Donnerstag, 16. Mai 2024

Archiv


Nischengeschäft in Gefahr

Ein Gesetzentwurf aus dem Finanzministerium sorgt für Aufregung: Biogene Kraftstoffe sollen danach zukünftig besteuert werden. Für viele kleine Firmen, die ihre Existenz auf die Herstellung und den Verkauf dieser Kraftstoffe aufgebaut haben, würde dies das Aus bedeuten. Auch Autofahrer, die ihren Motor auf Pflanzenöl umgerüstet haben, könnten diese Investition umsonst getätigt haben.

Von Annegret Faber | 24.02.2006
    Thomas Büttner hat seinen Motor auf Pflanzenöl umrüsten lassen:

    "Das ist ein Volkswagen, Baujahr 95, den habe ich 2001 auf Pflanzenöl umbauen lassen."

    6000 DM hat er für die Umrüstung bezahlt. Für ihn ist Pflanzenöl der Kraftstoff der Zukunft, deshalb stand diese Investition für ihn nicht in Frage.

    "Zum einen ist Pflanzenöl ein nachwachsender Rohstoff, der geschlossene Stoffkreisläufe nach sich zieht, das heißt, die CO2-Bilanz ist ausgeglichen und auch die Sauerstoffbilanz, des Weiteren wächst er auf heimischen Feldern und nicht in Krisenregionen."

    Abgesehen von den ideellen Werten, wusste er, dass er das Geld nach 200.000 km wieder eingespielt hat.

    "Teure Alufelgen und eine teure Stereoanlage rechnen sich eh` nicht, ich war eher von dem Sinn und dem Nutzen des Kraftstoffes überzeugt und habe es deshalb umbauen lassen."

    75 Cent kostet der Liter Pflanzenöl momentan. Ab Sommer soll der Kraftstoff teilbesteuert werden - mit 15 Cent pro Liter. So steht es im Entwurf des Gesetzes zur Neuregelung der Besteuerung von Energieerzeugnissen.

    "Ich finde, das ist ein fataler Fehler, dieses Gesetz zu verabschieden, weil man das zarte Pflänzchen der biogenen Kraftstoffe auf einen Schlag zertritt, eigentlich nur auf Grund einer fehlenden Lobby. Ich finde es extrem schade, dass es kommt."

    Bei einer Teilbesteuerung soll es nicht bleiben. In dem Papier steht weiterhin, dass für Pflanzenöl ein gesonderter Gesetzentwurf erarbeitet wird, der zum 1.Januar 2007 in Kraft treten soll. Nach der Aussage von Hans Joseph Fell, Sprecher Energiepolitik von Bündnis 90/Die Grünen, soll Pflanzenöl dann voll besteuert werden.

    "Eine volle Besteuerung, die ja ab nächstem Jahr kommen soll, das ist weit aus mehr als diese 15 Cent, die ja immer wieder in den Zeitungen zitiert werden, da geht es um den Zeitraum Mitte diesen Jahres, sozusagen eine Zwischenstufe zur vollen Besteuerung. Die volle Besteuerung würde den Biokraftstoffen im Markt der Reinkraftstoffe vollständig die Chance nehmen bestehen zu können."

    Pflanzenöl wäre dann teurer als herkömmlicher Sprit. Michel Matke, der Betreiber einer Rapsöltankstelle:

    "Also ich kann das überhaupt nicht begreifen, wenn die Besteuerung kommt, kann ich meine Tankstelle zu machen."

    120 Rapsöltankstellen gibt es in Deutschland. Auch Thomas Büttner glaubt, dass ein Großteil nach der Besteuerung schließen muss.

    "Die Anzahl der Kunden wird zurückgehen und damit wird sich das noch weniger rechnen, mal abgesehen davon, dass das eine ganz schlechte moralische Ausstrahlung hat. Die wenigen Idealisten werden es dann sowieso bleiben lassen, weil ´ne goldene Nase verdient sich eh` keiner mit der Tankstelle. Das sind alles Leute, die das machen, weil sie darin eine gewisse ökologische Sinnhaftigkeit sehen und nicht weil sie Geld damit verdienen wollen."

    Wer seinen Motor auf Pflanzenöl umgerüstet hat, kann auch normalen Diesel tanken. Eine weitere Investition wäre also nicht notwendig. Sollte der CO2-neutrale Kraftstoff ab 2007 voll besteuert werden, will Thomas Büttner trotzdem weiterhin Pflanzenöl tanken.

    "Wenn man etwas für die Umwelt tun will, dann soll man das konsequent tun, um so eher wir weg kommen, generell, von den Fossilen Kraftstoffen, um so besser ist es für alle, wir sehen ja die Konflikte im Nahen Osten, Venezuela, Südamerika. Um so eher man auf heimische Energieträger umsteigt, umso besser, von daher finde ich es konsequent, vollständig auf biogene Kraftstoffe umsteigen als halbgewagte Lösungen."