Eine Untersuchungskommission an der Universität Freiburg hat heute neue Ergebnisse vorgestellt, die sie bei der Aufarbeitung des größten wissenschaftlichen Fälschungsskandals der vergangenen Jahre in Deutschland, des Falls Herrmann, gewonnen hat. 1997 waren in Arbeiten des Krebsforschers Friedhelm Herrmann, damals Professor an der Freiburger Uni, Manipulationen aufgefallen, die schließlich zur Einsetzung einer Task Force der Deutschen Forschungsgemeinschaft führten. Auch die Uni Freiburg selbst rief 1997 eine Untersuchungskommission unter der Leitung des Strafrechtsexperten Professor Albin Eser ins Leben. Im vergangenen Jahr hat die Eser-Kommission die Vorgänge ein zweites Mal untersucht, diesmal lag der Schwerpunkt auf möglichen Verstrickungen weiterer Universitätsangehöriger in die Fälschungen. Im Fokus der neuen Untersuchungen stand der Krebsforscher Professor Roland Mertelsmann, Chefarzt der Inneren Medizin I. Denn Mertelsmann ist als Mitautor von 58 Arbeiten der 94 Arbeiten Herrmanns genannt, in denen nachweislich oder wahrscheinlich gefälscht wurde. Eine aktive Mittäterschaft konnte die Eser-Kommission Mertelsmann zwar nicht belegen. Denn Abteilungsleiter werden, auch ohne dass sie an den Arbeiten mitgewirkt haben, ehrenhalber als Mitautoren geführt. Dennoch bleibt der Verdacht der Mitwisserschaft, so Albin Eser: "Falls er trotzdem meint, nichts von den Unregelmäßigkeiten bemerkt zu haben, so muss er in seiner Eigenschaft als Leiter des betroffenen Forschungsbereichs entweder von vorneherein geeignete Kontrollmaßnahmen versäumt oder diese nicht in gebotener Weise ernst genommen haben." In Anbetracht der Vorwürfe empfiehlt Wolfgang Jäger, Rektor der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, dem baden-württembergischen Wissenschaftsminister, ein Disziplinarverfahren gegen Mertelsmann einzuleiten. Außerdem wird er den Klinikvorstand darum bitten, dass Mertelsmann ab sofort keine Verantwortung mehr in der patientenbezogenen klinischen Forschung übernehmen soll. Um derartige Fälle in Zukunft zu unterbinden, müsse man verstärkt Kontrollmechanismen einführen, so Jäger: "Da hat das Klinikum in den vergangenen zwei Jahren schon sehr viel getan. Ich bin der Meinung, dass wir in diesem Bereich weiterhin optimieren und es zum ständigen Thema machen müssen."
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Die Presseerklärung der Eser-Kommission enthält weitere Details zu den beanstandeten Forschungsarbeiten.
Kleine Chronologie des Fälschungsskandals um Friedhelm Herrmann [aus der DLF-Sendung Forschung Aktuell] 24.3.1998: Gegen den Pfusch in der Forschung 21.5.1999: Wissenschaftsmagazin zieht gefälschte Publikationen zurück 19.6.2000: Mehr Fälschungen als angenommen
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