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Nippons kriegerisches Erbe

Egal, wen man fragt unter Tokios politischen Beobachtern, immer wieder tut sich mit Blick auf Japan und China ein Zwiespalt auf: Die politische Aussöhnung hinkt der engen wirtschaftlichen Zusammenarbeit hinterher. Das hat viel mit den Gräueltaten vor und während des Zweiten Weltkriegs zu tun. Gerade die konservativen politischen Führer Japans stünden nicht zur Vergangenheit des Landes, lautet die Kritik im In- und Ausland.

Von Barbara Schmidt-Mattern | 15.08.2006
    Leises Stimmengemurmel, ansonsten aber herrscht feierliche Ruhe vor der Gedenkstätte des Yasukuni-Schreins. Umgeben von Kirschbäumen liegt er mitten im Zentrum von Tokio. Es ist ein weitläufiges grünes Areal mit gestutzten Büschen und peinlich sauberen Gehwegen. Im Herzen der Anlage steht der aus Holz erbaute Schrein mit seinem spitzen Giebeldach. Durch die dunklen Innenräume des heiligen Gebäudes huscht ein Mönch. Draußen im Tageslicht, vor dem Schrein, stehen einige Besucher. Chizuru Hatakenaka, die eine ausländische Gruppe begleitet, erklärt flüsternd das Ritual:

    "Die Menschen glauben an diesen Ort, weil hier die Geister der Soldaten sind. Erst musst Du Dich zweimal verbeugen, dann musst du zweimal in die Hände klatschen, und zum Schluss verbeugst Du Dich noch einmal. Einige Besucher werfen dann noch eine Münze in diesen Holzkasten, als Spende für den Schrein. Das Klatschen bedeutet: Bitte schau mich an, ich bin hier. Mit dem Klatschen versuchen wir die Aufmerksamkeit der Geister auf uns zu lenken."

    Chizuru ist 27 Jahre alt. Ihr Großvater geriet während des Zweiten Weltkriegs in russische Kriegsgefangenschaft und wurde nach Sibirien verschleppt. Mehr weiß die Familie nicht, bis heute spricht der Großvater nicht über diese Zeit, sagt Chizuru. Der Name des Schreins setzt sich aus zwei chinesischen Schriftzeichen zusammen, Yasu und Kuni: Übersetzt bedeutet beides, das Land zu verteidigen und es vor allen Unwägbarkeiten zu schützen.

    "Im Zweiten Weltkrieg setzte Japan Kamikaze-Flieger ein. Wenn also diese Selbstmord-Piloten ihren letzten Flug antraten, dann sagten sie zueinander: Wir treffen uns im Yasukuni-Schrein. Das heißt, seit ihrem Tod ist ihre Seele hier, im Yasukuni-Schrein."

    Vor allem bei den asiatischen Nachbarn gilt Yasukuni als Symbol des japanischen Nationalismus, mehr noch der Greueltaten vor und während des Zweiten Weltkriegs. Nach shintoistischem Glauben ruhen im Yasukuni-Schrein die Seelen Millionen japanischer Kriegsopfer, aber eben auch die von 14 verurteilten Kriegsverbrechern. Darunter auch General Hideki Tojo, der wegen seines eisernen Regiments den Beinamen Kamísori führte, "das Rasiermesser". 1941 hatte Tojo den Befehl für den Angriff auf Pearl Harbor gegeben. Bereits 1937 war der Krieg zwischen Japan und China ausgebrochen, im Massaker von Nanking tötete die japanische Armee 300.000 Chinesen in sechs Wochen. Premierminister Junichiro Koizumi schrecken die Zahlen und ihre Geschichte nicht ab. Seit seinem Amtsantritt 2001 hat er den Yasukuni-Schrein jedes Jahr einmal besucht, auch heute wieder, und damit zum ersten Mal am Jahrestag der Kapitulation Japans im Zweiten Weltkrieg am 15. August 1945. Mit jedem Schrein-Besuch spaltet Koizumi die eigene Bevölkerung und provoziert China und Süd-Korea. Zwischen Peking und Tokio herrscht eine diplomatische Eiszeit. Dennoch rät Yasushi Akashi, langjähriger Mitarbeiter der Vereinten Nationen und Kenner der japanischen Außenpolitik, zur Besonnenheit:

