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Noch keine Gefahr

Informationstechnik. - Während die menschlichen Spieler der Fußball-Weltmeisterschaft gerade die Vorrunde hinter sich haben, steht bei den Kickern des Robocup bereits der Weltmeister fest. Die "Trainer" der blechernen Spieler trafen sich jetzt im saarländischen Schloss Dagstuhl zur Manöverkritik. Der Wissenschaftsjournalist Manfred Kloiber erklärt die Diskussionen im Gespräch mit Grit Kienzlen.

23.06.2006
    Kienzlen: Herr Kloiber, was kommt heraus, wenn man die Leistung dieser zweibeinigen Roboter mit der deutschen Nationalelf vergleicht?

    Kloiber: Ja, ich glaube die Erkenntnis, dass es noch ein ziemlich holpriger, steiniger und langwieriger Weg ist, bis Roboter so spielen können, wie es eben die echten Profis tun. Es gibt eine Vision unter den Fußball spielenden Roboterforschern, nämlich die Vision 2050. Die lautet ja, dass dann ein Roboter gegen den amtierenden Weltmeister antreten und nach den Regeln der Fifa spielen werden. Weitsichtig, wie Forscher nun mal sind, lautet die Vision nicht, dass sie auch gewinnen werden. Das Ziel steht aber immerhin, und die Meinung der Experten ist, dass genau die humanoiden Roboter auf zwei Beinen der Schlüssel sind, dass das auch funktionieren wird. Vielleicht aber auch eine Art gemischte Liga aus rollenden Robotern, aus vierbeinigen Robotern, die mehr kriechen und krabbeln und aus den zweibeinigen Robotern, bei der jede Klasse ihre Stärken ausspielen kann, die sie ja unterschiedlicherweise haben. Dabei fehlen noch so Strategien, wie man den Einsatz und die Koordination verschiedener Ressourcen, dazu gehört die Akku-Kapazität, die so ein Roboter ja beachten muss, wie man diese unterschiedlichen Rollen und Ressourcen steuern kann. Und diese Vorstellung fehlt eigentlich noch gänzlich.

    Kienzlen: Wie muss man sich denn heute so ein Spiel vorstellen, kriechen die über das Spielfeld auf Knien, oder wie sieht das aus?

    Kloiber: Nein, nein, die laufen schon auf beiden Beinen. Aber man muss sich das fast so vorstellen wie Marionetten, und zwar ganz, ganz langsame Marionetten. Die hängen zwar nicht an Seilen, aber sie sind sehr schwerfällig, laufen ganz langsam, vorsichtig, das hängt noch damit zusammen, dass eben die Steuerung des Bewegungsapparates extrem kompliziert ist. Und ein Ergebnis ist hier eigentlich, dass die Einsicht hier vorherrscht, dass es jede Menge Optimierungsbedarf bei dieser Steuerung gibt. Bislang wird die ja meist von sogenannten Schrittmotoren angetrieben, die sehr schnell einen Arm oder ein Bein bewegen können. Aber darüber hinaus gibt es ja jetzt auch eine neue Technologie, nämlich dass elektrische Muskeln antreiben. Aber egal, wie der Antrieb funktioniert, dann ist doch immer wieder klar, dass hier jede Menge Gehirnschmalz reingesteckt werden muss, gehen, laufen, stürmen, kicken, das alles muss autonom und perfekt ablaufen können.

    Kienzlen: Bis 2050 ist noch eine ganze Weile Zeit, aber ist an richtiges Fußball spielen überhaupt zu denken?

    Kloiber: Ja, das ist so eine Frage. Die mag keiner beantworten. Man sagt einfach, das ist ein sehr, sehr ambitioniertes, hochgestecktes Ziel und vielleicht erreichen wir es oder vielleicht schaffen wir es doch nicht. Das ist halt der Spieltrieb, den die Forscher hier nach vorne stellen. Es muss jede Menge Anstrengungen darein gesteckt werden, und vor allen Dingen versucht man immer wieder den Schwierigkeitsgrad bei der nächsten Meisterschaft zu erhöhen. Jetzt gibt es beispielsweise einen Trend bei den humanoiden Robotern denen neue Kameras verpasst, und zwar Kameras, die nur sehen können wie die menschlichen Augen. Bislang haben die Rundumsicht. Wenn man aber wie ein Mensch sieht, muss man auch den Oberkörper drehen, wenn man nach dem Ball gucken will. Das führt dann dazu, dass man sich verstärkt Gedanken machen muss darüber, wie man einen gesamten Körper kontrollieren und steuern kann. Das sind so die Herausforderungen, die sich die Roboterforscher hier jetzt geben, damit sie einfach Fortschritte sehen können.