bemerken dies eigentlich gar nicht; anwesend sind doch nur die Kunstfreunde; zum Beispiel als sechs Schauspielerinnen, verkleidet als die "berühmtesten großen Männer der Geschichte" Probleme von heute diskutierten; Schauplatz immerhin: Das Plenum der bremischen Bürgerschaft. Nun hätte man sich ja gefreut, wenn dort endlich Mal aktuelle Fragen auf hohem Niveau besprochen worden wären. Aber die – im Auftrage eines Künstlers, doch ohne Regiekonzept – agierenden Damen blödelten und chargierten nur albern herum. Hätten sie doch lieber den Fußboden der Bürgerschaft mit Äxten zertrümmert, dann wäre vielleicht eine Notiz im überregionalen Feuilleton darüber erschienen.
Ratlosigkeit, wohin das Auge blickt in den Angeboten des aufwendigen, selbstverständlich interdisziplinären Projekts. Wo programmatisch die individuelle Autorenschaft aufgegeben wird, sich stattdessen in "kooperativen und arbeitsteiligen Projekten materialisiert", machen sich Dilettantismus und Naivität breit. Die Fähigkeit der Kunst, grundsätzliche Fragen zu stellen und durch offene Prozesse zu ersetzen, scheint verloren zu gehen im Wirrwarr der lustigen Angebote, die sich auf dem Niveau von Blindekuh und Topfschlagen bewegen, also einem netten Kindergeburtstag alle Ehre machen würden.
Dass die ästhetischen Ergebnisse statt im musealen Schutzraum im urbanen Freiraum vorgestellt werden, macht die Sache keineswegs besser. Ist dieser doch ohnehin bis zur Unkenntlichkeit zugestellt mit disparaten Beliebigkeiten aus Werbung, Verkehr und Lifestyle-Notwendigkeiten. Hier geht die Kunst zwischen Beliebigkeit und Langeweile baden.
Niemand ist eine Insel will "keine Ausstellung herkömmlicher Art" sein, sondern Zeiträume und Orte entsprechend der Erfordernisse der einzelnen Kunstprojekte definieren. Leider vertändeln die Künstler diese Chance; sie sind nicht willens oder nicht in der Lage, irgendwelche Definitionen zu geben. Schade: Die alte Hansestadt Bremen bewirbt sich bekanntlich um die Ernennung zur Europäischen Kulturhauptstadt 2010. Für Bremen eine Art lokaler Agenda, für die viel zu tun bleibt. Das Projekt "Niemand ist eine Insel" ist dafür keine gute Referenz.
Die Künstlerinnen und Künstler sollen – wie es hieß – ihre Themen "in ökologischen und gesellschaftlichen Feldern aufspüren, in der Mode, im Tourismus oder auch in der Geschichte Bremens". Das klingt hübsch innovativ, doch wer sich derzeit in Bremen umschaut, stößt nirgends auf Überraschungen. Da hat zum Beispiel ein Künstler mit Irakern über den Krieg gesprochen und deren relativ einsilbige Antworten mit Kriegsbildern aus westlichen Massenmedien collagiert. Die Resultate finden sich nun auf plakativen Formaten aus kleinen Keramikfliesen im Stadtraum verstreut. Diese plumpe Konfrontation von Vorurteilen und Klischees scheint in der Presse und sogar im Fernsehen längst überwunden.
Eine andere Künstlerin lässt in der Einkaufszone bunte Bildchen der Bremer Stadtmusikanten verteilen. Doch nicht alle vier Tiere sind darauf zu sehen sondern je nur eines: mal der Hahn, mal die Katze - mal der Hund, mal der Esel. Wer bei der Gesellschaft für Aktuelle Kunst nachfragt, erfährt, dass die Haustiere in Istanbul fotografiert wurden. Na gut, aber was lernen wir daraus?
Die künstlerischen Beiträge sollen "vielfältige Formen zwischen Aktion, Performance, Modellprojekt und Skulptur" zeigen, sagen die Kuratoren. Und sie fordern weiter: Die Künstler sollen in "aktiver Zusammenarbeit" so verschiedenen Gruppen, Institutionen und Adressaten integrieren wie (Zitat): "Bremische Bürgerschaft, Bremer Theater und seine Schauspielerinnen, Domgemeinde und Ausländervereine, Schüler, Strafgefangene der Jugendvollzugsanstalt, Bremer Firmen und die Kunsthalle oder einfach nur Passanten in der Stadt." – Wie bitte? Ja, Sie haben richtig gehört: Man wendet sich einfach an alle möglichen Leute.
Doch die bemerken dies eigentlich gar nicht; anwesend sind doch nur die Kunstfreunde; zum Beispiel als sechs Schauspielerinnen, verkleidet als die "berühmtesten großen Männer der Geschichte" Probleme von heute diskutierten; Schauplatz immerhin: Das Plenum der bremischen Bürgerschaft. Nun hätte man sich ja gefreut, wenn dort endlich Mal aktuelle Fragen auf hohem Niveau besprochen worden wären. Aber die – im Auftrage eines Künstlers, doch ohne Regiekonzept – agierenden Damen blödelten und chargierten nur albern herum. Hätten sie doch lieber den Fußboden der Bürgerschaft mit Äxten zertrümmert, dann wäre vielleicht eine Notiz im überregionalen Feuilleton darüber erschienen.
Ratlosigkeit, wohin das Auge blickt in den Angeboten des aufwendigen, selbstverständlich interdisziplinären Projekts. Wo programmatisch die individuelle Autorenschaft aufgegeben wird, sich stattdessen in "kooperativen und arbeitsteiligen Projekten materialisiert", machen sich Dilettantismus und Naivität breit. Die Fähigkeit der Kunst, grundsätzliche Fragen zu stellen und durch offene Prozesse zu ersetzen, scheint verloren zu gehen im Wirrwarr der lustigen Angebote, die sich auf dem Niveau von Blindekuh und Topfschlagen bewegen, also einem netten Kindergeburtstag alle Ehre machen würden.
Dass die ästhetischen Ergebnisse statt im musealen Schutzraum im urbanen Freiraum vorgestellt werden, macht die Sache keineswegs besser. Ist dieser doch ohnehin bis zur Unkenntlichkeit zugestellt mit disparaten Beliebigkeiten aus Werbung, Verkehr und Lifestyle-Notwendigkeiten. Hier geht die Kunst zwischen Beliebigkeit und Langeweile baden.
Niemand ist eine Insel will "keine Ausstellung herkömmlicher Art" sein, sondern Zeiträume und Orte entsprechend der Erfordernisse der einzelnen Kunstprojekte definieren. Leider vertändeln die Künstler diese Chance; sie sind nicht willens oder nicht in der Lage, irgendwelche Definitionen zu geben. Schade: Die alte Hansestadt Bremen bewirbt sich bekanntlich um die Ernennung zur Europäischen Kulturhauptstadt 2010. Für Bremen eine Art lokaler Agenda, für die viel zu tun bleibt. Das Projekt "Niemand ist eine Insel" ist dafür keine gute Referenz.