    "Ich glaube, Koizumi mit all seinem Charme ist ein Populist. Und er ist so ein Exzentriker. Eine willkommene Abwechslung von all diesen langweiligen Politikern in diesem Land. Er spielt zwar auf der Klaviatur des Nationalismus, aber trotzdem wäre es von unseren Nachbarn klüger, wenn sie unserem Premierminister nicht sagen würden, was er tun oder lassen soll. Ich sage unseren Nachbarn immer, dass Koizumi die Tendenz hat, genau das Gegenteil dessen zu tun, was man ihm sagt. Sie sollen ihm doch bitte vorschlagen: Gehen Sie in den Yasukuni-Schrein, dann lässt er es vielleicht bleiben."

    Von Populismus ist häufig die Rede, wenn in Japan der Name Koizumi fällt. Bedauern über Japans Kriegsvergehen hat er im Ausland bislang kaum geäußert. Statt dessen verteidigt der Premier unbeirrt seine Schrein-Besuche mit der Erklärung, sie seien rein privat. Dann solle er doch ein Taxi nehmen – halten ihm politische Gegner entgegen. Koizumi aber fährt weiter in der Staatskarosse vor – und gilt in China inzwischen als Persona non grata. Sein letzter Staatsbesuch in Peking liegt Jahre zurück. Gut gestalten sich hingegen die Wirtschaftsbeziehungen. Das japanisch-chinesische Handelsaufkommen erreichte 2005 Rekordwerte. Allein zwischen Januar und März dieses Jahres kamen 38 Prozent aller chinesischen Technologie-Importe aus Japan. Egal ob in der Autoindustrie, der Roboter- oder Umwelttechnik – die nötigen Hightech-Bausteine beziehen die Chinesen am liebsten von den Japanern. Die investieren umgekehrt immer mehr und immer größere Summen im Reich der Mitte, mittlerweile liegen sie im zweistelligen Milliarden-Dollar-Bereich.

    Doch völlige Harmonie herrscht auch in den Wirtschaftsbeziehungen nicht – dafür sind China und Japan längst viel zu große Konkurrenten. So waren die Chinesen in letzter Zeit zögerlich bei der Bestellung des japanischen Schnellzuges Shinkansen. Ob das daran liegt, dass die Chinesen an ihrem eigenen Hochgeschwindigkeits-Zug basteln oder ob es doch das "Made in Japan" ist, das Abwehrreaktionen auslöst – darüber gehen die Meinungen auseinander.

    Der wachsende Wirtschaftsriese China nährt bei den Japanern Ängste. Ein Unbehagen, das Bernhard Zepter, Botschafter der Europäischen Kommission in Tokio, ohnehin schon seit geraumer Zeit beobachtet. Man hört aus japanischem Munde überall nur drei ängstliche Worte, sagt er: China, China, China:

    "Da hat Japan ähnliche Probleme wie wir. Sie stehen unter starker Konkurrenz der Chinesen, aber sie sind auch sehr klug, in der Art und Weise, wie sie die chinesische Karte ökonomisch spielen. Das machen sie hervorragend. Die Japaner investieren sehr viel in China, mehr als wir übrigens. Es gibt über zehntausend japanische Firmen, die in China investiert haben, und die China als verlängerte Werkbank nutzen, um in bestimmten Bereichen sich international zu behaupten, zum Beispiel im Textilbereich aber auch in der Schwerindustrie. Und das gilt nicht nur für die großen Unternehmen, wie das bei uns der Fall ist, sondern auch für die kleinen und mittleren Unternehmen, die natürlich auch durch die geographische Nähe und auch durch die kulturellen Verbindungen, die es letztendlich trotz aller politischen Schwierigkeiten immer mit China gegeben hat und gibt, wesentlich erleichtert."

