Archiv


Nobelpreiswürdiger Quantensprung

Einstein. – Der zweite große Wurf des Physikgenies war sein Beitrag zur Quantenphysik. In einem weiteren Aufsatz aus dem Jahr 1905 vermutete Einstein, daß Licht unter bestimmten Bedingungen nicht mehr als Welle, sondern als Teilchen auftritt. Heute ist die Existenz der Photonen, der Lichtteilchen Schulwissen, damals brauchte die Fachwelt ganze neun Jahre, um Einsteins Erkenntnis zu akzeptieren. 1921 erhielt er dafür den Nobelpreis.

    Auch hier hatten bereits andere Physiker vorgearbeitet, so Max Planck, der 1900 Licht in Pakete geteilt vermutete. Auch Niels Bohr schlug in dieselbe Kerbe, daß Größen wie Licht und Energie nicht stufenlos, sondern in Stufen verfügbar waren und damit Teilchen-, Quantencharakter hatten. Erst Einstein formte daraus jedoch grundlegende Erkenntnisse.

    Das verhinderte jedoch nicht, daß das Genie mit der weiteren Entwicklung der Quantenphysik nicht einverstanden war. Als in den 20er und 30er Jahren Werner Heisenberg und Erwin Schrödinger mit der Unschärferelation ein Zufallselement in die Physik einführten, grollte Einstein tadelnd: "Gott würfelt nicht." Aktuelle Forschungsergebnisse wie etwa die Teleportation von Quanten, vielmehr die Übertragung ihrer Eigenschaften auf weit entfernte andere Quanten, wie sie der Wiener Physiker Anton Zeilinger bereits mehrfach demonstrierte, wären nicht sehr zur Freude Einsteins. In dieser Beziehung ist die Wissenschaft über das Genie hinweggegangen.

    Einsteins Weigerung die Quantentheorie zu akzeptieren halten viele Experten für den Schlüssel zu seinem Scheitern bei der Erstellung der vereinheitlichten Theorie. Eine einheitliche Theorie, die alle Phänomene der Wirklichkeit erklären und zusammenführen kann, war das erklärte Ziel Einsteins. Ohne den grundlegenden Pfeiler der Quantentheorie jedoch konnte der Bau nicht gelingen. David Groß, Physiknobelpreisträger des Jahres 2004: "Einstein glaubte, die Quantenphysik würde aus seiner Version einer vereinheitlichten Theorie quasi als Ergebnis herauskommen, das war ein Fehler. Heute wissen wir, daß die Quantenphysik Grundpfeiler der Physik und Bestandteil einer neuen vereinheitlichten Theorie ist." Allerdings sind moderne Physiker auch nicht erfolgreicher als Albert Einstein. Die vereinheitlichte Theorie ist immer noch ein großes Ziel, dem man nicht näher gekommen ist.

    [Quelle: Frank Grotelüschen]