Archiv


Noch ein Museum?

Noltze: Wer ist der Mann und was hat er vor?

Carsten Probst im Gespräch |
    Probst: Heiner Bastian ist wohl bekannt in Berlin, auch über Berlin hinaus. Sie erinnern sich vielleicht. Es gab vor zwei Jahren eine große Andy Warhol-Retrospektive. Das war dem Kunstmäzen, dem Kunsthändler und vor allem dem Künstler, Heiner Bastian, zu verdanken, der schon seit Jahrzehnten in Berlin meist im Hintergrund spukt. Er hat unter anderem auch für die Ausstattung des Hamburger Bahnhofes, der Galerie der Gegenwart gesorgt hat.

    Noltze: Nun will er bauen. Was geht uns das an?

    Probst: Heiner Bastian hat eine Vision. Er möchte noch einmal die Diskussion über die aus seiner Sicht vollkommen misslungene Rekonstruktion des alten Berlins nach der Wende entfachen. Für ihn ist das eine Reihe von Frustrationen gewesen. So hat er sich als Privatmann entschlossen, dieses Filetstück aus seinem Privatvermögen zu kaufen. Das ist dieses Baugrundstück, das direkt bei der Museumsinsel von der Stadt Berlin veräußert wurde. Berlin braucht ja Geld und hat dies Grundstück ausgeschrieben. Heiner Bastian hat sich gegen mehrere Bewerber durchgesetzt, unter anderem weil er sich verpflichtet hat, dort einen neuen kulturellen Standort zu schaffen und einen exquisiten Architektenwettbewerb international auszuloben. Teilnehmer an diesem Wettbewerb sind nun pikanterweise einige der in Berlin schon zwar zum Zuge gekommenen, aber aus seiner Sicht noch nicht genügend gewürdigten Architekten, die auch schon in den 90er Jahren in Berlin gebaut haben. Dazu gehört David Chipperfield. Er ist schon durch das Neue Museum auf der Museumsinsel bekannt geworden, das er gerade restauriert. Frank O. Gehry ist durch seine Genossenschaftsbank am Pariser Platz bekannt geworden. Peter Zumthor ist der Architekt, der die Topographie des Terrors baut. Hans Kollhoff ist der unverwüstliche Hochhausbauer, der auch am Potsdamer Platz gebaut hat. Dann gibt es noch einen in Deutschland unbekannten Amerikaner, namens Ron Redzina.

    Noltze: Was schlagen die vor? Wie sehen die Modelle aus? Wie reagieren sie auf ihr möglicherweise neues Gegenüber?

    Probst: Die Auswahl dieser Architekten zeigt die Vorliebe von Heiner Bastian für kubische Formen. Bis auf Hans Kollhoff, der nun eine Art alte Nationalgalerie in Miniausgabe, so einen kleinen Musetempel vorschlägt, halten sich auch die meisten irgendwie an eine kubische Form. Es handelt sich ja um ein Eckgrundstück, also ein relativ kleines Grundstück, das dreigeschossig mit maximal 1.200 Quadratmetern Ausstellungsfläche für Galerien bebaut werden soll. Alle vier anderen, außer Kollhoff, bauen mit Sandstein oder größeren Steinquadern und brechen dann diese kubischen Mauern mit größeren Durchbrüchen auf. Und das ist dann das Entscheidende. Da wiederum ist dann Frank O. Gehry derjenige, der ausschert. Er setzt einen riesigen Betonklotz auf einen kleinen Glassockel. Dieser Klotz ist fensterlos und soll einfach mit verschiedenen dekorativen Skulptural-Elementen behangen werden. Das fällt er so ein bisschen heraus. Aber die anderen präsentieren doch mehr oder weniger kubische Formen mit verschiedenen Arten von Durchbrüchen in verschiedenen Konfigurationen.

    Noltze: Wenn Sie sagen, der Mann habe eine Mission. Was wäre die denn dann? Will er auf diese Museumsinsel hinbauen oder will er dezidiert Modernes und Anderes?

    Probst: Er möchte das Niveau heben. Er hält die Berliner Architekturdebatte der 90er Jahr für im Sande verlaufen und möchte sie wieder neu anregen. Das ist auch ein Grund, warum er diesen Wettbewerb noch nicht entschieden hat. Er stellt ja, und das ist etwas ungewöhnlich, diese Modelle schon vor der Entscheidung zur Diskussion. Er möchte diese Debatte einfach noch einmal anregen, weil er meint, dass es, abgesehen von wenigen 90er-Jahre-Bauten in Berlin, nur Schrott gibt. Er hat heute gesagt, dass es für ihn dogmatische und völlig unpoetische Bauten sind, die in den 90er Jahren entstanden sind. Er möchte einfach ein Zeichen für qualitativ hochstehende Architektur setzen und das an einem Ort, der direkt in der kulturellen Mitte Berlins liegt.

    Link: mehr ...

    731.html