    Egal, wen man fragt unter Tokios politischen Beobachtern, immer wieder tut sich mit Blick auf Japan und China ein Zwiespalt auf: Die politische Aussöhnung hinkt der engen wirtschaftlichen Zusammenarbeit hinterher. Die Europäische Union, so heißt es aus der EU-Delegation in Tokio weiter, könnte da ein Vorbild sein, und ihr Jahrzehnte langes Bemühen um Aussöhnung und Integration als Modell dienen für den ostasiatischen Raum. Dennoch warnt der EU-Botschafter davor, zu viele Parallelen zu ziehen, gerade wenn es um die Bewältigung der Vergangenheit geht:

    "Man kann die Situation hier in Japan nicht mit der deutschen Situation vergleichen. Das muss man sich immer ins Gedächtnis rufen, wenn man hingeht und sagt: Warum machen die es nicht wie die Deutschen? Die Situation ist anders."

    Ob Japan angemessen mit seiner Vergangenheit umgehe, sei keine Frage, die man dem EU-Botschafter stellen sollte, fährt Bernhard Zepter fort, um dann doch sehr deutlich Stellung zu beziehen:

    "Es gibt in der Tat in Japan inzwischen eine sehr auch emotional geführte Debatte über diese Frage. Wir wünschen uns als Europäer, dass Japan gute Verhältnisse mit seinen Nachbarn herstellt. Wir wollen, dass Japan eine wichtige Führungsrolle hier in diesem Raum spielt. Und da ist alles das, was stört, und was die Nachbarn kritisieren, und was an doch schlimme Ereignisse in der Vergangenheit erinnert, nicht hilfreich."

    Doch neuerdings geschieht einiges, was die Chinesen stört. Auf japanischen Schulhöfen weht wieder die Nationalflagge, Schüler singen in den Klassenzimmern die Nationalhymne – und die Chinesen registrieren all das aufmerksam. Zusätzliches Öl im Feuer ist die revisionistische und beschönigende Tendenz in japanischen Schulbüchern: Immer weniger erfahren Nippons Schüler über die Gräueltaten der japanischen Armee. Die massenhaften Vergewaltigungen chinesischer und koreanischer Trostfrauen, die Verschleppung von Zwangsarbeitern oder die Experimente an Kriegsgefangenen – in manchen Schulbüchern sucht man diese Angaben vergeblich. Andere arbeiten mit ungenauen Opferzahlen oder sprechen von "Vorfall" statt "Massaker". Im Frühjahr 2005 löste der Schulbuchstreit in China schließlich wütende Proteste aus. Korrespondenten berichteten von demolierten japanischen Firmensitzen in Zentralchina, und in der Hauptstadt brannten japanische Flaggen. Bezeichnenderweise griff Pekings Führung bei dieser Kundgebung ausnahmsweise nicht ein. In Japan selbst fördert der Schulbuch-Streit zwiespältige Ansichten zutage. Nachgefragt bei Hideki Osádá, Direktor einer Grundschule im Norden von Tokio:

    "Ich habe doch den Eindruck, dass ein Teil der Kritik an diesen Büchern ein wenig weit hergeholt ist. Einige der kritisierten Beschreibungen weichen nach meinem Eindruck nicht so dramatisch von der Wahrheit ab, wie die Kritiker das behaupten. Ich persönlich glaube, die Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg hat schlimmste Schäden an und in beiden Ländern angerichtet, in China wie auch in Korea. Deshalb ist es wichtig, dass wir unser Bedauern zum Ausdruck bringen, nicht nur durch bloße Rhetorik, durch Logik oder Argumente – diese Entschuldigung muss vom Grunde unseres Herzens kommen."

