Ein norwegisch-russisches Orchester auf dem Kulturfestival Barentsspektakel. Neben Musikern aus Nordnorwegen in korrekten blauen Uniformen sitzen Sinfoniker aus Murmansk. Der Austausch zwischen beiden Ländern ist lebhaft, erzählt Rune Rafaelsen, der im Publikum sitzt. Der Mittfünfziger leitet das Barentssekretariat, das Russen und Norweger zusammen bringt und das Kulturfestival mit finanziert hat. Das war nicht immer so:
"Ich bin in den 50er- bis 70er-Jahren in Kirkenes groß geworden. Damals war die Grenze zu. 1969 kam ich zum ersten Mal in die Sowjetunion, als Teilnehmer eines Sportaustauschs, der eine politische Delegation begleiten durfte. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion hat sich die Lage dramatisch verändert, heute gibt es an die 200.000 Grenzpassagen pro Jahr. Kirkenes ist ein russisches Dorf in Norwegen. Jede vierte Ehe wird mit einem russischen Partner geschlossen."
In der Stadt ist der russische Einfluss deutlich zu spüren. Mittlerweile sind 15 Prozent der Einwohner von Kirkenes russisch. Die Straßennamen sind auf Norwegisch und Russisch geschrieben, im modernen Einkaufszentrum hört man ein munteres Sprachgemisch. Russen von der Halbinsel Kola kommen zum Shoppen, viele Verkäufer sind zweisprachig, erzählt Jana Jalovskaja. Die 26-Jährige ist gebürtige Russin und zog mit ihrer Mutter vor zehn Jahren her. Sie führt ein Bekleidungsgeschäft:
"70 Prozent unserer Kunden sind Russen, denn die Preise hier sind niedriger als in Russland, vor allem für Kleider und Essen. Wenn ich als Geschäftsführerin Personal brauche, suche ich immer zweisprachige Verkäufer. Die finde ich problemlos in Kirkenes, das auch als Klein-Murmansk bezeichnet wird. Jeder dritte, den ich treffe, ist russisch."
Vor allem in serviceorientierten Branchen wie der Gastronomie und dem Hotelwesen haben deutlich mehr als die Hälfte der Unternehmen auf norwegischer Seite russische Mitarbeiter. Das liegt am Einkaufstourismus, der Richtung Norwegen sehr viel stärker ist als in die umgekehrte Richtung.
Motor der Zusammenarbeit auf politischer Ebene ist das staatliche Barentssekretariat. Finanziert vom norwegischen Außenministerium, fördert es nicht nur Grenzprojekte wie das Barentsspektakel, das Künstler aus Norwegen, Finnland und Russland zusammen bringt. Es unterstützt auch die Sprache und Kultur der Urbevölkerung der Saami im Grenzgebiet.
Immerhin eine halbe Milliarde Euro hat Norwegen seit dem Start der Barentsregion 1993 dafür ausgegeben. Zum Sekretariat gehört die Internetzeitschrift Barentsobserver. Norwegische Redakteure und Kollegen in Büros auf der russischen Seite berichten auf englisch über die Entwicklung in der Region. Die Themen sind vielfältig, sagt Herausgeber Thomas Nilsen:
"Unsere Hauptaufgabe ist, zu berichten, was in Nordeuropa und Nordwestrussland passiert, sowohl für europäische wie für russische Leser. Kultur und Völkerverständigung sind der Grundstein der positiven Entwicklung der letzten 20 Jahre. Was Olga und Ivan, Ola und Karin machen, wie die Zusammenarbeit funktioniert, ist unser täglich Brot. Sicherheitspolitik und Wirtschaft sind weitere Sparten."
1993 wurde die Barentsregion mit der ersten Kirkenesdeklaration als politisches Konstrukt ins Leben gerufen. Heute ist die stärkere Zusammenarbeit zwischen den nordischen Staaten und Russland Wirklichkeit geworden. Meldungen von neuen Rohstoffvorkommen wie dem Ölfeld in der Barentssee Mitte Januar stärken den Zukunftsglauben, sagt Rune Rafaelsen. Die gute Wirtschaftsentwicklung werde langfristig den gesellschaftlichen Wandel in Russland weiter befördern.
