Nachdem er mit einigen Wohnbauten an seinen Ideen von ansteigenden Terrassen, von Dächern, die großen Gewächsen gleich gen Himmel ragen und von Räumen, in denen es den Menschen gut geht, gearbeitet hatte, beteiligte er sich 1956 am Wettbewerb für das Opernhaus in Sydney - fast eine Kühnheit. Die ganze prominente Welt reichte ihre Entwürfe ein. Nur dem väterlichen Engagement des Jury-Vorsitzenden Eero Saarinen soll es zu verdanken sein, dass Utzons Beitrag noch einmal aus der zweiten Reihe nach vorn geholt wurde: Es war der Bau mit der glänzenden weißbefliesten Landschaft schwingend segelförmiger Dächer, die zur Ikone australischer Kultur wurde. Aber auch zum Ausgangspunkt der unerfreulichsten Auseinandersetzungen, vor allem um die Kosten der gewagten Konstruktion elliptischer Rotationsformen, die erst während des Bauens ihre statische Existenzfähigkeit bewies - Ove Arup, der Ingenieur, begründete mit diesem Opernhaus seine eigene steile Karriere. Während Utzon nach einem Jahrzehnt die Brocken hinschmiss, den heftig umstrittenen Innenausbau denen überließ, die meinten, mehr davon zu verstehen. Das hat dazu geführt, dass Sydneys Opernhaus, eigentlich ein Mehrzweckbau mit Theaterbühnen und Konzertsaal, als Opernhaus am wenigstens zu gebrauchen ist, Akustik und Orchestermöglichkeiten wurden bald zu einem Problem, das dem Baumeister kaum anzulasten sein dürfte.
Utzon hat nach dem Opernhaus, das derart zu Triumph und Desaster gleichermaßen wurde, nicht mehr sehr viel gebaut, und gerade im eigenen Land kam er, sieht man von einem Typus dänischer Telefonhäuschen und von einem bekannten Möbelhaus ab, relativ wenig zum Zug. Der Pritzker-Preis geht dieses Jahr tatsächlich weniger an ein Lebenswerk als an ein Fanal: An ein fernhin wirkendes Zeichen, das immer neu und einmalig bleiben wird, realisiert mit erstaunlicher Vorstellungskraft von Jörn Utzon.
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