    Umfragen belegen inzwischen: Die Mehrheit der Japaner will die Erfahrungen aus dem Krieg an jüngere Generationen weitergeben – nur wie offensiv dies geschehen soll, darüber herrscht Uneinigkeit. So kommen von offizieller Seite oft genug widersprüchliche Signale. Dass die japanische Regierung Anfang Juni die Entwicklungshilfe für China wieder freigab, nachdem sie erst im März gesperrt worden war, verstanden viele als eine versöhnliche Geste. Entmutigend hingegen die jüngste Entscheidung des Obersten Gerichtshofs in Tokio: Angehörige chinesischer Kriegsopfer hatten dort Klage gegen die Schreinbesuche von Premier Koizumi eingereicht – ohne Erfolg, die Klage wurde abgewiesen.

    "Ich glaube, die japanische Mentalität unterscheidet sich fundamental von der europäischen. Die Europäer, die Deutschen haben immer sehr klare Vorstellungen, und ihre Taktik ist das Nachdenken über etwas. Mit Japan verhält es sich anders. Es geht nicht so sehr um das rationale Denken, wir betrachten alles eher emotional…"

    Sozo Yokoyama ist ein Kenner der japanischen Seele. Die Mentalität seiner Landsleute ist nach seiner Ansicht der Schlüssel, der viele scheinbare Widersprüche erst verständlich macht:

    "Zumindest ältere Leute sind nicht gerade diskussionsfreudig. Es ist nicht gerade die Stärke der Leute hier, eine Diskussion oder Debatte zu gewinnen. Sie mögen das nicht besonders, denn der Kompromiss und der Anspruch, die Harmonie zu wahren, zählt einfach mehr in der japanischen Gesellschaft. Koizumi, zumal wenn man an seine Position als Premierminister denkt – ist halsstarrig. Wenn er jetzt seine Meinung ändern würde, würde er sein Gesicht verlieren. Also kann er niemals sagen: Ich stimme zu, dass die Besuche im Yasukuni-Schrein falsch sind. Und das wissen die Chinesen genau."

    Manche Erklärung fällt aber auch nüchterner aus. Die liberalkonservative Regierungspartei LDP forciere seit einiger Zeit den Rechtsruck im Lande und wisse damit viele Japaner hinter sich – so schreiben übereinstimmend Zeitungskommentatoren aus dem In- und Ausland. In der Tat: Die LDP rekrutiert einen Gutteil ihrer Wähler aus extrem konservativen Kreisen, unter ihnen die Familien der Kriegsopfer und Veteranen aus dem Zweiten Weltkrieg. Nicht nur ihre Nachkommen, auch viele Soldaten von einst leben noch. Laut Innenministerium gibt es nirgendwo auf der Welt mehr 100-Jährige als in Japan. Akira Tashiro, Redakteur der Tageszeitung Tschugoku Shimbun in Hiroshima, sieht denn die Versäumnisse auch vor allem in der Politik und bei der älteren Generation:

    "Zumindest unsere konservativen politischen Führer wollen eine so genannte japanische Kultur und Tradition erhalten. Aber letztlich stehen sie nicht zu unserer Vergangenheit. Auch einige Beamte, vor allem im Bildungsministerium, sträuben sich, die Wahrheit zu sagen. Warum, das ist sehr schwer zu erklären. Aber, wissen Sie, vielleicht liegt es daran, dass die Japaner bislang immer noch nicht genug Mut haben, sich ihrer Geschichte zu stellen und die Vergangenheit damit hinter sich zu lassen. Sie haben keinen Mut, den nachfolgenden Generationen die Wahrheit zu sagen."

    Die Angst vor Gesichtsverlust, die Scheu vor direkter, auch konstruktiver Kritik, und die Tendenz, Probleme um der Harmonie willen auszusitzen – all diese Eigenschaften wirken in fast jeden öffentlichen Bereich hinein in Japan. Egal ob in der Presse, in Unternehmen, oder in der Politik selbst – offen ausgetragene Kontroversen sind weitgehend tabu. Zudem fehle Japan eine ausgeprägte Zivilgesellschaft, meint Silvia Kofler, Leiterin des Presse- und Informationsdienstes bei der Vertretung der EU-Kommission in Tokio. Politische Stiftungen oder so genannte "Denkfabriken" seien in Japan kaum anzutreffen. So hat Koflers Abteilung es selbst übernommen, eine Publikation über die Geschichte der europäischen Einigung herauszugeben – als Manga, also als Comic. - Weiteres Anzeichen der wenig ausgeprägten Zivilgesellschaft ist das Fehlen einer breit gefächerten Parteienlandschaft in Japan. Die Opposition in der Diet, dem japanischen Parlament, ist traditionell schwach. Abgesehen von einer zehn Monate währenden Ausnahme, stellt die LDP seit fast fünfzig Jahren die Regierung. Die von ihr betriebene konservative Wende im Innern, die manch einer lieber als grassierenden Revisionismus umschreibt, korrespondiert mit einer tiefen Verunsicherung der Japaner in der Außenpolitik.

