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Nominierungen für Grimme Online Award
Sehr kreativ, aber wenig aktuell

25 herausragende Webangebote sind für den Grimme Online Award 2015 nominiert. Das Recherchebüro "Correctiv" könnte gleich in drei Kategorien gewinnen. Der Astronaut Alexander Gerst ist für seine Tweets von der Internationalen Raumstation nominiert. Die Jury lobt die hohe Qualität der Beiträge, kritisiert aber mangelnde Aktualität.

    Fast 1.400 Bewerbungen seien eingereicht worden, viele von hoher Qualität. "Die Professionalität im Netz ist beachtlich. Ein besonders breites Spektrum alternativer Anbieter zeigt deren Kreativität und Innovationskraft, dies gilt auch für die Entwicklung von Finanzierungskonzepten", sagte die Direktorin des Grimme Instituts, Frauke Gerlach. Allerdings war die Jury nicht in jeder Hinsicht zufrieden - ausdrücklich beklagte sie einen "Mangel an Aktualität in den Einreichungen". "Die meisten großen und relevanten politischen Reizthemen (Überwachung/Bürgerrechte, Freihandel, zunehmende Arm/Reich-Schere...) fanden auch diesmal so gut wie gar nicht statt", kritisierte die Jury. Das sei beunruhigend.
    Die Jury wählt nun bis zu acht Preisträger in den Kategorien Spezial, Information, Wissen und Bildung sowie Kultur und Unterhaltung aus. Das gemeinnützige Recherchebüro "Correctiv" von Journalist David Schraven ist gleich drei Mal nominiert. Das Projekt wird vor allem durch Spenden und Zuwendungen von Stiftungen finanziert und gibt seine Ergebnisse kostenfrei an andere Medien weiter.
    "Astro Alex" nominiert
    Hoffnungen auf einen Preis in der Kategorie "Spezial" kann sich der Astronaut Alexander Gerst machen, der als "Astro Alex" über seine Erlebnisse auf der internationalen Raumstation ISS twitterte. "Alexander Gersts Blick auf die Erde hat in hoher fotografischer Qualität und mit sehr persönlichen, oft unterhaltsam und anrührend geschriebenen Worten immer wieder auf die Verletzbarkeit unseres Planeten hingewiesen", lautete die Begründung. Als völlig neues Format lobte die Jury die "Floskelwolke". Für das Projekt von Journalist Sebastian Pertsch und dem freien Deutschlandfunk-Nachrichtenredakteur Udo Stiehl werden hunderte Webseiten nach Floskeln und Phrasen durchsucht und eine Rangliste erstellt.
    "Tote gefordert" und "humanitäre Katastrophe": Die beiden Journalisten Udo Stiehl und Sebastian Pertsch analysieren täglich, welche Floskeln und Phrasen deutsche Journalisten am häufigsten verwenden. 
    Die "Floskelwolke" - ein Beispiel vom 12.08.2014 (Udo Stiehl & Sebastian Pertsch, Floskelwolke.de)
    Nominiert sind aber auch lange Webreportagen von großen Verlagshäusern und Fernsehsendern. Der "Spiegel"-Journalist Cordt Schnibben arbeitet in dem Projekt "Mein Vater, ein Werwolf" die Nazi-Vergangenheit seines Vaters auf. Der Sender ARTE kann in zwei Kategorien auf einen Preis hoffen - für die Dokumentation "Polar Sea 360°" sowie für "Refugees - 4 Monate, 4 Camps".
    Bis zum 11. Juni läuft zudem die Online-Abstimmung für den Publikumspreis. Die Preisverleihung findet am 18. Juni in Köln statt. Eine Liste aller Nominierten finden Sie auf der Homepage des Grimme-Instituts.
    (hba/ach)