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Nische mit Potenzial

An der Uni Augsburg trafen sich am 19. Januar ehemalige Studierende des Instituts für Kanada-Studien und berichteten auf einem öffentlichen Workshop über ihre Karrieren nach dem Studium. Gut zwei Drittel aller Geisteswissenschaftler landen nach dem Magister in eigentlich fachfremden Berufen. Das ist bei den Kanadistik-Studenten nicht anders. In der Regel sind schon die Erstsemester noch nicht auf einen bestimmten Beruf festgelegt, weiß Professor Rainer-Olaf Schulze, Leiter des Augsburger Kanada-Intituts. Bei vielen gab das Interesse für Nordamerika den Ausschlag. "Dann gibt es aber auch solche, die einfach nur kühl rechnen können", meint Schulze. Denn das Kanada-Fachwissen besetzt eine Nische. Diese Nische hat auch Ralf Borchardt genutzt. Heute ist der ehemalige Kanadistik-Student ARD-Korrespondent mit Schwerpunkt Außen- und Verteidigungspolitik. Für ihn markierte Kanada einen Wendepunkt in seiner Laufbahn: "Ich habe als Freier für den Bayerischen Rundfunk gearbeitet, als Wahlen in Kanada waren. Da bin ich auf eigene Faust hin und habe sie dem Programm als Thema angeboten. Das war mein Einstieg in die Auslandskorrespondenz."

    Wer eine interdisziplinäre Geisteswissenschaft wie Kanadistik studiert, kann hinterher in den unterschiedlichsten Bereichen arbeiten - da waren sich die Teilnehmer des Workshops einig. Die Studentin Heike Echterhölter reizte gerade diese Vielfältigkeit: "Im Gegensatz zur Amerikanistik wird nicht nur die Sprache, sondern auch die gesellschaftliche Seite betont." Das Augsburger Institut arbeitet eng mit der kanadischen Regierung zusammen. Am Workshop nahm auch der kanadische Konsul Jon Scott teil: "Augsburg ist das größte Zentrum für Kanadistik in Deutschland, deshalb ist es wichtig hier zu sein." Die Nähe zu Kanada bringt den Studierenden und Absolventen Vorteile, etwa wenn es um Auslandaufenthalte geht. Woran es noch mangelt, ist eine stärkere Praxisorientierung schon im Studium, gibt Ralf-Olaf Schulze zu. Doch daran will man in den kommenden Jahren arbeiten.

    Die Stiftung für Kanada-Studien prämiert im Jahr 2001 erstmals ein wissenschaftliches Einzelwerk zur Kanadistik oder zum breiteren Spektrum der Kanada-bezogenen Forschung mit ihrem neu geschaffenen und mit 2.500 Euro dortierten "Wissenschaftlerpreis 5000". Vorschläge sind bis zum 1.April 2001 einzureichen.

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    Institut für Kanada-Studien Universität Augsburg 86135 Augsburg Tel.:0821 / 598-5177 Fax: 0821 / 598-5669 E-Mail: kanada.institut@phil.uni-augsburg.de