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Nordkorea
Raketentests sorgen für Beunruhigung

Die USA und Südkorea planen ein gemeinsames Militärmanöver und Nordkorea reagiert darauf mit dem Test von zwei Raketen, offenbar als Zeichen der Verärgerung. Weitere Anzeichen sprechen dafür, dass das Regime auch wieder an Atomwaffen arbeitet - die Gespräche  mit den USA sind ins Stocken geraten.

Von Bernd Musch-Borowska | 25.07.2019
Kim sitzt im weißen Sakko in seinem Büro am Schreibtisch und liest den Brief.
Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un (Uncredited / KCNA via KNS / dpa)
Wenige Wochen nach dem Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-Un hat Nordkorea einen neuen Waffentest durchgeführt.
Zwei zunächst nicht genau identifizierte Flugkörper seien in der Nähe von Wonsan an der Ostküste Nordkoreas abgeschossen worden, berichtete die Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf das südkoreanische Verteidigungsministerium. Die Geschosse seien rund 430 Kilometer weit geflogen, hieß es, und dann in das japanische Meer gestürzt, das in Korea koreanisches Ostmeer genannt wird. Angesichts dieser Reichweite könnte es sich um sogenannte Iskander-Raketen russischer Bauart gehandelt haben.
Der Waffentest verstößt gegen mehrere UN-Resolutionen, die Nordkorea den Start von ballistischen Raketen kurzer, mittlerer und langer Reichweite verbieten. Das durch internationale Sanktionen weitgehend isolierte Land hatte in der Vergangenheit auch schon mehrfach Atomwaffen getestet.
Offenbar Zeichen der Verärgerung
Die erneuten Raketentests sind offenbar ein Zeichen für die Verärgerung Nordkoreas über gemeinsame Militärmanöver zwischen den USA und Südkorea. Nach Einschätzung von Experten sei dies vorhersehbar gewesen.
Erst gestern war Trumps Nationaler Sicherheitsberater Jim Bolton in Seoul mit Außenministerin Kang Kyung-Wa zusammengekommen:
"Unser Ziel ist es, die Allianz zwischen den USA und Südkorea zu stärken, die den Frieden in dieser Region so lange aufrechterhalten hat. Ich bin sicher, dass wir es gemeinsam schaffen, die Herausforderungen zu meistern."
Nordkoreas letzte Waffentests fanden im Mai statt. Damals wurden sowohl Kurzstreckenraketen, als auch kleinere Raketen getestet. Vor zwei Tagen hatte die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA berichtet, dass Kim Jong-Un ein großes, neu gebautes U-Boot inspiziert habe. Südkoreanische Verteidigungsexperten interpretierten dies als klares Zeichen dafür, dass Nordkorea sein U-Boot-Raketenprogramm weiter ausbaue.
Kim war erst vor kurzem durch eine Verfassungsänderung offiziell zum Staatschef der Demokratischen Volksrepublik Korea ernannt worden. Sein offizieller Titel lautet Vorsitzender des Staatsrates und mitunter auch Oberster Führer, Supreme Leader.
Gespräche zwischen den USA und Nordkorea stocken
Der jüngste Raketentest gefährdet möglicherweise die Entnuklearisierungsgespräche zwischen Nordkorea und den USA, die ohnehin ins Stocken geraten sind, seit der zweite offizielle Gipfel zwischen Trump und Kim in Hanoi im Februar gescheitert war. Anfang Juli hatten sich die Beiden überraschend in Panmunjom an der Demarkationslinie zwischen Nord- und Südkorea getroffen.
In Japan waren die Reaktionen auf den Raketentest Nordkoreas entspannt. Die Flugkörper seien weit vor den japanischen Hoheitsgewässern ins Meer gestürzt, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf die japanische Regierung. Es habe keine Gefahr für die nationale Sicherheit Japans bestanden.
Südkorea wiederum rief seinen Nachbarn im Norden dazu auf, alle Aktivitäten zu stoppen, die die militärische Entspannung gefährden könnten. In Seoul wurde der nationale Sicherheitsrat einberufen, meldete die Nachrichtenagentur Yonhap.
Erst vor zwei Tagen hatte Südkorea Warnschüsse auf ein russisches Militärflugzeug abgegeben, das in den südkoreanischen Luftraum eingedrungen sein soll. Ob die vermeintliche Luftraumverletzung des russischen Aufklärungsflugzeuges und der nordkoreanische Raketentest in einem Zusammenhang stehen, ist unklar.