"Die wichtigste Garantie für Stabilität in dieser Region, das sind große gemeinsame Industrieprojekte. Nordstream, die Gasleitung, die Russland und Deutschland durch die Ostsee verlegt haben, ist dafür ein gutes Beispiel. So etwas würde ich gern auch hier im Norden sehen."
"Ich bin in den 50er- bis 70er-Jahren in Kirkenes groß geworden. Damals war die Grenze zu. 1969 kam ich zum ersten Mal in die Sowjetunion, als Teilnehmer eines Sportaustauschs, der eine politische Delegation begleiten durfte. Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion hat sich die Lage dramatisch verändert, heute gibt es an die 200.000 Grenzpassagen pro Jahr. Kirkenes ist ein russisches Dorf in Norwegen. Jede vierte Ehe wird mit einem russischen Partner geschlossen."
In der Stadt ist der russische Einfluss deutlich zu spüren. Mittlerweile sind 15 Prozent der Einwohner von Kirkenes russisch. Die Straßennamen sind auf Norwegisch und Russisch geschrieben, im modernen Einkaufszentrum hört man ein munteres Sprachgemisch. Russen von der Halbinsel Kola kommen zum Shoppen, viele Verkäufer sind zweisprachig, erzählt Jana Jalovskaja. Die 26-Jährige ist gebürtige Russin und zog mit ihrer Mutter vor zehn Jahren her. Sie führt ein Bekleidungsgeschäft:
"70 Prozent unserer Kunden sind Russen, denn die Preise hier sind niedriger als in Russland, vor allem für Kleider und Essen. Wenn ich als Geschäftsführerin Personal brauche, suche ich immer zweisprachige Verkäufer. Die finde ich problemlos in Kirkenes, das auch als Klein-Murmansk bezeichnet wird. Jeder dritte, den ich treffe, ist russisch."
Vor allem in serviceorientierten Branchen wie der Gastronomie und dem Hotelwesen haben deutlich mehr als die Hälfte der Unternehmen auf norwegischer Seite russische Mitarbeiter. Das liegt am Einkaufstourismus, der Richtung Norwegen sehr viel stärker ist als in die umgekehrte Richtung.
Motor der Zusammenarbeit auf politischer Ebene ist das staatliche Barentssekretariat. Finanziert vom norwegischen Außenministerium, fördert es nicht nur Grenzprojekte wie das Barentsspektakel, das Künstler aus Norwegen, Finnland und Russland zusammen bringt. Es unterstützt auch die Sprache und Kultur der Urbevölkerung der Saami im Grenzgebiet.
Immerhin eine halbe Milliarde Euro hat Norwegen seit dem Start der Barentsregion 1993 dafür ausgegeben. Zum Sekretariat gehört die Internetzeitschrift Barentsobserver. Norwegische Redakteure und Kollegen in Büros auf der russischen Seite berichten auf englisch über die Entwicklung in der Region. Die Themen sind vielfältig, sagt Herausgeber Thomas Nilsen:
"Unsere Hauptaufgabe ist, zu berichten, was in Nordeuropa und Nordwestrussland passiert, sowohl für europäische wie für russische Leser. Kultur und Völkerverständigung sind der Grundstein der positiven Entwicklung der letzten 20 Jahre. Was Olga und Ivan, Ola und Karin machen, wie die Zusammenarbeit funktioniert, ist unser täglich Brot. Sicherheitspolitik und Wirtschaft sind weitere Sparten."
1993 wurde die Barentsregion mit der ersten Kirkenesdeklaration als politisches Konstrukt ins Leben gerufen. Heute ist die stärkere Zusammenarbeit zwischen den nordischen Staaten und Russland Wirklichkeit geworden. Meldungen von neuen Rohstoffvorkommen wie dem Ölfeld in der Barentssee Mitte Januar stärken den Zukunftsglauben, sagt Rune Rafaelsen. Die gute Wirtschaftsentwicklung werde langfristig den gesellschaftlichen Wandel in Russland weiter befördern.
"Die wichtigste Garantie für Stabilität in dieser Region, das sind große gemeinsame Industrieprojekte. Nordstream, die Gasleitung, die Russland und Deutschland durch die Ostsee verlegt haben, ist dafür ein gutes Beispiel. So etwas würde ich gern auch hier im Norden sehen."