    "Die japanische Psyche ist voller gemischter Gefühle. Mit Sicherheit auf der Suche nach sich selbst. Die eigene Identität ist derzeit auf dem Prüfstand: Wer sind wir? Und wer wollen wir sein?"

    Tomohiko Taniguchi, stellvertretender Pressechef im Tokioter Außenministerium, sieht Asien mitten in einem großen Wandlungsprozess: Taniguchi denkt dabei vor allem an Indien, China, Taiwan oder Südkorea. Die Umwandlung zwingt zum Umdenken: Japan als lange Zeit Klassenbester zaudert. Und sucht. Früher oder später, sagt Taniguchi, werden wir nichts Besonderes mehr sein, sondern nur noch einer unter vielen – für Nippon sei dies begrüßenswert, aber auch eine psychologische Herausforderung.

    "Zur Zeit gibt es eine lebhafte Debatte, die darum kreist, welche Rolle Japan künftig spielen will und welche nicht. Nämlich nicht mehr den Aggressor gegenüber den Nachbarstaaten, wie man es früher vor und während des Zweiten Weltkriegs war. Aber Japan will seinen Einfluss in der Region natürlich wahren. Damit meine ich allerdings Einfluss in jeder nur erdenklich guten Weise."

    Dass Japan den ideellen Überbau für seine Nachbarschaftspolitik neu definieren muss, hat aber noch ganz andere Gründe. Abgesehen von den Raketen-Tests Nordkoreas schwelt der Streit um die Öl- und Gasvorkommen im Ostchinesischen Meer. Sowohl China als auch Japan erheben darauf Anspruch. Das gesamte Terrain der Energiepolitik bietet viel Zündstoff für die Zukunft. Bereits jetzt macht in Tokio das Wort von einer "ressourcenorientierten Außenpolitik" die Runde. Und dann ist da noch Chinas aggressive Aufrüstungs-Politik, die in Tokio wachsende Nervosität auslöst. Ist es Zufall, dass Japan nun erstmals seit dem Krieg ein offizielles Verteidigungs-Ministerium erhalten soll? Oder dass seit einiger Zeit schon eine Revision des Verfassungs-Artikels 9 im Gespräch ist, der Japan bislang zum Pazifismus verpflichtet? Nach wie vor sind Uniformen in der Öffentlichkeit ein Tabu. Kein Offizier würde es wagen, seine Kaserne zu verlassen, ohne sich vorher umgezogen zu haben. Aber die Zeichen stehen auf Wechsel. In Kürze wird Junichiro Koizumi vom Parteivorsitz und damit auch vom Amt des Premiers zurücktreten, seinen Nachfolger bestimmen die Parteifunktionäre am 20. September. Als aussichtstreichster Kandidat gilt Kabinettsamt-Chef Shinzo Abe, ein enger Vertrauter Koizumis. Die jüngste Nordkorea-Krise, die Abe ständig Fernsehauftritte verschaffte, hat seine Popularitätswerte in die Höhe schießen lassen. China und Südkorea schauen indes mit Unbehagen auf Abe - in Peking und Seoul wird er als ultrarechter Hardliner wahrgenommen. Und obwohl die japanische Wirtschaft auf die Aussöhnung mit China dringt, kommen von Abe wenig versöhnliche Töne. Als neuer Premier, so hat er bereits angekündigt, will auch er den Yasukuni-Schrein besuchen.