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Nobelpreis bei Vollmond

In Stockholm werden heute die Nobelpreise feierlich übergeben. Den Physikpreis bekommen die Astronomen Brian Schmidt, Adam Riess und Saul Perlmutter. Sie haben entdeckt, dass sich der Kosmos immer schneller ausdehnt.

Von Dirk Lorenzen |
    Es ist schon sehr passend, dass heute genau Vollmond ist. Denn in den Wochen rund um Vollmond hatten die Preisträger auch Mitte der 90er Jahre Zeit für andere Dinge.

    Damals liefen ihre Beobachtungsprogramme auf Hochtouren. Die Forscher haben extrem lichtschwache Supernova-Explosionen untersucht. Das geht nur in den perfekt dunklen Nächten rund um Neumond. Für die hellen Vollmondnächte haben sich diese Astronomen nicht interessiert.

    Bei Neumond arbeiteten sie an den Teleskopen in aller Welt, bei Vollmond haben sie die Daten ausgewertet. In den hellen Nächten kam also ans Licht, dass das Universum nicht - wie erwartet - mit der Zeit langsamer wird, sondern immer schneller expandiert.

    Die drei Nobelpreisträger haben ein fast bizarres Phänomen entdeckt. Aber sie und alle ihre Fachkollegen haben bis heute keinerlei Erklärung dafür, was das Weltall so auf Trab bringt. Der Nobelpreis in diesem Jahr zeichnet also die Entdeckung des größten Rätsels aus, das es derzeit in der Physik gibt.

    Zwar wird viel über Dunkle Energie, Kosmologische Konstante oder Quintessenz gesprochen - aber damit kaschieren die Forscher letztlich nur, dass sie hinsichtlich physikalischer Erklärungen für die Beschleunigung des Weltalls völlig im Dunkeln tappen.

    Wer auch immer Licht in dieses Dunkel bringt, wird sich bestimmt ebenfalls einen Nobelpreis in Stockholm abholen dürfen - ob bei Vollmond oder nicht.

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    Presseinformation zum Physik-Nobelpreis 2011